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WÜRZBURG
56 Jahre, Gehirnblutung: Der typische Organspender
Die Wirtschaftsjunioren im Transplantationszentrum Würzburg mit dem Vorsitzenden Steffen Vogel und einem Teil des Professorenteams des Transplantationszentrums der Uniklinik Würzburg; unter anderem Prof. Dr. Ingo Klein (links), Prof. Dr. Andreas Geier (3. von rechts) und dem ärztlichen Direktor des Universitätsklinikums Prof. Dr. Christoph Reiners (am Bildrand rechts).
Foto: Privat | Die Wirtschaftsjunioren im Transplantationszentrum Würzburg mit dem Vorsitzenden Steffen Vogel und einem Teil des Professorenteams des Transplantationszentrums der Uniklinik Würzburg; unter anderem Prof. Dr.
Redaktion
 |  aktualisiert: 15.12.2020 15:27 Uhr

Im Rahmen ihrer Aktionsreihe „Wahre Helden spenden Blut“ haben die IHK-Wirtschaftsjunioren kürzlich das Transplantationszentrum der Uni-Klinik in Würzburg besucht, um sich vor Ort über das Thema Organspende aus erster Hand zu informieren. Empfangen wurden die Delegation vom Professorenteam des Transplantationszentrums, angeführt vom ärztlichen Direktor der Uniklinik, Professor Dr. Christoph Reiners.

Die Bereitschaft der Professorenriege, den WJ-lern zur Verfügung zu stehen, hatte auch damit zu tun, das Kreissprecher Steffen Vogel als Mitglied des Bayerischen Landtags im Ausschuss für Gesundheit und Pflege Berichterstatter für das Thema Organspende der CSU-Landtagsfraktion ist.

Prof. Dr. Reiners stellte zunächst die Uni-Klinik als größten Arbeitgeber Würzburgs mit 6200 Mitarbeitern vor. „Über 55 000 Patienten wurde 2013 bei uns behandelt und wir sind stolz darauf, die einzige Uni-Klinik in Bayern zu sein, die schwarze Zahlen schreibt“, so der ärztliche Direktor der Uni-Klinik. Nicht ohne Stolz verwies Prof. Dr. Reiners darauf, dass das Magazin Focus die Uni-Klinik in Würzburg zu den zehn besten Kliniken Deutschlands zählt. Prof. Dr. Ingo Klein und Prof. Dr. Andreas Geier vom Leberzentrum Würzburg wiesen in ihrer Präsentation auf die Anzahl der durchgeführten Lebertransplantationen in Würzburg und das im bundesdeutschen Vergleich sehr erfolgreiche Transplantationsprogramms der Uniklinik Würzburg hin.

Interessant war dabei zu erfahren, dass bei Lebertransplantationen – anders als bei Nierentransplantationen – nach Dringlichkeit selektiert wird. „Das hängt damit zusammen, dass es für die natürliche Funktion der Niere mit der Dialyse eine Ersatzmöglichkeit besteht, die es bei der Leber so nicht gibt“, erklärte Direktor Prof. Dr. Hubertus Riedmiller von der Urologie der Würzburger Uniklinik.

Die Wartezeit für eine Leber dauert deshalb meist nur wenige Monate, während es bei der Niere mehr darauf ankomme wie lange man auf der Warteliste steht. In Würzburg wurden so seit September 2011 26 Lebertransplantationen mit einer durchschnittlichen Wartezeit von 5,7 Monaten durchgeführt. Auf der aktuellen Warteliste in Würzburg seien 30 Patienten mit einem Durchschnittsalter von 52,9 Jahren.

Ein wichtiges Thema des Besuchs war die niedrige Zahl an Spendern unter anderem auch auf Grund des Göttinger Organspendeskandals. So würden deutschlandweit jeden Tag mindestens drei Menschen sterben, denen eine Organspende das Leben gerettet hätte. Allein in Bayern warten mehr als 2400 Menschen auf ein Spenderorgan, bundesweit mehr als 11 000 Bürger.

Während in Spanien pro eine Million Einwohner 40 oder in Kroatien 34 Spender vorhanden sind, sind es in Deutschland nur noch 10,9, was alarmierend sei, so Prof. Riedmiller. Die Zahl der Organtransplantationen in Deutschland sei unter 900 pro Jahr und damit um über 400 zurückgegangen. Während in Bayern 2011 noch 189 Organe transplantiert wurden, waren es in 2013 nur noch 118. Die Professoren forderten dabei eine große Aufklärungskampagne von Seiten der Politik und der Krankenkassen. So würden viele Menschen immer noch glauben, dass sie oder Angehörige im Krankenhaus vorschnell für tot erklärt würden, um an ihre Organe zu kommen.

„Der typische Organspender ist nicht der 18-jährige Motorradfahrer, sondern 56 Jahre alt und wegen einer Gehirnblutung gestorben. Wenn einem Menschen Organe entnommen werden, so muss der Hirntod von zwei Ärzten festgestellt werden“, so die Professoren.

Die Spezialisten halten die Einführung eines zentralen Organspenderregisters für äußerst sinnvoll. Bedauerlich sei, so die Ärzte, dass bei den von der Uni-Klinik initiierten regionalen Organspenderkonferenzen, die kleinen Krankenhäuser aus der Region nur wenig Interesse an dem Thema hatten.

Kreissprecher Steffen Vogel kündigte an, eine breite Kampagne im Landkreis über die Wirtschaftsjunioren zu starten, um eine regionale Kultur der Organspendebereitschaft zu fördern. Vogel freut sich, dass die bayerische Gesundheitsministerin Melanie Huml zugesagt hat, in den Landkreis Haßberge zu den WJ zu kommen, um für das Thema Organspende zu werben.

 
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