50 Jahre ist es jetzt her: 1964 wurde in Haßfurt der SPD-Unterbezirk Rhön-Haßberge gegründet. Genauer gesagt am 9. Mai im Gasthaus zum Bayerischen Hof in Haßfurt. Ein Spaziergang zum Gründungsort musste bei der Jubiläumsfeier im Sportheim des FC Haßfurt jedoch ausfallen. Grund dafür war einerseits das regnerische Wetter, andererseits die Tatsache, dass die Verantwortlichen einigen älteren Ehrengästen den Weg nicht zumuten wollten.
Unterbezirksvorsitzender Matthias Kihn erinnerte zur Einstimmung an ein paar historische Fakten zum Gründungsjahr: Es war das Jahr, in dem Willy Brandt Bundesvorsitzender der SPD wurde. Auf Zebrastreifen haben Fußgänger seit 1964 Vorrang vor Motorfahrzeugen, deutscher Fußballmeister war damals der 1. FC Köln. Bundestagsabgeordnete Sabine Dittmar, die selbst 1964 geboren wurde, erinnerte zudem daran, dass in diesem Jahr das erste Album der Rolling Stones veröffentlicht wurde. Zudem lobte sie die Kontinuität im Unterbezirk: „Die SPD hatte in dieser Zeit zehn Bundesvorsitzende, aber hier gab es nur vier Unterbezirksvorsitzende.“
MdB a. D. Susanne Kastner betonte, dass die Partei für die Zukunft vor allem wieder junge Mitglieder brauche. MdL Kathi Peterson aus Schweinfurt betonte besonders die gegenseitige Unterstützung der benachbarten Unterbezirke. So könne sie als Schweinfurterin die Haßberge im Landtag vertreten, während Sabine Dittmar im Bundestag auch für die Schweinfurter da sei.
Im Anschluss daran folgte ein Vortrag über die 50-jährige Geschichte des Unterbezirks. Ludwig Leisentritt, Heimatforscher und selbst SPD-Mitglied, zeigte viele Bilder und erzählte Anekdoten. Für großes Gelächter sorgte die Geschichte von einer falschen Grabrede. So gab es einst in Stettfeld zwei Cousins, die beide den Namen Ferdinand Eichner trugen. Der eine war CSU-, der andere SPD-Mitglied. Beim Tod des „schwarzen“ Ferdinand Eichner dachte der damalige SPD-Kreisvorsitzende Franz Müller, sein Parteigenosse sei verstorben und hielt eine Rede am Grab des vermeintlichen Sozialdemokraten. „Der rote Ferdinand stand am Grab seines Vetters und leuchtete und hörte schon zu Lebzeiten seine eigene Grabrede“, berichtete Leisentritt.
Auch über viele langjährige Parteifreunde und Weggefährten hatte er einiges zu erzählen. So sagte er beispielsweise über den früheren Ebelsbacher Bürgermeister Emil Däschner: „Der Bleistift am Ohr war das gesetzlich geschützte Marken- und Erkennungszeichen von Emil. Er hat den Stift erst abgelegt, als im Alter die Ohren nicht mehr steif genug waren um ihn zu tragen.“ An dieser Stelle klemmte sich Däschner, der selbst unter den Zuhörern saß, demonstrativ wieder seinen Bleistift hinters Ohr.
Nach dem Vortrag über die Geschichte des Unterbezirks folgten Grußworte von René van Eckert (Kreisvorsitzender Rhön-Grabfeld) und dem Gundelsheimer Bürgermeister Jonas Merzbacher. Anschließend wurden mehrere Mitglieder für ihre 50-jährige Mitgliedschaft in der SPD geehrt. Emil Däschner, Horst Günter, Robert Renz und August Werner waren persönlich anwesend. In Abwesenheit geehrt wurden Alfons Neeb, Werner Rögner, Bernhardine Karg, Erhard Mühlfeld und Georg Zitzmann.
Kurz vor dem Ende der Veranstaltung nutzte Emil Däschner die Gelegenheit für öffentliche Kritik. Er forderte, es müsse wieder eine funktionierende Unterbezirksgeschäftsstelle geben, das müsse die Partei „in Zukunft wieder auf die Reihe bringen“. Das Schlusswort der Jubiläumsfeier kam vom Haßfurter Ortsvorsitzenden Stephan Schneider. Er habe sich im Vorfeld gefragt, ob die SPD eine solche Veranstaltung ausgerechnet am Volkstrauertag halten könne. „Und ich komme zu der Antwort: Ja!“ Denn da es an diesem Gedenktag um Frieden, Freiheit, Demokratie und Menschlichkeit gehe, sei es durchaus legitim, wenn eine Partei, die für eben diese Ideen eintrete, an diesem Tag ihr Jubiläum feiert.
So forderte er seine Parteifreunde zum Abschluss auf, sich zu Ehren der Menschen zu erheben, die für diese Ziele gestorben waren.