Als ehrenamtliche Wetterbeobachterin erfasste Martha Detsch im Auftrag des Deutschen Wetterdienstes (DWD) vom 1. Januar 1972 bis 1. Januar 2012 das Wetter in Gädheim. Für ihre 40-jährige ehrenamtliche Tätigkeit beim Deutschen Wetterdienst erhielt sie nun die Bundesverdienstmedaille, die ihr der frühere Bundespräsident Christian Wulff verliehen hat.
In einer Feierstunde im Rathaus in Gädheim dankte Thomas Schuhmacher, Leiter der Regionalen Messnetzgruppe München, Martha Detsch für ihr jahrzehntelanges Engagement. Die Daten seien für die Gesellschaft äußerst wichtig und dienten dazu, die Wettervorhersagen und die Klimaüberwachung zu verbessern. Schuhmacher überbrachte auch den Dank des Präsidenten des DWD und würdigte die außerordentliche Zuverlässigkeit und Einsatzbereitschaft der Geehrten. Martha Detsch habe nicht nur 40 Jahre lang täglich das Wetter in Gädheim gewissenhaft beobachtet und notiert, sondern bereits im Kindesalter ihrer Mutter Josefine Pfister geholfen. Denn diese sei schon seit 1938 Niederschlagsbeobachter in Gädheim tätig gewesen. „Für den nationalen Wetterdienst sind Bürger wie Martha Detsch, die mit Spaß am Wetter, Liebe zur Natur, einer guten Beobachtungsgabe und einem hohen Verantwortungsbewusstsein jahrzehntelang gewissenhaft das Wetter in ihrer Region überwachen, unverzichtbar“, so Schuhmacher.
Auch Bürgermeister Egon Eck dankte der Geehrten im Namen der Gemeinde mit einer Urkunde und einem Präsent. „Wir haben schon oft von Deinen Aufzeichnungen profitiert, wenn wir beispielsweise Versicherungsschäden aufgrund eines Gewitters geltend machen wollten und dieses aufgrund Deiner Aufzeichnungen beweisen konnten“.
„Ich habe zwar alle Messgeräte entfernt und bemühe mich, nicht immerzu nach dem Wetter Ausschau zu halten, aber es fällt mir sehr schwer“, berichtete Martha Detsch, die als Altersgründen ihre ehrenamtliche Tätigkeit aufgegeben hat.
Immerhin hat sie über viele Jahrzehnte täglich den Niederschlag gemessen und in ihren Aufzeichnungen Wetterereignisse wie Nebel, Wind, Glatteis oder einen Regenbogen festgehalten und den Bodenzustand geprüft. Lediglich die Temperaturmessung war nicht ihr Aufgabengebiet.
Als sie selbst dann den Dienst übernommen hatte, sei sie von ihrem Mann Helmut und später von ihrer Schwiegertochter Margarete Detsch unterstützt worden. Denn jedes Ereignis musste protokolliert werden. „So hat meine Schwiegertochter manchmal angerufen und mir mitgeteilt, dass ein Regenbogen am Himmel steht. Manchmal haben auch meine Enkel mir berichtet: Oma, es tröpfelt, schreib‘s auf!“
Martha Detsch hat im Lauf der Zeit keine großen Veränderungen festgestellt, was den Niederschlag in Gädheim betrifft. „Es regnet generell sehr wenig in Gädheim“, sagte sie. Als besonderes Ereignis gab sie an, dass sich in Gädheim im Jahr 1962 einmal ein solch starkes Gewitter ereignet hatte, dass sie ihre Kartoffeln, die sie im Garten fast im Norden der Ortschaft gelegt hatte, an der Linde im Dorfplatz wiederfand.
Bemerkenswert sei auch gewesen, dass sich im Jahr 1964 ein schweres Gewitter angekündigt habe, aber in Gädheim kein einziger Tropfen gefallen sei. Der Deutsche Wetterdienst habe damals angenommen, dass sie nicht daheim gewesen sei und daher den Niederschlag nicht habe aufzeichnen können. „Sie haben mir beinahe nicht geglaubt, dass es bei uns nicht geregnet hat!“
Während Martha Detsch die Ergebnisse ihrer Aufzeichnungen am Ende eines jeden Monats an den Deutschen Wetterdienst weiterleitete, können seit 2011 die Wetterbeobachter nun täglich ihre Meldungen über das Internet in der Zentrale des DWD in Offenbach abgeben. Ob sich für Martha Detsch ein(e) Nachfolger(in) finden lässt, wird sich in Kürze herausstellen.
Deutscher Wetterdienst
Der Deutsche Wetterdienst betreibt in ganz Deutschland ein flächendeckendes Mess- und Beobachtungsnetz mit knapp 2 200 Wetter- und Niederschlagsstationen. Bei 800 dieser Stationen können die Daten direkt abgerufen werden. Zu ihnen gehören 172 hauptamtliche Wetterstationen, die zum Teil rund um die Uhr besetzt sind. Etwa 2 000 Stationen des DWD werden ehrenamtlich von engagierten Bürgern betreut. Die melden Informationen zum Wettergeschehen vor Ort nach Offenbach in die DWD-Zentrale. Das reicht vom Messen der Niederschlagsmenge und -art an 365 Tagen im Jahr bis zum Bestimmen von Schneebedeckungsgrad sowie Schnee- und Neuschneehöhe. Die vor Ort gemessenen Daten und die Beobachtungen werden vom nationalen Wetterdienst dann etwa für die Wettervorhersage oder Gutachten bei Wetterschäden genutzt. Sie helfen aber auch, die Klimaveränderung in Deutschland genau zu erfassen und deren Folgen besser einschätzen zu können. Zu den Voraussetzungen für die Übernahme dieser verantwortungsvollen Tätigkeit gehören nicht nur Einsatzbereitschaft und die erforderliche Zeit, sondern auch ein geeignetes Grundstück, auf dem die Messgeräte in ausreichendem Abstand zu Gebäuden und Bewuchs aufgestellt werden können. Kosten entstehen ehrenamtlichen Beobachtern weder durch den Aufbau noch durch den Betrieb der Station.