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HAßFURT
30 Jahre im Einsatz für Fledermäuse
Für ihre Wochenstube hatten 1370 Fledermausweibchen im letzten Sommer das Schloss Burgpreppach auserkoren.
Foto: Harald Amon | Für ihre Wochenstube hatten 1370 Fledermausweibchen im letzten Sommer das Schloss Burgpreppach auserkoren.
Christian Licha
 |  aktualisiert: 29.03.2021 10:48 Uhr

In Teilen Afrikas und Asiens gelten Fledermäuse als Delikatesse. In Deutschland stehen 17 Arten auf der Roten Liste und genießen daher einen besonderen Schutz. Und es gibt unermüdliche ehrenamtliche Helfer, die sich um das Wohl der kleinen Säugetiere kümmern. So auch der Arbeitskreis Fledermaus beim Bund Naturschutzes, der in diesem Jahr bereits 30 Jahre alt wird.

Am Freitag, 16. November, feiern die Fledermausschützer ihr Jubiläum im kleinen Saal der Haßfurter Stadthalle. Auch die Öffentlichkeit ist dazu eingeladen. Matthias Hammer, Leiter der Fledermauskoordinierungsstelle Nordbayern, wird die Festrede halten und neben dem Fledermausschutz in Bayern auf die vielen Projekte im Landkreis Haßberge eingehen. Harald Amon, Sprecher des Arbeitskreises, wird die letzten drei Jahrzehnte in einer Chronik Revue passieren lassen.

Ausstellungen und Exkursionen

Neben zwei Ausstellungen werden auch einige ausgestopfte Fledermäuse präsentiert, die seinerzeit tot aufgefunden wurden. Ein Tierpräparator hat die kleinen Flugkünstler anschaulich hergerichtet, die auch im Heimatmuseum in Ebern zu sehen sein werden. Durch eine Ausnahmegenehmigung der Regierung von Unterfranken war dies möglich, denn Fledermäuse dürfen normalerweise weder lebendig noch tot in Privatbesitz sein.

Bereits seit 1988 machen die Naturschützer regelmäßig Exkursionen durch den Landkreis. Bei über 200 Quartieren wird dann nach dem Rechten geschaut und die nachtaktiven Tiere gezählt. Eine Hochburg ist Ebelsbach, wo Fledermäuse in einem drei Kilometer langen Stollen beheimatet sind. Für ihre Wochenstube hatten die Weibchen im letzten Sommer das Schloss Burgpreppach auserkoren. Hier fanden sich 1370 Fledermaus-Mütter, die gemeinsam ihren Nachwuchs großzogen. In dem großen, alten Gebäude fühlen sie sich besonders wohl, denn die Fledermäuse bevorzugen ein mit Schiefer oder Biberschwänzen gedecktes Dach und am liebsten keine zugige Luft.

Wenig Nachwuchs, langes Leben

Die meisten Arten bringen nur einmal im Jahr ein einzelnes Jungtier zur Welt. Diese geringe Zahl wird durch eine für Säugetiere ihrer Größe hohe Lebenserwartung kompensiert: Manche Arten können unter günstigen Umständen ein Alter von 20 bis 30 Jahren erreichen.

Besonders das große Mausohr ist in Deutschland weit verbreitet. Ihren Namen verdankt diese Gattung der Ähnlichkeit ihrer Ohren mit denen von Mäusen. Diese Fledermäuse erreichen eine Kopf-Rumpf-Länge von 35 bis 100 Millimetern, ihr Schwanz wird 28 bis 65 Millimeter lang. Ihr Gewicht variiert von drei Gramm bei den kleinsten Arten bis zu 45 Gramm beim Großen Mausohr. Alleine von den Mausohren gibt es über 100 Unterarten.

Jeder findet seine Aufgabe

Praktiker und Theoretiker ergänzen sich im Arbeitskreis. So hilft ein Teil der Ehrenamtlichen bei der Restaurierung von Gewölbekellern, die dem Verfall nahe stehen und deshalb angepachtet werden. Andere wiederum verbringen große Teile ihrer Freizeit mit der Artenbestimmung, denn das ist nicht immer sofort zu erkennen. Aber auch die Rufe der Fledermäuse, die sich oft zum Verwechseln ähnlich anhören, werden analysiert. Mit einem sogenannten „Batcorder“ können die Stimmen vor Ort aufgezeichnet und später ausgewertet werden. Mit wenig Aufwand kann man so viele Informationen erhalten.

Bestellt vom Landesamt für Umwelt ist Arthur Scholl aus Unfinden als Fledermausberater. Dieser ehrenamtlichen Tätigkeit geht er sehr gewissenhaft nach, so dass er auch oft Anrufe aus ganz Deutschland erhält. Meistens fragen die Leute, was sie tun sollen, wenn sie in ihrem Zuhause Fledermäuse entdeckt.

Das Beste sei, sie in ihrer Umgebung zu lassen, so Scholl. Denn Fledermäuse richteten keinen Schaden an und seien verträgliche „Untermieter“. Der Experte ist stolz darauf, dass er bisher jeden Anrufer überzeugen konnte, die Fledermäuse in Ruhe zu lassen. Oft bekommt Scholl auch Jungtiere, die aufgefunden wurden. Erst vor kurzem hatte er ein nur 3,4 Gramm wiegendes Exemplar bekommen, dass er erfolgreich mit Katzenmilch wieder hochgepäppelt hat. In manchen Fällen sei es aber auch sinnvoll, die Fledermäuse an größere Auffangstationen in Schweinfurt oder Coburg weiterzugeben. Denn unter Artgenossen fühlen sich die kleinen Säuger am wohlsten.

Arthur Scholl kümmert sich auch um kleinste Jungtiere, die gefunden wurden und alleine nicht überleben könnten.
Foto: Harald Amon | Arthur Scholl kümmert sich auch um kleinste Jungtiere, die gefunden wurden und alleine nicht überleben könnten.
Viele fleißige Helfer des Arbeitskreises packen mit an und restaurieren Keller, die vom Verfall bedroht sind.
Foto: Harald Amon | Viele fleißige Helfer des Arbeitskreises packen mit an und restaurieren Keller, die vom Verfall bedroht sind.
 
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