Nur schwer kann sich Patricia von diesem Neuerwerb des Kunsthandels Senger am Geyerswörthplatz 1 lösen: Ein Relief aus Lindenholz mit alter Fassung aus der Zeit um 1500, das die Heilige Familie auf der Flucht nach Ägypten darstellt. "Das passt zu mir", lacht die 73-jährige Nürnbergerin, die in Paris geboren wurde und aufwuchs.
Was nicht zu ihrem Geldbeutel passe, sei leider der Preis dieses Objektes der Begierde: 38.000 Euro soll das museale Stück kosten, wie Inhaber Thomas Herzog und seine Schwägerin Simone Kundmüller erklären. Ein anderer Besucher des Geschäftes hatte dagegen zuvor zugeschlagen: Der Brite aus London kaufte ein großformatiges Landschaftsgemälde des zeitgenössischen Künstlers Eckhart Schädrich, das Thomas Herzog gerade transportsicher verpackt.
Hochkarätige Antiquitäten auf überschaubarem Terrain
Ja, so läuft es in diesen 28. Bamberger Kunst- und Antiquitätenwochen, die bis zum 24. August ein internationales Publikum an den Fuß des Dombergs locken. Dorthin also, wo sich deutschlandweit einmalig hochkarätige Antiquitäten auf überschaubarem Terrain konzentrieren. Parallel zu den Bayreuther Wagner-Festspielen laden die Händler Kunstliebhaber in ihre Schauräume in denkmalgeschützten Häusern ein.
Natürlich zum Erwerb des ersten oder nächsten Sammlerstücks, aber auch zum bloßen Staunen und Schauen. Die Geschäftsinhaber freuen sich über jede und jeden, der über ihre Türschwellen tritt: "Wir sind sehr glücklich, wieder durchstarten und schöne Objekte zeigen zu können, die Lust auf mehr machen", sagt etwa Kunsthändler Christian Eduard Franke-Landwers auch für seine Kollegen und Kolleginnen, mit denen ihn ein harmonisches Miteinander verbindet.
Preisspanne für Objekte zwischen 50 und 500.000 Euro plus
"Die Händler empfehlen sich untereinander weiter, sodass selbst ausgefallene Kundenwünsche erfüllt werden können", erklärt Fiona Freifrau Loeffelholz von Colberg, Sprecherin und Organisatorin der 28. Kunst- und Antiquitätenwochen. Zumal "Menschen, die immer schon schöne Sachen haben wollten, sich damit nicht bereichern, sondern sie lieben". Damit hat von Colberg Händlerinnen und Händler wie Kundinnen und Kunden vor Augen. Denn die Preisspanne für Objekte aus früheren Jahrhunderten bewegt sich zwischen 50 und 500.000 Euro plus.
Gotische Skulpturen, Gemälde von Lucas Cranach und Joos van Cleve, seltene Möbel von David Roentgen bis zum fränkischen Rokoko und Biedermeier, Renaissance-Lüsterweibchen, Empire-Uhren, Malerei vom 16. bis 20. Jahrhundert, feines dänisches Silber von Jensen, Hingelberg oder Cohr und unendlich mehr machen aus der Altstadt Bambergs größtes Museum für wertbeständige Kunst, die obendrein mit nach Hause genommen werden darf.
Die Kunst- und Antiquitätenwochen sind aber auch offen für Neues. Erstmals ist als Gast "THE gallery" im Auktionshaus Schlosser im Bibra-Palais vertreten. Der Inhaber Thomas Eller ist als Künstler, Kurator und Kulturmanager in Berlin und Peking mit der Materie bestens vertraut. "Ich bin froh, dass es jetzt in Bamberg klappt", freut sich der Galerist über das rege Interesse an den dargebotenen Werken des ukrainischen Bildhauers Vadim Sidur (1924 bis 1985), ein nonkonformistischer Künstler der Sowjetunion, sowie von Werner Knaupp, der bereits weit in den achtziger Lebensjahren derzeit die energiegeladensten Bilder seines Schaffens malt.
Eine ausgesprochene Rarität: Ein Kupferstich aus dem Jahr 1523 von Albrecht Dürer
Wer über all die alten und neueren Kunstgegenstände besser informiert sein will, kann im Antiquariat Lorang in zehntausenden Büchern fündig werden. Dazu bieten Grafiken und Drucke die Chance, Zeit und Raum zu vergessen beim Stöbern. Die Inhaber dieses in Deutschland selten gewordenen Ladengeschäfts, Robert und Petra Lorang, präsentieren speziell für die 28. Kunst- und Antiquitätenwochen eine ausgesprochene Rarität: einen Kupferstich aus dem Jahr 1523 von Albrecht Dürer. Lebensecht und detailgetreu hat Dürer den "Großer Kardinal" Albrecht von Brandenburg in Kupfer gestochen. Das sanft getönte Blatt kostet 2200 Euro.
Und wer immer noch nichts kaufen will oder kann, aber eben wissbegierig ist, sollte beim Antiquitätenhandel Markus und Claudia Schmidt-Felderhoff vorbeischauen. Sie genießen ihr Ladengeschäft im mittelalterlichen "Haus zum roten Hahn" von 1340, das sie liebevoll selbst restauriert haben. Das Ehepaar zeigt netten Besucherinnen und Besuchern gern, wie man in einem so alten Gemäuer modern und stilvoll leben kann.