
Groß war die Auswahl bei der Wahl der beiden stellvertretenden Bürgermeister in Sand am Main. Für die zwei Posten wurden fünf Kandidaten vorgeschlagen.
Bei der konstituierenden Sitzung des Gemeinderats bewarben sich drei Gemeinderäte als zweiter Bürgermeister. Der bisherige zweite Bürgermeister Gerhard Zösch (CSU/FW) schlug den Gemeinderat Julian Müller als seinen Nachfolger vor.
Paul Hümmer (SPD) respektierte den Anspruch der CSU auf den Posten des ersten Stellvertreters, wollte aber mit Ute Lutz (CSU) eine Frau dort sehen. Stefan Rippstein (öha, ökologisch humorvoll anders) brachte dagegen Andrea Rippstein (CSU) ins Spiel.
Julian Müller mit absoluter Mehrheit im ersten Wahlgang
Jedoch konnte Müller bereits im ersten Wahlgang die absolute Mehrheit der gültigen Stimmen auf sich vereinen und ist mit erst 25 Jahren wohl der jüngste zweite Bürgermeister im Landkreis Haßberge. Er erhielt zehn Stimmen, Lutz vier und Rippstein zwei.
Für seine Fraktion, die Freien Sander Bürger (FSB), zugleich die zweitgrößte im Gemeinderat, schlug Johannes Krines den ehemaligen Bürgermeisterkandidaten Jörg Kümmel als dritten Bürgermeister vor. Matthias Naumann (SPD) hielt seinen Parteikollegen Bastian Hümmer für geeignet. Das Ergebnis (13:4) war eindeutig: Kümmel wurde zum zweiten Stellvertreter gewählt.
Eine längere Diskussion gab es um die Aufwandsentschädigung für die beiden stellvertretenden Bürgermeister. Während Gerhard Zösch eine moderate Erhöhung auf 260 Euro monatlich für den zweiten Bürgermeister vorschlug, waren die meisten Gemeinderäte der Meinung, dem Vorschlag der Verwaltung zu folgen, der 236,04 Euro vorsah.
Sieben neue Mitglieder sitzen nun im Sander Gemeinderat
Erübrigt hatte sich die Diskussion um die Erhöhung somit beim dritten Bürgermeister, der von nun an gemäß des Verwaltungsvorschlags 111,80 Euro erhält. Bei regulären Vertretungen, zum Beispiel bei Urlaub oder kurzer Krankheit, erhält der zweite Bürgermeister ab dem vierten Tag und der dritte Bürgermeister ab dem ersten Tag 51,28 Euro. Bei einer längeren Vertretung wird anteilig 80 Prozent des Gehalts des ersten Bürgermeisters bezahlt. Auf Vorschlag von Mark Werner (FSB) wurde der Zeitraum hierfür auf "über drei Wochen" festgeschrieben.
Fast die Hälfte des Gemeinderats setzt sich aus neuen Mitgliedern zusammen. Bürgermeister Bernhard Ruß (SPD) nahm sieben Räten ihren Amtseid ab. Neu dabei sind Oliver Gottschalk, Julian Müller, Andrea Rippstein (alle CSU), Mark Werner (FSB), Matthias Naumann (SPD) sowie Gabriele Braun und Stefan Rippstein (beide öha). Zu Fraktionsvorsitzenden wurden Ute Lutz (CSU), Jörg Kümmel (FSB), Bastian Hümmer (SPD) und Gabriele Braun (öha) bestimmt.
Gerhard Zösch gibt Stellvertreterposten nach 18 Jahren ab
Seit 36 Jahren und auch in dieser Amtsperiode ist Gerhard Zösch Gemeinderat in Sand. Anlässlich seines Ausscheidens als zweiter Bürgermeister nach 18 Jahren hielt Ruß eine Laudatio. Zuvor hatte er sechs Jahre das Amt des dritten Bürgermeisters bekleidet. Während Zöschs Amtszeit als Stellvertreter wurden viele Großprojekte realisiert, wie zum Beispiel der Kindergarten-Neubau, die Schulsanierung und die Ausweisung neuer Baugebiete.
Auch im kulturellen und sozialen Bereich sei Zösch sehr engagiert, hob Ruß hervor. So wurde das Wirtshaussingen wiederbelebt. Außerdem sei er seit elf Jahren Leiter des Seniorenkreises. Eine Herzensangelegenheit sei Zösch die Einführung der Bürgermedaille gewesen, die in diesem Jahr zum ersten Mal verliehen wurde. "In all den Jahren, fast während meiner gesamten Amtszeit, haben wir gut und konstruktiv zusammengearbeitet", sagte Ruß.
Ebenfalls in der Sitzung wurden die ehemaligen Gemeinderäte verabschiedet. Als Urgestein der Sander Kommunalpolitik bezeichnete Ruß den früheren CSU- und zuletzt FSB-Gemeinderat Heinrich Schmitt. Insgesamt 30 Jahre, von 1978 bis 1990 und noch einmal in einer neuen Fraktion von 1996 bis 2020, lenkte Schmitt die Geschicke der Gemeinde mit. Bei seiner Wiederwahl wurde er zudem für eine Amtszeit zum zweiten Bürgermeister gewählt.
Sitzung fand zum 75. Jahrestag des Kriegsendes statt
Als sehr zuverlässig galt Robert Wagner während seiner 24 Jahre im Gemeinderat. "Auch wenn die Wogen einmal hochgeschlagen sind, war er nie nachtragend und wir haben immer eine gemeinsame Basis gefunden", sagte Ruß. Auf 18 Jahre im Gemeinderat konnten Doris Kümmel (CSU) und Klaus Holland (SPD) zurückblicken, während Antonie Bergmann (CSU) und Roland Mahr (SPD) zwölf Jahre als Gemeinderäte tätig waren. Ein kurzes Gastspiel gab Thomas Mahr, der 2018 als Nachrücker für Klaus Ullrich in den Gemeinderat gekommen war.
Der 75. Jahrestag zum Ende des Zweiten Weltkriegs war Anlass gewesen, die Sitzung am 8. Mai abzuhalten. Ruß hob in seiner Gedenkrede hervor, dass es am 12. April 1945 dem damaligen Pfarrer Albrecht Söller zu verdanken sei, dass der Einmarsch der US-Amerikaner in Sand ohne unnötiges Blutvergießen erfolgte. Auf seine Veranlassung hin, war die Panzersperre in der Knetzgauer Straße beseitigt worden. "Nie wieder dürfen Krieg und Hass zum Mittel der Politik in Europa werden", betete Pfarrer Michael Erhart gemeinsam mit den Anwesenden.

