„1000 Jahre, eine Geschichte, 1000 Kehlen, ein Gesang“, so schallte es bei herrlichem Frühsommerwetter am Samstag um 18.20 Uhr durch die Zeiler Altstadt. Das Projekt „Chor der 1000 Stimmen“ war gelungen, weswegen drei um die Wette strahlten: Dirigent und Komponist Oliver Kunkel, Bürgermeister Thomas Stadelmann und Klaus Diedering, der Impulsgeber für die besondere Veranstaltung zur 1000-Jahr-Feier-Zeils. Ebenso gelungen wie der Massenchor war das anschließende Musikfestival in den offenen Höfen.
Nervöser Bürgermeister
Es war alles perfekt organisiert, als sich ab 17.30 Uhr die teilnehmenden Sänger-Gruppen in verschiedenen Gassen der Altstadt sammelten. Dennoch war Bürgermeister Thomas Stadelmann „nervös wie nicht mal vor der Bürgermeisterwahl“, wie er dem Moderator des Abends Eberhard Schellenberger verriet. Für viele ehemalige Zeiler, wie auch den BR-Redakteur, war es selbstverständlich, zu diesem besonderen Abend in die Heimatstadt zu kommen – ob als Aktiver oder Zuhörer.
Vor zwei Jahren hatte Klaus Diedering die Idee zu einem Massenchor. 2015 hatte Waischenfeld in der Fränkischen Schweiz 700 Sänger zur 700 Jahr-Feier auf die Beine gestellt – das wollte er für Zeil auch. Und so setzte er sich intensiv ein, denn „viele fragen vor so einem Fest, was ist denn da los. Los ist, was wir selber machen. Und wenn wir was selber machen, dann haben wir Heimat“, so ein fast euphorischer Diedering, nachdem er erfolgreich die verschiedenen Gruppen auf ihre Standplätze eingewiesen hatte.
Dirigieren in luftiger Höhe
Auch Oliver Kunkel, der ja eigentlich schon aus den Proben wusste, wie viele begeisterte Sängerinnen und Sänger kommen würden, war überwältigt. „Seit 14 Jahren wohne ich hier, aber das ist wunderbar, ein echter Höhepunkt“ – sprach‘s und stieg in den Hubsteiger, um aus luftiger Höhe die Bläser und die über 1000 Sänger zu dirigieren.
Mit dabei auch Landrat Wilhelm Schneider, Pfarrer Michael Erhart, alle Stadträte und viele Zeiler, ob Chormitglieder oder nicht. Die Chöre sangen die Strophen mehrstimmig, alle gemeinsam den Refrain der neuen Zeiler Hymne, die sicher in Zukunft zu hören sein wird, denn sie ist nicht nur melodisch, sondern auch textlich vielschichtig. Um Geschichte und Zukunft geht es da, um Weltoffenheit und den Anker in der Heimat.
Gemeinschaftsgeist gestiftet
Rein optisch ging der Riesenchor nahtlos über in die Zuhörerschaft, die den gesamten Hauptstraßenbereich bis hinunter zur Sparkasse füllte. „Ich bin schwer beeindruckt, wer da alles mitgemacht hat“, erklärte Altbürgermeister Christoph Winkler, der unter den Sängern war. „Das hat dann irgendwann eine Eigendynamik entwickelt“, freute er sich. „Gemeinschaftsgeist stiften“, dieses Ziel hatten sich sowohl Oliver Kunkel als auch Bürgermeister Stadelmann durch diese Aktion erhofft und das ist wohl aufgegangen. „Und das Wetter hat auch gehalten, jetzt bin ich nur noch glücklich“, freute sich Thomas Stadelmann, der dann ebenso wie alle anderen die verschiedenen Musikdarbietungen beim Musikfestival der offenen Höfe genoss.
Eine besondere Stimmung bescherte der Tag der Altstadt. Nicht so voll wie beim Weinfest, fröhlich beschwingt, romantische Atmosphäre mit Illumination, für jeden Musikgeschmack was dabei und auch das kulinarische Angebot ließ keine Wünsche offen.
Suzan Baker und Dennis Lüddicke verzauberten den Barockgarten des Finanzamtes; im früheren Probstenhof, dem Hof der Familie Wendenburg, unterhielten „Dreyklang“ bei romantischer Illumination. Judy Harper zog die Zuhörer im Hof Zösch/Weisel mit ihren Harfenlichtern in den Bann. Richtig rockig war es mit „Uptown Funk“ im Hof Hornung und richtig frech bei Silvia Kirchhof, die den Hof Schlegelmilch ins „Café Sehnsucht“ verwandelte.