
Zum 100. Todestag von Edmund Stubenrauch wird in seinem Geburtsort, dem Königsberger Stadtteil Hellingen, ein Platz nach dem Schriftsteller und Dichter benannt. Wer aber war der Mann, an dessen Werk die Stadt Königsberg damit erinnern möchte?
Geboren wurde Edmund Stubenrauch am 21. September 1859 in Hellingen als Sohn der Eheleute Georg und Margarete Stubenrauch, einer geborenen Sellner. In Hellingen ging er zunächst in die Volksschule. 1872 kam Edmund Stubenrauch dann in das Gymnasium Casimirianum in Coburg, da ihm sein Vater "einen höheren Stand geben wollte".
Seit frühster Jugend literarisch tätig
Vier Jahre nach dem Tod seiner Schwester, die eigentlich den heimischen Bauernhof übernehmen sollte, überredete ihn sein Vater Georg Stubenrauch mit einem Brief 1874 zur Rückkehr nach Hellingen. Als Grund gab dieser Änderungen der Besitzverhältnisse von Seiten des Großvaters an. Diese veranlassten Edmund, nach Hellingen zurückzukehren. So brach er 1875 die Schule in Coburg ab. Bald darauf verstarb sein Vater, sodass Edmund sich intensiv um die heimische Landwirtschaft kümmern musste. Seine Wehrpflicht leistete er 1877 in Meiningen ab.

Trotz dieser Belastung war Edmund Stubenrauch schon in frühster Jugend literarisch tätig. So schrieb er ein fünfaktiges Ritterschauspiel mit dem Titel "Kuno von Altenstein", welches durch eine wandernde Schauspieltruppe aufgeführt wurde. Zudem veröffentlichte er seit 1874 Gedichte, anfangs in der lokalen Presse in Schweinfurt und Würzburg, später in bedeutenden literarischen Blättern wie unter anderem dem "Deutschen Dichterfreund". Gedichte, die er während seiner Militärzeit verfasste, gab er 1880 in dem Band "Muskete und Feder"heraus.
Die "Herzoglieder" als Höhepunkt seines Schaffens
Von großer Bedeutung für Stubenrauch und sein literarisches Schaffen war die Freundschaft mit dem als "Marschendichter" bekannten Herrmann Allmers aus Rechtenfleth bei Bremen. Mit Edmund Stubenrauch stand dieser viele Jahre im Briefwechsel, weilte sogar wiederholt in Hellingen und förderte ihn in ideeller und materieller Hinsicht.
Ein Höhepunkt des literarischen Schaffens von Stubenrauch waren die "Herzoglieder", die er 1893 anlässlich des Todes seines fürstlichen Gönners Ernst II. Von Sachsen-Coburg-Gotha veröffentlichte. Mit der Veröffentlichung der Gedichtsammlung "Pflug und Laute" 1895, die er seinem Freund und Gönner Herrmann Allmers widmete, war Edmund Stubenrauch auf dem Höhepunkt seines Schaffens. Sie enthält den wertvollsten Teil seines lyrischen Werks. Dadurch wurde er auch außerhalb seiner Heimat bekannt.

Eine besondere Auszeichnung für ihn war die Verleihung einer silbernen Medaille für Kunst und Wissenschaft durch Herzog Alfred von Sachsen-Coburg-Gotha. Ein Jahr später, 1896, wurde dem Bauernsohn aus Hellingen sogar der "Schillerpreis" der Deutschen Schillerstiftung für sein literarisches Schaffen zuerkannt.
Psychische Erkrankung: 25 Jahre in der Heilanstalt
Im Jahr 1898 änderte sich sein Leben dann schlagartig: Edmund Stubenrauch wurde, "auf polizeiliche Anordnung", in eine Heil- und Pflegeanstalt in Hildburghausen eingewiesen, wo er bis zum Jahr 1923 bleiben musste. Er litt an einer psychischen Erkrankung, die ihm, wie aus seinen Briefen an Allmers hervorgeht, selbst bewusst war. 1899 erhielt seine Frau Barbara von der Heil- und Pflegeanstalt in Hildburghausen einen Brief, aus dem hervorging, dass an eine Besserung Edmund Stubenrauchs "nicht gedacht werden" könne.

1923 wurde er, nach 25 Jahren, aus der Heil- und Pflegeanstalt entlassen und kehrte in seine Heimatgemeinde Hellingen zurück. Dort starb er am 27. März 1925 im Haus seiner Tochter Ada Bormann.
Das Wirken und Schaffen von Edmund Stubenrauch ist heute nur noch wenigen Menschen bekannt. Eine Inschrift an seinem Geburtshaus bezeichnet ihn als "Heimatdichter und Haßgausänger". Auch ein besonderer Grabstein auf seiner letzten Ruhestätte im Friedhof von Hellingen erinnert an den Sohn der Gemeinde.