Auf stolze 100 Jahre Geschichte kann die SPD Sylbach zurückblicken. Ortsvereinsvorsitzender Reiner Greich konnte zu der Jubiläumsfeier rund 50 Mitglieder am Samstag im Dorfgemeinschaftshaus begrüßen. Die musikalische Umrahmung der Feier übernahmen die Augsfelder Musikanten.
Ehrungen langjähriger Mitglieder
Für jahrzehntelange Treue zur SPD wurden einige Mitglieder geehrt. Auf stolze 55 Jahre Parteizugehörigkeit können Theo Kempf und August Werner zurückblicken. Weiterhin gehört Emma Krämer bereits 30 Jahre der SPD an und Reiner Greich ist seit zehn Jahren Parteimitglied. Bei der Ehrung am Samstag verhindert waren Andreas Heller (55 Jahre) und Antje Michels (30 Jahre).
Bernd Rützel, Bundestagsabgeordneter aus Gemünden am Main und Bezirksvorsitzende der Unterfranken-SPD, sagte in seiner Festrede: „Keine andere Partei kann so ein Jubiläum feiern wie wir“. Wichtig sei es aber auch, an die Widrigkeiten von damals zu erinnern, mit denen die SPD-Anhänger zu kämpfen hatten. So gab es vor einem Jahrhundert noch keine Pressefreiheit. Wenn damals etwas über die Sozis geschrieben wurde, dann war es nichts Gutes, so Rützel.
Die Not sei groß gewesen, und die Zeichen seien auf Revolution gestanden. Kurt Eisner hatte den Freistaats Bayern ausgerufen und musste nach kurzer Amtszeit als erster Ministerpräsident sein freiheitliches Engagement mit dem Leben bezahlen, blickte Rützel auf die Anfänge der SPD zurück. Viele Forderungen von damals seien heute selbstverständlich. Man müsse aber aufpassen, dass sie nicht wieder weggenommen würden, warnte der Politiker. Mit der Einführung der sachgrundlosen Befristung bei Arbeitsverträgen 1985 unter Kohl habe man zum Beispiel die Rechte der Arbeitnehmer stark beschnitten. Jetzt sei die SPD aber daran, dies wieder rückgängig zu machen, so wie es auch im aktuellen Koalitionsvertrag festgeschrieben sei. „Wenn sich andere wegducken, sind wir in die Verantwortung gegangen“, beschrieb der Bezirksvorsitzende den Kampfgeist seiner Partei und zeigte sich auch überzeugt, dass bei der Europawahl die SPD in Deutschland 23 Prozent erreichen könne.
Als Willy Brandt in Haßfurt war
Einen kurzweiligen Rückblick in 100 Jahre regionale SPD-Geschichte, hielt der Heimatforscher Ludwig Leisentritt in einer Präsentation mit vielen historischen Fotos. So war zum Beispiel im Jahre 1978 Willy Brandt in Haßfurt zu Gast. Der Zufall wollte es so, dass der Besuchstag der 12. Oktober war, genau der Tag, an dem 1918 die SPD im Gasthaus „Mainaussicht“ gegründet wurde. Auch einen amüsanten Vermerk eines Haßfurter SPD-Wählers hatte Leisentritt parat. Möglicherweise war der Stimmzettel damals ungültig, denn es war darauf zu lesen: „Ich soll wählen zwischen Schwarz und Rot, Rot ist das Leben und schwarz grinst der Tod. Ich hasse den Tod und liebe das Leben, drum will ich meine Stimme den Roten geben“.
„Politik ist die Kunst, die Gegenwart zu gestalten und die Weichen für die Zukunft zu stellen“, sagte Bürgermeister Günther Werner in seinem Grußwort und lobte die stets gute Zusammenarbeit mit der SPD im Stadtrat. Er erinnerte auch an Alfons Schwanzar, der von 1972 bis 1978 die Entwicklung Haßfurts als Bürgermeister lenkte.
Kreisvorsitzender Wolfgang Brühl zeigte sich überzeugt, dass die SPD die nächsten 100 Jahre genauso erfolgreich bestehen wird wie es in der Vergangenheit der Fall war. Auf die derzeitigen schlechten Wahlergebnisse bezogen sagte Brühl: „Wir werden wieder zurück kommen, darauf können alle Gift nehmen“.
Werbung für Europa
„Im Ortsverein beginnt unsere Arbeit mit dem Leitbild Freiheit, Gerechtigkeit und Solidarität“, hob die Bundestagsabgeordnete Sabine Dittmar hervor. Durch den unmittelbaren Kontakt zur Bevölkerung werden hier die Bürgeranliegen sehr ernst genommen und in die Gremien mit eingebracht. Auf Europa bezogen lobte Dittmar die Errungenschaften der noch 28 Länder ohne Grenzen. Die EU biete viele Vorteile, wie Reisefreiheit, Binnenmarkt und eine einheitliche Währung, aber es dürfe auch nicht vergessen werden, dass sie letztendlich der Garant für über 70 Jahre Frieden sei.