Noch sind es Zukunftsszenarien: Minidrohnen sollen Pakete durch die Luft an die Haustür liefern. Doch nach Amazon testet jetzt auch die Deutsche Post schon mal den Einsatz unbemannter Fluggeräte.
„Vom Himmel hoch, da komm ich her“ – das Weihnachtslied bekam auf der grünen Wiese hinter dem Bonner Post Tower eine ganz reale Bedeutung. Geräuschlos flog eine Minidrohne am Montag mit einem DHL-Paket über den Rhein und schwebte bei der Post-Zentrale exakt auf die Zielmarkierung. Es war der erfolgreiche Jungfernflug des „DHL Paketkopters“, mit dem die Deutsche Post DHL ein Zukunftsszenario aufzeigte – Luftpost der anderen Art.
Die Deutsche Post forscht schon seit einiger Zeit an dieser Variante einer Zustellung durch unbemannte Fluggeräte. Und weil „Drohne“ wegen der militärischen Nutzung in den Ohren vieler Bürger negativ klingt, nennt der Bonner Konzern das Fluggerät einfach „Paketkopter“. Noch ist die Drohnen-Zustellung keine neue Wettbewerbsfront, sondern Zukunftsmusik. Das machte auch Post-Manager Ole Nordhoff klar: „Das ist ein Forschungsprojekt, und hier stehen wir erst ganz am Anfang.“ Eine Umsetzung sei noch „reine Spekulation“. Zunächst werde es um Weiterentwicklung und Tests gehen. „Grundsätzlich ist das eine spannende Technologie.“ Eine Lieferung wäre nicht an die Straße gebunden und könne auch sehr schnell erfolgen.
Klingelt also bald kein Paketbote mehr? „Das sehe ich nicht“, sagte Nordhoff. Derzeit denken die Manager bei der Post eher an Ausnahmefälle – etwa bei Sendungen von eiligen Medikamenten oder in entlegene Gebiete. Zunächst einmal muss die Technik ausgereifter werden, damit etwa auch mehrere Kilogramm schwere Pakete befördert werden können. Dann türmen sich viele rechtliche Hemmnisse auf. So ist auch fraglich, ob ein geschäftsmäßiger Drohnenverkehr in Massen über Wohngebieten überhaupt genehmigt wird. Ganz abgesehen davon, dass ein hoher technischer Aufwand für ein einziges Päckchen sich auch wirtschaftlich rechnen müsste.
Jetzt in der Weihnachtszeit liefert DHL täglich rund acht Millionen Pakete aus. Es sind vor allem Online-Bestellungen. Fast aus dem Stand heraus hat sich ein Milliardenmarkt entwickelt. Und die bestellten Waren – vom Buch über Schuhe bis zum Kühlschrank – müssen ausgeliefert werden. Die großen Paketdienste und Onlinehändler sind auf der Suche nach neuen technischen Lösungen – für Post-Chef Frank Appel der Schlüssel zum Erfolg.
In Bonn wurde ein sogenannter Quadrokopter mit vier Rotoren getestet, den DHL gemeinsam mit einer Firma aus Siegen entwickelt hat. Die Post-Drohne wiegt rund 2,5 Kilogramm und kann bisher eine Ladung von etwa einem Kilogramm befördern. Dieses Gewicht hatte auch das Päckchen mit Arzneimitteln, das in zwei Minuten von einer Bonner Apotheke auf die andere Rheinseite zum Post Tower befördert wurde. Schon im nächsten Jahr sei auch eine Drei-Kilo-Ladung möglich, sagt Nordhoff.
Der elektrisch angetriebene Paketkopter wurde von zwei Steuermännern am Boden mit Sticks über Funksignale ins Ziel gelenkt – natürlich mit besonderen Sicherheitsauflagen für die ersten Testflüge. Technisch wäre laut Nordhoff auch bereits eine GPS-Steuerung möglich gewesen. Der Prototyp könne mehr als eine Stunde fliegen – und das bis zu 50 Stundenkilometer schnell.