Mit der Ankunft von Hauptkommissar Felix Voss am Nürnberger Hauptbahnhof startet der Franken-„Tatort“, die erste Folge des Kultkrimis, die hierzulande spielt. In Nürnberg sitzen die Ermittler. Die Fälle, die die zugereisten Hauptkommissare Paula Ringelhahn und Felix Voss mit einem eingespielten fränkischen Team lösen müssen, sollen indes in ganz Franken spielen. In der Premierenfolge „Der Himmel ist ein Platz auf Erden“ wird der Mörder in Mittelfranken gejagt, das nächste Mal verlegt der Bayerische Rundfunk (BR) den Tatort nach Unterfranken.
Am Anfang steht der Mord an einem Erlanger Professor. Er wurde beim Liebesspiel in seinem Auto durch zwei Kopfschüsse aus nächster Nähe getötet. Die Person, die mit dem Wissenschaftler im Auto war, ist verschwunden. Ihre Spuren enden an einer kleinen Landstraße. Nichts deutet auf ihre Identität hin. Die Ehefrau des Professors glaubte ihren Mann an der Uni. Für sie und die beiden Kinder bricht eine Welt zusammen . . .
Der BR zeigte jetzt in München vor der Presse erste Szenen aus dem Film, den das Erste am Sonntag, 12. April, um 20.15 Uhr ausstrahlt. Die Ausschnitte versprechen einiges an Action und Spannung, für ein abschließendes Urteil ist es noch zu früh. Die Fernsehleute sind von ihrem Projekt und der Resonanz, auf die es in Franken gestoßen ist, begeistert, natürlich auch die Schauspieler. Entsprechend locker präsentieren sich Fabian Hinrichs, Eli Wasserscheid und Andreas Leopold Schadt im Interview über das Fränkische im Franken-„Tatort“ und ihre Erfahrungen mit dem TV-Klassiker.
Fabian Hinrichs: Ach, das sind alles Zuschreibungen, die nicht so passen, glaube ich. Ich will keine Antwort verweigern, weiß aber gar nicht, was ich sagen soll.
Hinrichs: Ja, das fällt mir schwer. Vielleicht fragen wir mal die anderen. Ja, wie ist denn der?
Andreas Leopold Schadt: Groß, auf jeden Fall sehr groß.
Eli Wasserscheid: Ich finde schön, dass die Zuschauer sich selber ein Bild machen können. Den muss man erleben.
Hinrichs: Nein, ruhig würde ich nicht sagen. Wie kommen Sie darauf, dass er ruhig ist?
Hinrichs: Ach so. Ruhig würde ich nicht sagen.
Schadt: Er hat immer mal gern einen Spruch auf den Lippen.
Wasserscheid: Leidenschaftlich ist er.
Hinrichs: Genau, leidenschaftlich in seinem Beruf. Vielleicht auch etwas unprätentiös. Direkt.
Hinrichs: Vielleicht eher freundlich. Würde ich sagen. Witzig?
Wasserscheid: Nicht gewollt witzig.
Hinrichs: Das war auch nicht der Plan. So einen Schmunzel-Kommissar wollten wir nicht.
Wasserscheid: Der „Tatort“ spielt in Franken, es spielen Franken mit. Das ist fränkisch. Was ist fränkisch, frage ich zurück.
Hinrichs: Es gab im Vorfeld manchmal Kritik, Franken würde im „Tatort“ zu wenig kenntlich, weil die Hauptermittler nicht aus Franken kommen. Ich glaube, es ist genau andersrum. Dadurch, dass Dagmar Manzel und ich nicht aus Franken kommen, wird der Kontrast zu den Franken, die mitspielen, viel größer. Es prallen unterschiedliche Welten aufeinander. So wie ich sie erlebt habe, sind die Franken sehr herzlich. Das sind natürlich alles so Zuschreibungen.
Hinrichs: Sie sind sehr herzlich. Bodenständig. Langsam sprechend, aber schnell im Kopf. Ich freue mich auch schon auf den Sommer.
Wasserscheid: Unterfranken ist ganz anders als Mittelfranken.
Wasserscheid: Wein oder Bier, das ist doch ein Riesenunterschied.
Hinrichs: Ja und Nein: Ja, weil die reine Geschichte, das Milieu der Tat, nicht frankenspezifisch ist. Das andere Milieu hingegen, auf der Polizeidienststelle, wo wir einige Franken haben, das ist nicht einfach austauschbar.
Wasserscheid: Die Gratwanderung zwischen fränkischem Lokalkolorit und der Überregionalität der Geschichte zu schaffen, finde ich eine große Herausforderung. Die Region darf man auch nicht vorführen. Plötzlich alles auf Fränkisch zu machen, das wär's auch nicht.
Wasserscheid: Jetzt sag nichts Falsches.
Hinrichs: Schön. Weich. Sehr weich. Ich bin da offen. Es wird immer so gesagt, der eine Dialekt ist dies, der andere das. Da bin ich anders. Ich habe mich gerne unterhalten und habe auch sehr lachen müssen bei den Dreharbeiten.
Hinrichs: Doch manchmal schon. Je extremer es wurde, desto schwieriger.
Schadt: Ich durfte schon Hoferisch reden. Max Färberböck hat gesagt, man versteht's. Die anderen auch. Also wird's schon passen.
Hinrichs: Ich habe einiges darüber gehört, wie angespannt das Verhältnis zwischen Franken und Oberbayern angeblich ist. Der Grund ist vielleicht ein gefühltes Mauerblümchendasein. So ein Gefühl der Ungerechtigkeit, dass München immer so viel abbekommt. Dabei hat Franken eine genauso bedeutsame Geschichte.
Schadt: Stimmt. Selbst die Münchner Weißwurst ist einst aus Hof gekommen.
Schadt: Ja. Das ist doch mal ein Statement.
Schadt: Ich hoffe mal, dass es stimmt.
Hinrichs: Ich glaube, deshalb ist man in Franken froh, dass es nun auch von dort einen „Tatort“ gibt.
Wasserscheid: Da möchte ich mich gar nicht entscheiden. Ich mag sehr viele. Jeder „Tatort“ hat mal einen tollen Wurf und dann gibt's eine Folge, die ist nicht so toll. Den letzten Dortmunder „Tatort“ fand ich großartig.
Hinrichs: Gilt als „Tatort“ auch „Polizeiruf“?
Hinrichs: Ich mag Matthias Brandt gerne, ich mag auch Charly Hübner. Ach ja, und natürlich die beiden Münchner. Und Ulrich Tukur ist ein wunderbarer Schauspieler.
Schadt: Ich bin erst, seit ich mitspiele, so richtig im „Tatort“-Fieber angekommen, schaue jetzt aber sehr häufig. Dortmund fand ich auch ziemlich gut, vor allem schauspielerisch. München auch. Und ich mag sogar, obwohl viele immer sagen, oh nö, den Schweizer Tatort. Ich finde nur schade, dass wir den nicht auf Schwyzerdütsch hören dürfen. Durch das Nachsynchronisieren verlieren die Filme an Wärme.
Schadt: Mit meiner Freundin.
Hinrichs: Ich mit meiner Frau.
Wasserscheid: Ich mit Freunden. Das ist ein Ritual. Wir kochen zusammen – und dann schauen wir.
Hinrichs: Ich bin kein Anhänger irgendeines sozialen Mediums.
Wasserscheid: Ich twittere nicht. Facebook nutze ich ab und an zur Werbung in eigener Sache.
Schadt: In 25 Jahren werden wir durchs Bild rollen.
Hinrichs: 25 Jahre, das geht schnell vorbei. Ich bin jetzt 40.
Hinrichs: Man muss mal sehen, wie sich das Fernsehen überhaupt entwickelt. Das weiß man gar nicht. Ob die Leute dann überhaupt noch klassisches Fernsehen gucken?
Hinrichs: Ich könnte mir vorstellen, dass der „Tatort“ eine der wenigen Sendungen sein wird, die überleben.
Franken-„Tatort“: Hauptdarsteller und Regisseur
Fabian Hinrichs (40) spielt Hauptkommissar Felix Voss. Der gebürtige Hamburger stammt aus einer Polizistenfamilie. Als Theaterschauspieler stand er bei der Berliner Volksbühne und den Münchner Kammerspielen auf der Bühne. Im Kino war er unter anderem als Hans Scholl im oscarnominierten Streifen „Sophie Scholl – Die letzten Tage“ (2005) zu sehen. Für Schlagzeilen sorgte seine Darstellung des nervenden Assistenten Gisbert Engelhardt 2012 im Münchner „Tatort“. Zum Bedauern vieler Zuschauer wurde er ermordet, so dass Hinrichs „Tatort“-Karriere zunächst zu Ende war.
Dagmar Manzel (56) spielt Hauptkommissarin Paula Ringelhahn, die Co-Leiterin der Mordkommission Franken. Die gebürtige Ost-Berlinerin war unter anderem in Dresden und Berlin am Theater aktiv. Regelmäßig tritt sie als Sängerin im Musiktheater auf. Im Kino war sie unter anderem in „Schtonk“ (1992) zu sehen; für ihren Auftritt in „Die Unsichtbare“ (2012) bekam sie den Deutschen Fernsehpreis. TV-Rollen hatte sie unter anderem in „Kelly Bastian – Geschichte einer Hoffnung“ (2001) und „Speer und Er“ (2005).
Eli Wasserscheid (36) spielt Kommissarin Wanda Goldwasser. Die gebürtige Bambergerin ist „von Herzen Fränkin“, regelmäßig steht sie im Münchner Metropol Theater auf der Bühne. Im Kino spielte sie unter anderem in „Die geliebten Schwestern“ (2012) und „Dampfnudelblues“ (2012), im Fernsehen mehrfach auch im „Tatort“ und im „Polizeiruf“.
Andreas Leopold Schadt (37) spielt Kommissar Sebastian Fleischer. Der Hofer Schauspieler steht deutschlandweit auf Theaterbühnen. Im Kino war er unter anderem in „Dreiviertelmond“ (2011) von Christian Zübert zu sehen.
Matthias Egersdörfer (45) spielt Michael Schatz, den Leiter der Spurensicherung. Der gebürtige Nürnberger hat sich vor allem als fränkischer Kabarettist mit Hang zu cholerischen Ausbrüchen einen Namen gemacht. 2015 erhält er den Deutschen Kleinkunstpreis. Im Fernsehen tritt er regelmäßig in „Die Anstalt“ auf.
Max Färberböck (64) ist Autor (mit Catharina Schuchmann) und Regisseur des ersten Franken-„Tatorts“. Als legendär gelten die beiden ersten Folgen der Krimireihe „Bella Block“ (1994/95) mit Hannelore Hoger, für die es zahlreiche Preise gab. Bekannt sind auch sein Kinofilm „Aimée und Jaguar“ (1999) sowie Niederbayern-Krimis wie „Sau Nummer vier“ (2010). Text: Micz