UNTERFRANKEN
Wenn Gewitter drohen
Achtung Unwetter: Starkregen, Hagel, Blitzeinschläge – die Gewitter vom Samstagabend haben ihre Spuren hinterlassen. Und Fragen wie diese: Wo bin ich sicher? Wo ist es besonders gefährlich? Wie kann ich Erste Hilfe leisten? Wir liefern Antworten:
Kleinmachen ist wichtig
Befindet man sich im Freien – ob im Wald oder auf einem Feld – kann man sich nicht zu hundert Prozent vor einem Blitzeinschlag schützen. Der Blitz schlägt zwar theoretisch immer am höchsten Punkt ein, doch spielt auch die Ladungsverteilung am Boden eine Rolle. „So wird manchmal auch das zweithöchste Gebäude getroffen“, sagt Tanja Dressel vom Deutschen Wetterdienst. Wo ein Blitz einschlägt, kann man daher nicht vorhersagen. Aber mit ein paar einfachen Regeln kann das Risiko, zu Schaden zu kommen, minimiert werden.
Ist kein Auto oder Haus in der Nähe, in dem man Schutz suchen könnte, sollte man eine sogenannte Sicherheitsstellung einnehmen. Die schlägt auch das Bundesamt für Katastrophenschutz vor: „Machen Sie sich so klein wie möglich, gehen Sie in die Hocke auf die Zehenspitzen mit möglichst eng aneinander stehenden Füßen.“ Eine Bodenmulde eignet sich besonders, um die Körperhöhe noch weiter zu verringern. Dagegen hilft es nicht, sich flach auf den Boden zu legen, weil man so eine zu große Angriffsfläche bildet. Technische Geräte, wie ein Handy sollte man ausschalten und keine metallischen Gegenstände berühren, rät die Arbeitsgemeinschaft der in Bayern tätigen Notärzte. Dazu gehört das Fahrrad genauso wie der Regenschirm, der aufgespannt zusätzlich eine unnötige Verlängerung des Körpers bedeutet.
Fernhalten sollte man sich nicht nur von seinem Regenschirm; auch Masten, einzelne Bäume oder Antennen erhöhen die Gefahr. Denn auch wer nicht direkt vom Blitz getroffen wird, kann verletzt oder getötet werden. Trifft der Blitz auf einen Mast, verteilt sich die elektrische Energie kreisförmig und im Erdreich und kann so auch im Umkreis Schaden anrichten, sagt Tanja Dressel. Das Bundesamt für Katastrophenschutz warnt besonders vor Überlandleitungen: Bei diesen sei ein Mindestabstand von 50 Meter angebracht. Bewegt man sich von der Einschlagstelle eines Blitzes weg, sollte man dabei auf große Schritte verzichten. Je weiter die Füße auseinanderstehen, desto höher der Spannungsunterschied zwischen ihnen: Der Strom kann somit durch den Körper fließen und für Verletzungen sorgen. Theoretisch ist es daher am sichersten, mit geschlossenen Beinen aus der Gefahrenzone zu hüpfen.
Haus und Auto sind in der Regel sicher - Blitzableiter helfen
„Einen hundertprozentigen Schutz vor einem Blitzeinschlag gibt es nicht“, sagt Herrmann Zeitz von Zeitz Blitzschutzsysteme in Bad Brückenau. Er zerstört damit die Illusion, dass man in den eigenen vier Wänden vor jedem Blitz sicher ist, wenn man einen Blitzableiter angebracht hat. Wie gut ein Blitzableiter schützt, hängt nämlich davon ab, wie engmaschig die Ableiter um das Haus gezogen werden. Dabei variiert der Schutz von 60 Prozent bei der vierten Klasse bis 98 Prozent bei der ersten Klasse. „Die erste Klasse wird meist nur bei Rechenzentren oder Gebäuden mit besonderen kulturellen Gütern angebracht“, so Zeitz. Das sei einfach eine Kostenfrage.
Die Drähte des Ableiters am Haus bilden einen Faradayschen Käfig, der bei einem Blitzeinschlag die Energie in den Boden leitet. Doch hat nicht jedes Haus einen solchen Blitzableiter. Pflicht ist das erst für Häuser mit 20 Wohneinheiten oder mehr, so Zeitz. Zusätzlich zu einem äußeren Schutz gibt es auch einen inneren. Der ist ein Teil des Schutzsystems und sorgt dafür, dass der Blitz nicht in das Stromnetz des Hauses gelangt. Damit werden empfindliche Geräte, wie Fernseher und Computer geschützt. Diese können nämlich durch Überspannung zerstört werden. Hat man gar keinen Schutz an seinem Haus, könnte sogar das Telefonieren schon gefährlich werden. Denn die Leitungen für Strom und Telefon verlaufen unterirdisch und können selbst einen Blitz, „der in 1,5 Kilometer Entfernung auf den Boden trifft, in das Haus leiten“, so Zeitz.
Um elektrische Geräte zu schützen, sollte man sie darum bei einem Gewitter vom Stromnetz nehmen. Für überflüssig hält Zeitz es dagegen, Türen oder Fenster zu schließen. „Das ist egal. Früher hat man die Haustür geöffnet, damit man schneller draußen ist, wenn ein Blitz einschlägt.“ Heute gehört ein Haus mit Blitzableitern zu den sichersten Orten bei einem Gewitter.
Genauso sicher ist ein Auto oder Wohnmobil. Denn auch hier sind die Insassen von einem metallischen Schutz umgeben, der wie ein Faradayscher Käfig funktioniert. Das gilt übrigens auch bei Cabrios, wenn das Verdeck geschlossen ist. Das Auto ist daher ein hervorragender Schutz und sollte laut Bundesamt für Katastrophenschutz im Falle eines Gewitters sofort aufgesucht werden.
Weg vom Wasser und vom Golfplatz: Ebene Flächen sind gefährlich
Wenn die ersten Donner grollen, heißt es „raus aus dem Wasser“. Ein Grundsatz, den jeder schon als Kind lernt. Denn viel gefährlicher ist bei einem Gewitter kaum ein zweiter Ort. Das Wasser bildet nämlich eine sehr ebene Fläche, bei der selbst ein Kopf den höchsten Punkt im Umkreis darstellt und somit zu einem sehr wahrscheinlichen Ziel für den Blitz wird. Zum anderen leitet Wasser die elektrische Energie eines Blitzes sehr gut und kann auch jemanden lähmen oder verletzen, der in relativ wenig Entfernung lediglich mit den Füßen im Wasser steht.
Eine ebene Fläche ist auch schon vielen Golfern zum Verhängnis geworden. So hat es laut „Planet Wissen“ jeden fünften Blitztoten in den USA auf einem Golfplatz getroffen. Dort kommen nämlich ebenfalls zwei Dinge zusammen: Zum einen ist da die ebene Fläche, auf der ein Mensch den höchsten Punkt darstellt. Zum anderen ist der Golfschläger aus Metall und leitet den Strom besonders gut, wodurch die Folgen des Blitzeinschlags noch gravierender ausfallen.
Ebenfalls über die Verletzungen durch den Blitzeinschlag hinaus gefährlich sind Bäume. Dabei ist es egal ob Eiche oder Buche, sagt Wolfgang Graf, Leiter des Walderlebniszentrums Gramschatzer Wald im Landkreis Würzburg. „Der Blitz schlägt überall ein.“ Zudem seien Bäume besonders gefährlich, weil von absplitternden Ästen zusätzlich eine Verletzungsgefahr ausgeht.
Erste Hilfe bei Blitzopfern: „Bloß keine Zeit verlieren“
Die Wiederbelebungschancen nach einem Blitzschlag sind laut Dr. Peter Sefrin, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft der in Bayern tätigen Notärzte (AGBN), gut. „Man sollte als Helfer deshalb nicht davor zurückschrecken, sofort mit einer Herzdruckmassage oder Atemspende zu beginnen.“ Auf diese Weise hätten vor Jahren Bundeswehrsoldaten drei Kameraden, die bei einem Gewitter unter einem Baum standen und durch einen Blitzeinschlag einen Kreislaufstillstand erlitten, das Leben retten können.
Auch Menschen, die keine besonderen Kenntnisse in Erster Hilfe haben, sollten in so einem Fall keine Zeit verlieren. Je schneller die Hilfe kommt, desto besser sind die Chancen zu überleben – auch Folgeschäden können damit verhindert werden.
„Viele trauen sich nicht, in den Mund eines leblosen Menschen zu pusten, aber dann ist die Herzdruckmassage wichtig: drücken, drücken, drücken“, sagt der Würzburger Notarzt. Fünf bis sechs Zentimeter tief die Mitte des Brustkorbes eindrücken – 100 bis 120 Mal in der Minute. „Man kann nichts falsch machen, man kann nur gewinnen.“ Ohne die Hilfe solcher Laien hätten die Notdienste rein zeittechnisch gar keine Chance. Bei sofortigem Beginn der Hilfsmaßnahmen durch Notfallzeugen in den ersten fünf Minuten betrage die Erfolgsquote für eine Wiederbelebung mehr als 80 Prozent.
Der Blitzunfall ist eine Kombination der Einwirkungen von elektrischer, thermischer und mechanischer Energie. Hierdurch sind die Folgen eines Blitzschlages auf den menschlichen Körper sehr verschieden. Neben Verbrennungen kann es zu Knochenbrüchen und Wunden infolge von Stürzen und Schleudertraumen kommen. Im Gegensatz zu anderen Elektrounfällen bestehe unmittelbar nach dem Ereignis für den Helfer keinerlei Gefahr. Folgen nach einem Blitzschlag können laut Sefrin Krämpfe, Lähmungen, Herzrhythmusstörungen oder Verwirrtheitszustände und Spätfolgen wie Muskelzerfall und Nierenversagen sein.
Für die Versicherung: Schäden aufzeichnen mit Protokoll und Kamera
Nach einem Unwetter steht die Regulierung der Schäden durch die Versicherungen an. Dabei ist wichtig: Der Versicherungsvertreter sollte schnellstmöglich informiert werden, damit die Regulierung eingeleitet werden kann. Und wichtig ist: Sturmschäden müssen dokumentiert werden. Deshalb sollten Gegenstände, die durch Wind, Hagel oder Starkregen beschädigt oder zerstört wurden, zum Schadensnachweis aufbewahrt werden. Ist dies nicht möglich, werden sie am besten fotografiert oder gefilmt. Ist das eigene Haus beschädigt, sollten außerdem die Nachbarn als Zeugen ein Protokoll anfertigen.
Die Hausratversicherung kommt etwa dafür auf, wenn ein abgeknickter Baum auf das Hausdach fällt oder Gartenmöbel zu Bruch gehen. Bersten Scheiben im Wind oder durch Hagel, ist die Wohngebäudeversicherung zuständig – wobei Sturmschäden nach Angaben der Verbraucherzentrale erst ab Windstärke acht abgesichert sind. Eine Elementarschadensklausel in den Verträgen gleicht Schäden durch Überschwemmung, Rückstau, Erdbeben, Erdrutsch oder Lawinen aus. Allerdings nur, wenn diese Vertragsoption auch gesondert abgeschlossen worden ist. Brandschäden werden nach Angaben des Bundesverbandes Deutscher Versicherungskaufleute in der Gebäudeversicherung oder bei Mietern in der Hausratversicherung abgesichert.
Info: Blitze und Blitzeinschläge
Eine Luftmassengrenze, die am Samstag und Sonntag diagonal über Deutschland lag und schwüle Hitze von frischer Meeresluft trennte, war schuld an den heftigen Gewittern. Westen und Nordwesten blieben von Gewittern verschont. Über die anderen Regionen Deutschlands zogen die Unwetter, örtlich verbunden mit heftigen Regengüssen und Orkanböen mit bis zu 140 Kilometern in der Stunde. Dabei entluden sich laut Deutschem Wetterdienst (DWD) 365 000 Blitze über Deutschland. Blitzeinschläge waren dagegen wesentlich seltener. Denn neben den sogenannten Wolke-Boden-Blitzen gibt es auch Wolke-Wolke-Blitze, die nirgendwo einschlagen. Bei einem Blitz entladen sich Spannungen zwischen unterschiedlich geladenen Teilchen.
Ein Blitz kann eine Spannung von mehreren Millionen Volt haben und dabei eine Stromstärke von über 100 Kiloampere entwickeln. Lebensgefahr besteht wegen dieser Stromstärke, und weil die Luft im Blitzkanal rund 30 000 Grad heiß wird. Jedes Jahr werden in Deutschland nach Angaben des DWD 40 bis 50 Menschen direkt oder indirekt von einem Blitz getroffen, einige tödlich. Die Forschung weiß noch längst nicht alles über Blitze. So ist zum Beispiel die Existenz des Kugelblitzes nicht eindeutig geklärt. Es gibt bislang nur wenige Berichte über das Naturphänomen. Tanja Dressel vom DWD meint daher, dass man keine Angst vor diesem Blitz haben müsse: „Der Kugelblitz ist bislang noch ein Mythos.“
Kleinmachen ist wichtig
Befindet man sich im Freien – ob im Wald oder auf einem Feld – kann man sich nicht zu hundert Prozent vor einem Blitzeinschlag schützen. Der Blitz schlägt zwar theoretisch immer am höchsten Punkt ein, doch spielt auch die Ladungsverteilung am Boden eine Rolle. „So wird manchmal auch das zweithöchste Gebäude getroffen“, sagt Tanja Dressel vom Deutschen Wetterdienst. Wo ein Blitz einschlägt, kann man daher nicht vorhersagen. Aber mit ein paar einfachen Regeln kann das Risiko, zu Schaden zu kommen, minimiert werden.
Ist kein Auto oder Haus in der Nähe, in dem man Schutz suchen könnte, sollte man eine sogenannte Sicherheitsstellung einnehmen. Die schlägt auch das Bundesamt für Katastrophenschutz vor: „Machen Sie sich so klein wie möglich, gehen Sie in die Hocke auf die Zehenspitzen mit möglichst eng aneinander stehenden Füßen.“ Eine Bodenmulde eignet sich besonders, um die Körperhöhe noch weiter zu verringern. Dagegen hilft es nicht, sich flach auf den Boden zu legen, weil man so eine zu große Angriffsfläche bildet. Technische Geräte, wie ein Handy sollte man ausschalten und keine metallischen Gegenstände berühren, rät die Arbeitsgemeinschaft der in Bayern tätigen Notärzte. Dazu gehört das Fahrrad genauso wie der Regenschirm, der aufgespannt zusätzlich eine unnötige Verlängerung des Körpers bedeutet.
Fernhalten sollte man sich nicht nur von seinem Regenschirm; auch Masten, einzelne Bäume oder Antennen erhöhen die Gefahr. Denn auch wer nicht direkt vom Blitz getroffen wird, kann verletzt oder getötet werden. Trifft der Blitz auf einen Mast, verteilt sich die elektrische Energie kreisförmig und im Erdreich und kann so auch im Umkreis Schaden anrichten, sagt Tanja Dressel. Das Bundesamt für Katastrophenschutz warnt besonders vor Überlandleitungen: Bei diesen sei ein Mindestabstand von 50 Meter angebracht. Bewegt man sich von der Einschlagstelle eines Blitzes weg, sollte man dabei auf große Schritte verzichten. Je weiter die Füße auseinanderstehen, desto höher der Spannungsunterschied zwischen ihnen: Der Strom kann somit durch den Körper fließen und für Verletzungen sorgen. Theoretisch ist es daher am sichersten, mit geschlossenen Beinen aus der Gefahrenzone zu hüpfen.
Haus und Auto sind in der Regel sicher - Blitzableiter helfen
„Einen hundertprozentigen Schutz vor einem Blitzeinschlag gibt es nicht“, sagt Herrmann Zeitz von Zeitz Blitzschutzsysteme in Bad Brückenau. Er zerstört damit die Illusion, dass man in den eigenen vier Wänden vor jedem Blitz sicher ist, wenn man einen Blitzableiter angebracht hat. Wie gut ein Blitzableiter schützt, hängt nämlich davon ab, wie engmaschig die Ableiter um das Haus gezogen werden. Dabei variiert der Schutz von 60 Prozent bei der vierten Klasse bis 98 Prozent bei der ersten Klasse. „Die erste Klasse wird meist nur bei Rechenzentren oder Gebäuden mit besonderen kulturellen Gütern angebracht“, so Zeitz. Das sei einfach eine Kostenfrage.
Die Drähte des Ableiters am Haus bilden einen Faradayschen Käfig, der bei einem Blitzeinschlag die Energie in den Boden leitet. Doch hat nicht jedes Haus einen solchen Blitzableiter. Pflicht ist das erst für Häuser mit 20 Wohneinheiten oder mehr, so Zeitz. Zusätzlich zu einem äußeren Schutz gibt es auch einen inneren. Der ist ein Teil des Schutzsystems und sorgt dafür, dass der Blitz nicht in das Stromnetz des Hauses gelangt. Damit werden empfindliche Geräte, wie Fernseher und Computer geschützt. Diese können nämlich durch Überspannung zerstört werden. Hat man gar keinen Schutz an seinem Haus, könnte sogar das Telefonieren schon gefährlich werden. Denn die Leitungen für Strom und Telefon verlaufen unterirdisch und können selbst einen Blitz, „der in 1,5 Kilometer Entfernung auf den Boden trifft, in das Haus leiten“, so Zeitz.
Um elektrische Geräte zu schützen, sollte man sie darum bei einem Gewitter vom Stromnetz nehmen. Für überflüssig hält Zeitz es dagegen, Türen oder Fenster zu schließen. „Das ist egal. Früher hat man die Haustür geöffnet, damit man schneller draußen ist, wenn ein Blitz einschlägt.“ Heute gehört ein Haus mit Blitzableitern zu den sichersten Orten bei einem Gewitter.
Genauso sicher ist ein Auto oder Wohnmobil. Denn auch hier sind die Insassen von einem metallischen Schutz umgeben, der wie ein Faradayscher Käfig funktioniert. Das gilt übrigens auch bei Cabrios, wenn das Verdeck geschlossen ist. Das Auto ist daher ein hervorragender Schutz und sollte laut Bundesamt für Katastrophenschutz im Falle eines Gewitters sofort aufgesucht werden.
Weg vom Wasser und vom Golfplatz: Ebene Flächen sind gefährlich
Wenn die ersten Donner grollen, heißt es „raus aus dem Wasser“. Ein Grundsatz, den jeder schon als Kind lernt. Denn viel gefährlicher ist bei einem Gewitter kaum ein zweiter Ort. Das Wasser bildet nämlich eine sehr ebene Fläche, bei der selbst ein Kopf den höchsten Punkt im Umkreis darstellt und somit zu einem sehr wahrscheinlichen Ziel für den Blitz wird. Zum anderen leitet Wasser die elektrische Energie eines Blitzes sehr gut und kann auch jemanden lähmen oder verletzen, der in relativ wenig Entfernung lediglich mit den Füßen im Wasser steht.
Eine ebene Fläche ist auch schon vielen Golfern zum Verhängnis geworden. So hat es laut „Planet Wissen“ jeden fünften Blitztoten in den USA auf einem Golfplatz getroffen. Dort kommen nämlich ebenfalls zwei Dinge zusammen: Zum einen ist da die ebene Fläche, auf der ein Mensch den höchsten Punkt darstellt. Zum anderen ist der Golfschläger aus Metall und leitet den Strom besonders gut, wodurch die Folgen des Blitzeinschlags noch gravierender ausfallen.
Ebenfalls über die Verletzungen durch den Blitzeinschlag hinaus gefährlich sind Bäume. Dabei ist es egal ob Eiche oder Buche, sagt Wolfgang Graf, Leiter des Walderlebniszentrums Gramschatzer Wald im Landkreis Würzburg. „Der Blitz schlägt überall ein.“ Zudem seien Bäume besonders gefährlich, weil von absplitternden Ästen zusätzlich eine Verletzungsgefahr ausgeht.
Erste Hilfe bei Blitzopfern: „Bloß keine Zeit verlieren“
Die Wiederbelebungschancen nach einem Blitzschlag sind laut Dr. Peter Sefrin, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft der in Bayern tätigen Notärzte (AGBN), gut. „Man sollte als Helfer deshalb nicht davor zurückschrecken, sofort mit einer Herzdruckmassage oder Atemspende zu beginnen.“ Auf diese Weise hätten vor Jahren Bundeswehrsoldaten drei Kameraden, die bei einem Gewitter unter einem Baum standen und durch einen Blitzeinschlag einen Kreislaufstillstand erlitten, das Leben retten können.
Auch Menschen, die keine besonderen Kenntnisse in Erster Hilfe haben, sollten in so einem Fall keine Zeit verlieren. Je schneller die Hilfe kommt, desto besser sind die Chancen zu überleben – auch Folgeschäden können damit verhindert werden.
„Viele trauen sich nicht, in den Mund eines leblosen Menschen zu pusten, aber dann ist die Herzdruckmassage wichtig: drücken, drücken, drücken“, sagt der Würzburger Notarzt. Fünf bis sechs Zentimeter tief die Mitte des Brustkorbes eindrücken – 100 bis 120 Mal in der Minute. „Man kann nichts falsch machen, man kann nur gewinnen.“ Ohne die Hilfe solcher Laien hätten die Notdienste rein zeittechnisch gar keine Chance. Bei sofortigem Beginn der Hilfsmaßnahmen durch Notfallzeugen in den ersten fünf Minuten betrage die Erfolgsquote für eine Wiederbelebung mehr als 80 Prozent.
Der Blitzunfall ist eine Kombination der Einwirkungen von elektrischer, thermischer und mechanischer Energie. Hierdurch sind die Folgen eines Blitzschlages auf den menschlichen Körper sehr verschieden. Neben Verbrennungen kann es zu Knochenbrüchen und Wunden infolge von Stürzen und Schleudertraumen kommen. Im Gegensatz zu anderen Elektrounfällen bestehe unmittelbar nach dem Ereignis für den Helfer keinerlei Gefahr. Folgen nach einem Blitzschlag können laut Sefrin Krämpfe, Lähmungen, Herzrhythmusstörungen oder Verwirrtheitszustände und Spätfolgen wie Muskelzerfall und Nierenversagen sein.
Für die Versicherung: Schäden aufzeichnen mit Protokoll und Kamera
Nach einem Unwetter steht die Regulierung der Schäden durch die Versicherungen an. Dabei ist wichtig: Der Versicherungsvertreter sollte schnellstmöglich informiert werden, damit die Regulierung eingeleitet werden kann. Und wichtig ist: Sturmschäden müssen dokumentiert werden. Deshalb sollten Gegenstände, die durch Wind, Hagel oder Starkregen beschädigt oder zerstört wurden, zum Schadensnachweis aufbewahrt werden. Ist dies nicht möglich, werden sie am besten fotografiert oder gefilmt. Ist das eigene Haus beschädigt, sollten außerdem die Nachbarn als Zeugen ein Protokoll anfertigen.
Die Hausratversicherung kommt etwa dafür auf, wenn ein abgeknickter Baum auf das Hausdach fällt oder Gartenmöbel zu Bruch gehen. Bersten Scheiben im Wind oder durch Hagel, ist die Wohngebäudeversicherung zuständig – wobei Sturmschäden nach Angaben der Verbraucherzentrale erst ab Windstärke acht abgesichert sind. Eine Elementarschadensklausel in den Verträgen gleicht Schäden durch Überschwemmung, Rückstau, Erdbeben, Erdrutsch oder Lawinen aus. Allerdings nur, wenn diese Vertragsoption auch gesondert abgeschlossen worden ist. Brandschäden werden nach Angaben des Bundesverbandes Deutscher Versicherungskaufleute in der Gebäudeversicherung oder bei Mietern in der Hausratversicherung abgesichert.
Info: Blitze und Blitzeinschläge
Eine Luftmassengrenze, die am Samstag und Sonntag diagonal über Deutschland lag und schwüle Hitze von frischer Meeresluft trennte, war schuld an den heftigen Gewittern. Westen und Nordwesten blieben von Gewittern verschont. Über die anderen Regionen Deutschlands zogen die Unwetter, örtlich verbunden mit heftigen Regengüssen und Orkanböen mit bis zu 140 Kilometern in der Stunde. Dabei entluden sich laut Deutschem Wetterdienst (DWD) 365 000 Blitze über Deutschland. Blitzeinschläge waren dagegen wesentlich seltener. Denn neben den sogenannten Wolke-Boden-Blitzen gibt es auch Wolke-Wolke-Blitze, die nirgendwo einschlagen. Bei einem Blitz entladen sich Spannungen zwischen unterschiedlich geladenen Teilchen.
Ein Blitz kann eine Spannung von mehreren Millionen Volt haben und dabei eine Stromstärke von über 100 Kiloampere entwickeln. Lebensgefahr besteht wegen dieser Stromstärke, und weil die Luft im Blitzkanal rund 30 000 Grad heiß wird. Jedes Jahr werden in Deutschland nach Angaben des DWD 40 bis 50 Menschen direkt oder indirekt von einem Blitz getroffen, einige tödlich. Die Forschung weiß noch längst nicht alles über Blitze. So ist zum Beispiel die Existenz des Kugelblitzes nicht eindeutig geklärt. Es gibt bislang nur wenige Berichte über das Naturphänomen. Tanja Dressel vom DWD meint daher, dass man keine Angst vor diesem Blitz haben müsse: „Der Kugelblitz ist bislang noch ein Mythos.“
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