
Einen außergewöhnlichen Gast hatte Familie Jackel aus dem Reichenberger Ortsteil Fuchsstadt (Lkr. Würzburg) im vergangenen Winter. Einen mit großen, schwarzen Augen, rundlichen Ohren und einem langen buschigen Schwanz. Und einem großen Appetit auf Walnüsse.
Durch ein geöffnetes Fenster im Flur hatte sich ein Siebenschläfer unerlaubten Zutritt ins Haus verschafft, vermutet Anne Jackel. Walnüsse fanden sich auf einmal in Schuhen, wo sie nicht hingehörten, und aus dem Schrank im Flur waren seltsame Geräusche zu hören. Doch statt den ungebetenen Gast hinauszuwerfen, bekam der kleine Kerl sogar Wasser hingestellt. Und: „Unsere guten Jacken habe ich aus dem Schrank geräumt, die anderen dringelassen“, erzählt die Diplom-Biologin.
Vor ein paar Tagen fand sie die Überreste des ungewöhnlichen Untermieters: einige Nüsse, Schalen und jede Menge zerfressene Kleidungsstücke. „Der Bursche weiß, was gut ist: In der Jacke aus reinem Naturmaterial hat er sich sein Nest gebaut“, schmunzelt Anne Jackel. Und während die Familie das Winterquartier säubert, ist das nachtaktive Nagetier längst über alle Berge.
Nicht ganz so harmlos wie in diesem Fall sind andere Schädlinge in Haus und Hof. Kakerlaken und Käfer in der Küche, im Keller Mäuse, Milben in Matratzen, Motten im Kleiderschrank, Marder auf dem Dachboden – in so manchen Haushalten krabbeln, knabbern und fressen sie. Meist im Verborgenen. So schnell wie möglich sollte man die unerwünschten Hausgäste wieder loswerden.
Denn einige von ihnen machen sich nicht nur über unsere Lebensmittel her, sondern übertragen auch gefährliche Krankheiten. Was also tun, wenn plötzlich ein Scharren oder Poltern auf dem Dachboden oder in den Wänden zu hören ist? „Den Dachboden genau inspizieren. Dabei wegen möglicher Infektionsgefahren am besten eine Staubmaske tragen“, erklärt Monika Pinzel, Umweltberaterin beim Verbraucherservice Bayern in Ansbach.
Infrage kommen in einem solchen Fall, wenn es im Haus rumpelt und trippelt, Mäuse, Ratten, Waschbären oder Marder. Streut man Mehl dünn auf dem Boden aus, lassen sich die Tiere anhand der Fußspuren identifizieren. „Die Spuren eines Marders sind etwa so groß wie die einer Katze“, erklärt die Fachfrau. Anhand der Größe und Form der Kothaufen sind die Tiere ebenfalls gut zu erkennen.
Da sich Ratten und Mäuse sehr schnell vermehren, ist sofortiges Handeln nötig. Man kann die Biester möglicherweise mithilfe einer Lebend- oder Schlagfalle fangen, beispielsweise mit Nussnugatcreme als Köder. „Bei Ratten sollte aber unbedingt ein professioneller Schädlingsbekämpfer eingeschaltet werden“, sagt Pinzel.
In jedem Fall ist ein Rattenbefall meldepflichtig, denn die Schädlinge übertragen gefährliche Krankheitserreger wie die von Salmonellose, Maul- und Klauenseuche, Schweinepest, Typhus und Cholera. Äußerst wichtig ist, den Tieren kein Nahrungsangebot zu machen. Deshalb gilt: „Essensreste immer unzugänglich und nicht über die Toilette entsorgen“, rät Pinzel.
Im Garten ist es meist der Komposthaufen, der Ratten anlockt. Dort sollten auf keinen Fall Essensreste landen. Durch eine Betonplatte oder ein engmaschiges Gitter kann man die Tiere am Eindringen hindern. Gerümpelecken im Garten sollten beseitigt werden, denn auch sie sind beliebt bei Ratten. „Wenn man Schädlingen weder Nahrung noch Quartier bietet, siedeln sie sich erst gar nicht an“, meint Pinzel.
Dennoch machen uns unerwünschte Plagegeister das Leben in Haus und Garten schwer. Am häufigsten sind es Ameisen, Lebensmittel- und Kleidermotten, Silberfischchen, Fliegen, Mücken, Blattläuse und Schnecken. Abschrecken lassen sich Ameisen beispielsweise durch stark riechende Stoffe wie Zitronenstückchen, Zimtpulver, Essig, Wacholderblätter oder Lavendelblüten, weiß die Umweltberaterin.
Altbekannte Vernichtungsmittel sind Kombinationen aus Zucker und Backpulver beziehungsweise Hirschhornsalz. Erfahrungsgemäß funktioniert dies bei manchen Völkern gut, bei anderen allerdings gar nicht, weiß Pinzel. Sehr wirksam sei Folgendes: Einige Ameisen zerquetschen und liegen lassen. „Am nächsten Morgen sind diese verschwunden und die anderen kommen nicht wieder“, sagt die Fachfrau vom Verbraucherservice.
Auf keinen Fall sollte man Gift in Form von Spray oder Pulver gegen Ameisen einsetzen. Führen die Hausmittel nicht zum gewünschten Erfolg, wären allenfalls Köderdosen akzeptabel, in denen das Gift fixiert ist. In Haushalten mit kleinen Kindern sei aber auch diese Methode sehr gut zu überlegen und gegebenenfalls sehr vorsichtig zu handhaben, warnt die Beraterin aus Ansbach.
Wer Marder auf seinem Anwesen hat, darf diese nicht selbst fangen und anderswo aussetzen. „Der Steinmarder unterliegt dem Jagdrecht und nur Jagdscheininhaber dürfen ihm außerhalb der Schonzeit nachstellen“, erklärt Monika Pinzel. Gleichwohl dürfe man die Tiere aber vergrämen, also dafür sorgen, dass sie sich nicht mehr wohlfühlen. Das funktioniert beispielsweise mit Toilettensteinen, Hundehaaren oder Salmiakgeist. Allerdings haben Geplagte schon die Erfahrung gemacht, dass der verscheuchte Marder nur dem nächsten Platz macht. Ein ergiebiges Revier lockt eben Jäger an.
Und wenn alle Vergrämungsmaßnahmen nicht helfen, entspannt Menschen, die sich von Ungeziefer heimgesucht fühlen vielleicht dieser Gedanke: Im Garten sind beispielsweise Marder durchaus nützlich. Denn sie fressen andere lästige Plagegeister wie Mäuse und Ratten. Auch Silberfischchen sind eher harmlos und sollten, wenn sie vereinzelt auftreten, geduldet werden. Denn auf ihrem Speiseplan stehen die für Allergien verantwortlichen Hausstaubmilben und sogar Schimmelpilze. In Massen treten sie außerdem nur selten auf, da sie sich sehr langsam vermehren.
Ein Spezialfall sind Automarder. Gegen sie empfiehlt der Naturschutzbund (NABU) ein großes Stück Maschendraht, bevorzugt weiß angestrichen, lose auf den Boden unter den Motorraum zu legen. Steinmarder sind sehr scheue Tiere und betreten nicht gerne unbekannten Grund. Allerdings wirkt die Maßnahme nur sehr kurzfristig.
Dazu kann es sinnvoll sein, die bei Mardern besonders beliebten Kunststoffschläuche, Zündkabel oder Stromleitungen mit Ummantelungen aus Hartkunststoff zu schützen, sagt Monika Pinzel. Um den Eingang in den Motorraum direkt zu versperren, kann ein welliger Maschendraht zwischen die Vorderräder unter den Motor geschoben werden. Auch spezielle Elektroden, die im Motorraum verteilt werden, sind eine Möglichkeit, Marder abzuwehren. Berührt das Tier sie, bekommt es einen leichten Stromschlag, erschrickt und flieht.
Wilde Haustiere
Als Schädlinge werden Tiere bezeichnet, die dem Menschen in bestimmten Situationen schaden. Beispielsweise sind Motten nützlich in der Natur, wo sie die Felle toter Tiere vernichten, aber schädlich in der Wohnung, wenn sie sich über unsere Kleidung oder Lebensmittel hermachen. Ob ein Tier als Schädling anzusehen ist, hängt aber auch damit zusammen, ob es vereinzelt oder in Massen auftritt. Haben Sie Probleme mit Bienen, Hornissen, Wespen oder Ameisen, finden Sie Rat unter anderem auf dieser Internetseite: www.hymenoptera.de. Welche Tiere gerne in Menschenwohnungen Unterschlupf suchen, was in unseren Häusern so kriecht und krabbelt und wie Sie damit umgehen können, erfahren Sie beispielsweise auf der Internetseite des Verbandes der deutschen Schädlingsbekämpfer (www.dsvonline.de) oder beim Verein zur Förderung ökologischer Schädlingsbekämpfung (www.vfoes.de).