Rund 450 Wissenschaftler aus aller Welt treffen sich von Sonntag bis Freitag nächster Woche im Congress Centrum Würzburg und tauschen sich dort über die neuesten Ergebnisse im Kampf gegen Meningitis (Hirnhautentzündung), Sepsis (Blutvergiftung) und Gonorrhoe (Tripper) aus. Auslöser für diese gefährlichen Infektionskrankheiten sind Meningokokken und Gonokokken. Das sind Bakterien der Gattung Neisseria, benannt nach dem Dermatologen und Sozialhygieniker Albert Neisser (1855 bis 1916).
Die 18. Internationale Konferenz über krankheitserregende Neisserien (International Pathogenic Neisseria Conferenz – IPNC) findet zum zweiten Mal in Deutschland und zum ersten Mal in Würzburg statt. Organisatoren der Tagung sind drei Professoren und renommierte Neisserien-Forscher des Würzburger Universitätsklinikums: Matthias Frosch, Ulrich Vogel und Thomas Rudel.
„Ein Themenschwerpunkt wird die zunehmende Resistenz der Gonokokken gegen mehrere Antibiotika sein“, informiert Matthias Frosch, Direktor des Instituts für Hygiene und Mikrobiologie. Diese Resistenz könne dazu führen, dass Patienten, die unter der Geschlechtskrankheit Gonorrhoe leiden, nicht mehr behandelt werden können. „Auf der Tagung in Würzburg steht deshalb auch die Frage im Mittelpunkt, wie die Entwicklung eines Impfstoffes gegen Gonokokken vorangetrieben werden kann“, sagt Ulrich Vogel, Facharzt für Mikrobiologie und Infektionsepidemiologie und Hygienebeauftragter des Uniklinikums. Bisher gebe es dazu noch wenig Ansätze. Die Forschergruppe von Professor Thomas Rudel vom Lehrstuhl für Mikrobiologie wird dazu auf dem Kongress neue Erkenntnisse liefern, wie Gonokokken die Zellen des Menschen infizieren und wie sie Krankheiten auslösen können.
Bereits Routine und von der Ständigen Impfkommission des Robert-Koch-Instituts empfohlen ist eine Impfung von Kindern gegen Meningokokken der Serogruppe C. Neu entwickelt, aber noch nicht in Europa zugelassen, ist dagegen nach Angaben von Matthias Frosch ein neuer Impfstoff „gegen alle Meningokokken, insbesondere gegen die der Serogruppe B“.
Studien hätten gezeigt, dass Säuglinge und Jugendliche nach zwei Impfungen gegen diese Bakterien geschützt sind. „Die Zulassung dieses Impfstoffes wird voraussichtlich Anfang 2013 erteilt“, schätzt der Würzburger Experte.
Meningokokken verbreiten sich durch Tröpfcheninfektion und siedeln sich im Nasen-Rachen-Raum an. Allerdings führen sie nicht bei allen Menschen zu einer Hirnhautentzündung oder einer Blutvergiftung aufgrund einer Überschwemmung des Körpers mit Bakterien. Die Ursachen, warum die einen nur Keimträger sind, andere dagegen schwer erkranken, sei noch nicht endgültig geklärt, sagt Ulrich Vogel.
„Obwohl die Zahl der Erkrankungsfälle nicht hoch ist, sind Meningokokken-Infektionen gefürchtet, weil sie Kleinkinder und Jugendliche betreffen – und weil neun bis zehn Prozent daran sterben, trotz Antibiotika.“
In Afrika würden Meningokokken sogar verheerende Epidemien hervorrufen, so Vogel. Es handelt sich dabei um Bakterien der Serogruppe A. Hilfe verspricht ein neuer Impfstoff. „Er wurde bereits millionenfach in Burkina Faso, Mali und in Niger geimpft. Auf dem Kongress werden jetzt Daten veröffentlicht, wie viele Meningokokken-A-Fälle nach Beginn der Impfkampagne derzeit noch auftreten“, informiert Professor Vogel.
Informationen über den Neisserien-Kongress in Würzburg: www.ipnc2012.de