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VOLKACH
Wallfahrtskirche mit frischem Glanz
Schmuckstück: Rund eine Million Euro hat es gekostet, die Wallfahrtskirche wieder herzurichten.
Foto: Renate Reich | Schmuckstück: Rund eine Million Euro hat es gekostet, die Wallfahrtskirche wieder herzurichten.
Von unserem Mitarbeiter Guido Chuleck
 |  aktualisiert: 21.12.2015 13:52 Uhr

Die Baugerüste sind abgebaut, die letzten Handwerker sind abgereist, die Sanierung der Wallfahrtskirche Maria im Weingarten in Volkach (Lkr. Kitzingen) ist beendet. Die Arbeiten an der Außenfassade haben insgesamt etwas mehr als zwei Jahre gedauert, berichtet Pfarrer Johannes Hofmann.

Schon im Mai 2010 stand das erste Gerüst. Das Turmkreuz wurde, nachdem es aufwendig restauriert und wieder aufgehängt wurde, im Oktober 2011 gesegnet. Probleme gab es bei den Dachdeckarbeiten, denn das „braune Langohr“, eine Fledermaus, hatte ausgerechnet den Dachboden als Winterquartier für sich beansprucht. „Eine Umsiedlung war nicht möglich, also mussten wir die kurze Zeit zwischen dem Auszug nach dem Winter und dem Wiedereinzug zwecks Einrichtung einer Kinderstube für die Arbeiten nutzen“, sagt er.

Altar von Riemenschneider

Das Warten hat sich gelohnt, die Wallfahrtskirche mit dem Altar von Tilman Riemenschneider ist jetzt auch wieder für die zahlreichen Touristen geöffnet. Die Steinmetze haben unter anderem dafür gesorgt, dass die gotischen Steinblumen an der Kirche wieder aussehen wie neu, das Gnadenbild, das eigentliche Ziel aller Wallfahrer, ist wieder an Ort und Stelle, und auch der bedeutendste Schatz der Kirche, die „Madonna im Rosenkranz“ von Tilman Riemenschneider, hängt wieder im Chorbogen.

Am 7. August 1962 war die Madonna aus der Kirche, in der sie seit 1524 gehangen hatte, plötzlich verschwunden. Großangelegte Fahndungen blieben ohne Resultat. Um sie wieder zurückzubekommen, hatte der damalige Gründer der Zeitschrift „Stern“, Henri Nannen, ein Lösegeld von damals 100 000 Mark ausgelobt, das auch tatsächlich bezahlt wurde. Dennoch blieben Madonna und Kunsträuber verschwunden. Es dauerte insgesamt fünf Jahre, bis die Diebe gefasst und die Madonna sichergestellt wurden. Auch um an diesen Diebstahl zu erinnern feiert die Gemeinde am Sonntag, 5. August, das Pontifikalfest.

Unterm Strich kostet die Sanierung 1 050 000 Euro, von denen nach Abzug aller Fördermittel und Spenden immer noch 345 000 Euro für die Kirchengemeinde zu stemmen sind (siehe Kasten).

50 000 Besucher jährlich

„Wie wir das machen sollen, ist mir ein Rätsel“, sagt Hofmann. Es führe kein Weg an einer Kreditaufnahme vorbei. Und um möglichst viel Geld zu bekommen wird er weiterhin um Spenden werben, auch bei den noch anstehenden Gemeindefesten. „Das wird nicht einfach werden, aber der Kirchberg ist von überregionaler Bedeutung, immer wieder melden sich Busunternehmen an und bitten für die Besucher um eine Führung“, sagt er. Pro Jahr besuchen gut 50 000 Touristen und Wallfahrer die kleine Wallfahrtskirche.

Für Samstag, 4. August, laden die Pfarrei St. Bartholomäus und der Förderkreis für lebendige Kirchenmusik zu einem Festkonzert in der Wallfahrtskirche ein. Beginn ist um 19.30 Uhr. Das Pontifikalamt zum Abschluss der Außensanierung ist für Sonntag, 10 Uhr, in der Wallfahrtskirche datiert. Den Pontifikalgottesdienst hält Weihbischof Helmut Bauer. Um 9.30 Uhr zieht die „Laurentiusprozession“ von der Volkacher Pfarrkirche zum Kirchberg.

Zahlen und Fakten

Gesamtkosten der Sanierung: 1 050 000 Euro; Förderung: Landesamt für Denkmalpflege 120 000 Euro; Bayerische Landesstiftung 50 000 Euro, Diözese 325 000 Euro; Stadt Volkach 150 000 Euro; Spenden 60 000 Euro; Kreditaufnahme 345 000 Euro.

 

Die erste Wallfahrt zur spätgotischen Kirche gab es im Jahr 1501. Jährlich verzeichnet die Kirche 15 Fußwallfahrten von Gruppen aus der Umgebung, dazu kommen Buswallfahrten. Die Kirche war auch Ziel von Pferdewallfahrten, erkennbar am Hufeisen an der Tür.

 

Tourismusmagnet Maria im Weingarten: jährlich wird sie von 50 000 Menschen besucht. Patron der Kirche ist der heilige Laurentius.

 

Die Ursprünge der Kirche sind unbekannt. Es wird angenommen, dass die Kirche auf dem Berg, in der frühmittelalterliche Mauerreste gefunden wurden, im 10. und 11. Jahrhundert die Urpfarrkirche der Siedlungen an der Mainschleife war. 1185 wird die Kirche der Urpfarrei erstmals urkundlich erwähnt, bis ins 15. Jahrhundert war sie die Pfarrkirche von Volkach. In der Siedlung in der Ebene war parallel eine weitere Kirche entstanden, die dem heiligen Georg geweiht war, ein Vorgängerbau der heutigen Stadtpfarrkirche von Volkach. Text: gch

Letzte Handgriffe: Noch ein paar Schindeln festnageln, dann sind die Sanierungsarbeiten nach zwei Jahren abgeschlossen.
Foto: Guido Chuleck | Letzte Handgriffe: Noch ein paar Schindeln festnageln, dann sind die Sanierungsarbeiten nach zwei Jahren abgeschlossen.
 
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