Das Landgericht Würzburg wird sich weiter mit dem Drogenhändler Mario F. befassen müssen, der gleichzeitig Spitzel des Landeskriminalamtes gewesen ist. Eine zentrale Rolle wird die heikle Frage spielen, ob und in welchem Umfang die Ermittler Straftaten ihres V-Mannes „geduldet, gedeckt oder gar gefördert haben,“ erklärten die Verteidiger Hanjo Schrepfer und Norman Jacob am Dienstag in Karlsruhe. Der Bundesgerichtshof (BGH) hatte das Urteil des Landgerichts Würzburg gegen F. von 2013 in Teilen aufgehoben und zur erneuten Verhandlung zurück an das Würzburger Gericht verwiesen.
Sowohl Oberstaatsanwalt Thomas Trapp als auch die Verteidiger waren in Revision gegangen. Der Ankläger darf sich in der Auffassung bestätigt sehen, dass Mario F. im Urteil in einem Fall zu mild wegkam, als er die Droge Crystal aus Tschechien einführte und dabei ein Messer mit sich führte. Trapp hatte dafür drei Jahre Haft mehr gefordert, aber vom Gericht nicht bekommen. Man sei zufrieden „weil der BGH die Rechtsauffassung der Staatsanwaltschaft in bedeutenden Teilen bestätigt hat“, sagte nun Pressesprecher Boris Raufeisen. Nun „besteht die Möglichkeit, dass es zu einer höheren Verurteilung kommen kann.“
Die Verteidiger sehen die Chance, nun doch rechtsstaatlich klären zu können, „welche Rolle das LKA bei den Taten unseres Mandanten spielte“, sagten Schrepfer und Jacob. Ihr Mandant hatte erklärt, er habe im Auftrag des LKA Straftaten begangen, um glaubhaft im Milieu der „Bandidos“ auftreten zu können, jener teils kriminellen Rockertruppe, die Verbindungen in den rechtsextremen Bereich pflegte. F. will in ein Zeugenschutzprogramm.
Das LKA hatte im Würzburger Prozess den Eindruck hinterlassen, bei Weitem nicht alles zur Aufklärung beigetragen zu haben, was die Ermittlungsbehörde wusste. Die Verteidiger erwägen eine Strafanzeige gegen den V-Mann-Führer ihres Mandanten wegen des Verdachts von Straftaten im Amt. Mario F. behauptet, der V-Mann-Führer habe ihn vor Ermittlungen Würzburger Drogenfahnder gewarnt – was das LKA vehement bestritt. Hiesige Ermittler fühlten sich von den Münchner „Edel-Ermittlern“ geringschätzig behandelt und ausgebremst, wie sie auch im Zeugenstand deutlich machten. „In diesem Verfahren habe ich den Glauben an den Rechtsstaat verloren“, versicherten dieser Zeitung unabhängig voneinander zwei langjährige Ermittler aus Würzburg.