Tiere werden immer wichtiger für den Menschen. Und das ist nicht nur das Gefühl der Freunde von Mieze und Co. Das ist erforscht und das Fazit der Mars-Heimtierstudie 2013 mit dem Titel „Hund – Katze – Mensch“. Demnach sehen die Deutschen eine wachsende Bedeutung von Tieren in Therapie, Bildung und Altenpflege und wünschen sich mehr Wertschätzung für Heimtiere. Zukunftsforscher Peter Wippermann sagt in der Untersuchung: „In einer durch Unsicherheit und Orientierungslosigkeit geprägten Gesellschaft wird das Tier zum emotionalen Anker und wortwörtlich zum 'treuen Freund' des Menschen.“ Grund genug, sich zum Schluss unserer Haustierserie anzusehen, was Hund, Katze, Maus, Fisch und Schildkröte so alles in der menschlichen Gesellschaft leisten.
Etwa 27 Millionen Tiere leben laut einer Statistik des Zentralverbands Zoologischer Fachbetriebe Deutschlands (Stand 2012) in deutschen Haushalten, darunter 12,3 Millionen Katzen, 7,8 Millionen Kleintiere wie Hamster und Meerschweinchen und 7,4 Millionen Hunde. Knapp vier Millionen Ziervögel, fast drei Millionen Fische in Gartenteichen, 2,3 Millionen Tiere in Aquarien und knapp eine Million in Terrarien bereichern das Leben ihrer Menschen. 32 Prozent der Heimtierhalter sind laut Mars-Heimtierstudie über 60 Jahre alt.
Und laut der Studie tun Tiere im Haus den Menschen gut. Haustierbesitzer gehen demnach um 15 Prozent seltener zum Arzt, nehmen weniger Medikamente und fehlen seltener krankheitsbedingt am Arbeitsplatz als andere Menschen. Die Beschäftigung mit Tieren reduziert Stresshormone, Herz-Kreislaufprobleme und die Gefahr der Zuckerkrankheit.
Der deutschen Wirtschaft tun Tiere ebenfalls gut. 2011 bescherten allein Heimtierfutter und -bedarf Umsätze von 3,78 Milliarden Euro. Viele weitere Milliarden leiten Tierhalter für Züchter, Literatur, Kurse, Tierarzt, Betreuung in den Geldkreislauf. Allein mit der Hundehaltung sind im Land 100 000 Arbeitsplätze verbunden, errechneten Wissenschaftler 2006. Die Ausgaben für Bellos und Lumpis machen 0,22 Prozent am Bruttoinlandsprodukt aus. Interessant: Während die Ausgaben für Heimtiere stetig steigen, stagnieren etwa die für elektronische Medien. Erstaunlich ist auch, dass Alleinerziehende am meisten für Tiere ausgeben.
Tierische Helfer sind vielfältig im Einsatz. So sind nach Schätzungen in Deutschland 2500 Blindenführhunde und 50 Diabetikerwarnhunde unterwegs. Tiere unterstützen Therapien. In manchen Kliniken werden dazu sogar Rinder gehalten, ist in der Heimtierstudie zu lesen. Über die Hälfte der Grund- und drei Viertel der Förderschulen befürworten Tiere im Unterricht. Kein Wunder, sind doch 62 Prozent der Kinder sicher, dass ihr Hund sie besser versteht als mancher Erwachsene. Berufstätige Tiere gab es im Oktober 2012 in Deutschland 4186, nämlich als Schutz-, Spür- und Rettungshunde bei Polizei, Zoll und Bundeswehr. Dazu kommen tausende Rettungshunde, Jagdhunde, Wachhunde und Zugtiere wie Rückegäule in der Forstwirtschaft oder Kutschpferde.
Als beliebteste Haustierarten gelten Katzen und Hunde. Mischlinge sind auf Platz eins der gefragtesten Hunderassen auf einer Zehner-Liste, die der Haustierversicherer Agila ermittelte. Erstmals ganz vorne dabei ist der Australian Shepherd auf Platz zehn. Der Deutsche Schäferhund stieg ab und machte dem Mops Platz. Die Französische Bulldogge ist die Erste unter den Rassehunden.
Tiere spielen aber nicht nur eine Rolle als geachtete Kameraden oder Kollegen des Menschen. Sie lassen auch Gesundheit und Leben für die Wissenschaft, und zwar mit steigender Tendenz, wie das Bundeslandwirtschaftsministerium informiert. Es veröffentlicht auf seiner Internetseite die Versuchstierzahlen. Demnach ist 2011 die Zahl gegenüber dem Vorjahr um knapp zwei Prozent auf etwa drei Millionen Wirbeltiere angestiegen. Vor allem würden immer mehr Tiere getötet, um ihnen Organe oder Gewebe für wissenschaftliche Zwecke zu entnehmen. Über 85 Prozent der Versuchstiere sind Nager, vor allem Mäuse.
Auf Einzelthemen in diesem Bereich weist der Bundesverband Menschen für Tierrechte hin. So wählt er regelmäßig das Versuchstier des Jahres. 2013 ist das der Hund. Der sei in der EU immer noch zum Test von Pflanzenschutzmitteln vorgeschrieben, obwohl Wissenschaftler das als überflüssig bewerteten, heißt es in einer Pressemitteilung. Als Erfolg dieser jährlichen Öffentlichkeitsarbeit für ein bestimmtes Tier wertet der Verband, dass in den vergangenen Jahren mehrere Tierversuche durch andere Tests ersetzt wurden.
Den Schutz der Tiere zu verschärfen, beschloss erst kürzlich nach dem Bundestag der Bundesrat. Die Verwendung von Tieren zu wissenschaftlichen Zwecken soll nun vermieden oder wenigstens vermindert oder verbessert werden. Menschenaffen dürfen fast gar nicht mehr als Versuchstiere dienen.
Und noch eine Gruppe von Lebewesen soll das neue Gesetz schützen: Die Tiere, die Menschen unterhalten, etwa im Zirkus. Ihre Haltung kann nun durch Verordnung verboten oder beschränkt werden. Schon länger diskutieren gesellschaftliche Gruppen kontrovers darüber, ob wilde Tiere leiden, wenn sie an wechselnden Orten zur Schau gestellt werden. In Leitlinien des Bundeslandwirtschaftsministeriums sind Anforderungen formuliert, die Zirkustieren zu einem guten Leben verhelfen sollen. Demnach ist neben der positiven Mensch-Tier-Beziehung wichtig, dass die Vierbeiner eine tägliche, verhaltensgerechte, abwechslungsreiche Beschäftigung haben, die sie fordert.
Haustierpoesie
„Der Wunsch, ein Tier zu halten, entspringt einem uralten Grundmotiv – nämlich der Sehnsucht des Kulturmenschen nach dem verlorenen Paradies“, soll der Zoologe Konrad Lorenz gesagt haben. Und weil Sehnsucht gerne ihren Ausdruck in der Poesie findet, gibt es jede Menge Hasen-, Katzen-, Hundegedichte von bekannten und unbekannten Autoren, von humorvoll bis verklärt. Einen Beitrag zur Haustierpoesie leistete Peter Schott aus Münnerstadt (Lkr. Bad Kissingen). „So ein Hund!“, heißt sein Gedichtheftchen. Darin schildert er das Glück des Hundefreundes mit seinem Vierbeiner, den Neid auf das Wesen, das ohne Muss und Soll in den Tag lebt, von der Trauer, wenn der treue tierische Freund in den Hundehimmel entschwebt ist. Meist schimmert ein Lächeln durch die Sätze. Nach dem Motto: „Was haben Hunde und Menschen gemeinsam? – Beide machen manchmal schmutzige Geschäfte.“ Und wenn es besinnlich wird, klingt das so: „Du hast es gut: Stehst mit vier Beinen im Leben. Ich nicht mal mit zwei.“ Oder so: „An mancher Zauntüre steht angenagelt auf einem Schild: 'Warnung vor dem Hund'. Ob mit diesem Schild das Schild 'Warnung vor dem Menschen' überdeckt wurde?“ Erhältlich ist das Heftchen beim Tierheim Wannigsmühle des Kreistierschutzvereins Bad Kissingen, zu dessen Gunsten es verkauft wird, Tel. (0 97 66)941143, E-Mai: Tierheim.wannigsmuehle@t-online.de Poetisch sind die Namen, die Menschen ihren Haustieren geben, weniger. Eher orientieren sie sich an dem, was auch für Menschen schick ist. Die beliebtesten Hundenamen ermittelte der Versicherer Agila. Und so klingen sie: Luna, Emma, Amy, Bella, Sammy, Sam, Buddy, Paul, Kira und Lilly. Mit Bello, Waldi und Lumpi ist also kein Staat mehr zu machen. Bei den Katzen gibt es auch kaum noch Mieze oder Schnurr. Da ist Luna ebenfalls der Renner unter den Namen. Es folgen Gismo, Felix, Merlin, Lilly, Tiger, Moritz, Lucky, Charly und Mia.
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