
Die ersten syrischen Kontingentflüchtlinge sind am Mittwoch in Unterfranken eingetroffen. Insgesamt 33 Personen aus sieben Familien kamen am Mittag in Poppenhausen (Lkr. Schweinfurt) an. Die Menschen gehören zu der Gruppe von 5000 Syrern – dem Kontingent – die Deutschland aufnehmen will, solange in ihrem Heimatland Krieg herrscht. Die Flüchtlinge werden nach bestimmten humanitären Kriterien ausgewählt und auf die Bundesländer verteilt.
Die Neuankömmlinge wurden von Vertretern der Regierung von Unterfranken, der Verwaltung und Helfern aus der Gemeinde begrüßt. In dem Haus haben früher Offiziersfamilien der US-Army gewohnt. Eigentlich als Heim für Asylbewerber gedacht, hatte der Landkreis Schweinfurt das Haus mit sechs Wohnungen bis vor Kurzem renoviert und eingerichtet. Die Regierung von Unterfranken hat das Haus nun kurzfristig vom Landkreis als sogenanntes Übergangswohnheim übernommen. „Wir bekamen quasi einen Notruf aus München, dass eine Unterkunft gebraucht wird“, sagt der Pressesprecher der Regierung, Johannes Hardenacke.
Jeweils zwei Familien werden sich eine Vierzimmerwohnung teilen, so der Plan. Aber natürlich kann auch untereinander getauscht werden, wenn die Aufteilung dann besser passt. Unter den 33 Syrern, zur Hälfte Kinder, ist laut Heimbetreuerin Hannelore Ebert unter anderem auch eine Witwe mit vier Kindern und ein alleinstehender Mann. In Poppenhausen sollen die Menschen aus dem von Krieg gebeutelten Land nun erst mal zur Ruhe kommen.
Aus einem Flüchtlingslager im Libanon kommend waren die Familien zuerst für zwei Wochen im Grenzdurchgangslager Friedland bei Göttingen untergebracht. Dort haben sie laut der Regierung von Unterfranken bereits einen „Kurs zur kulturellen Erstorientierung“ besucht, in dem es um die deutsche Lebensweise und erste Vokabeln ging. Mit einem freundlichen „Hallo“ begrüßten die neuen Bewohner des Hauses dann am Mittwoch auch die Presseleute.
Am Nachmittag standen für die frisch Zugereisten die Anmeldung bei der Gemeinde Poppenhausen und eine Menge Verwaltungsaufwand auf dem Plan. Jeder „Familienvorstand“ konnte im Rathaus einen Vorschuss von 300 Euro für sich und seine Angehörigen abholen. Außerdem wollte der ehrenamtliche Helferkreis aus dem Ort um Regine Köhler-Fuhlendorf noch ein paar Lebensmittel vorbeibringen. Am Donnerstag haben die Flüchtlinge einen Termin bei der Arbeitsagentur.
Denn, das betont Lothar Menzel von der Regierung von Unterfranken, die 33 Syrer sind keine Asylbewerber. Kontingentflüchtlinge genießen im Gegensatz zu Asylbewerbern, die sozusagen „ungebeten“ kommen, Privilegien. Sie bekommen eine Aufenthaltserlaubnis, haben Anspruch auf Sozialhilfe und dürfen arbeiten. „Sie müssen auch nicht in dem Haus wohnen bleiben“, sagt Menzel. Die sogenannte Residenzpflicht gilt für sie ebenso nicht.