Der im März neue entflammte Historikerstreit über den ersten Motorflug der Welt droht zu eskalieren. Der Braunschweiger Luftfahrthistoriker John Brown hat dabei dem Luftfahrtkurator des Deutschen Museums in München, Hans Holzer, am Dienstag mit rechtlichen Konsequenzen gedroht, falls dieser ihm weiterhin Fälschung und Täuschung vorwerfe. Zugleich forderte er Holzer zu einer Unterlassungserklärung auf.
Hintergrund des Streits sind unterschiedliche Bewertungen eines unscharfen historischen Fotos, das nach Einschätzung Browns den Erstflug Weißkopfs im Jahr 1901 belegen dürfte. „Daraus eine Flugsituation der Weißkopf'schen Flugmaschine herauszufiltern, finde ich sehr gewagt“, hatte Holzer bereits Mitte März in einem Interview erklärt. Er bezweifelt unter Berufung auf die gängige Luftfahrtliteratur die Existenz eines solchen Fotos.
Der Streit spitzte sich zu, als Holzer seine skeptische Haltung in einem Artikel für das Fachblatt „Fliegerrevue“ darlegen wollte. In einem E-Mail-Wechsel verwahrte sich Brown gegen die darin angeblich von Holzer formulierte Behauptung, das von ihm vorgelegte Foto sei „am Computer generiert“, „eine Rekonstruktion“ und sehe so aus, „als wäre es gestern gemacht worden“. Unter dem Eindruck der jüngsten Auseinandersetzung kündigte Holzer am Dienstag an, den Artikel für das Fachblatt zurückzuziehen. „Ich werde mich nicht mehr weiter an der Auseinandersetzung mit Herrn Brown beteiligen“, fügte Holzer hinzu.
Brown hatte Anfang März im mittelfränkischen Leutershausen, dem Geburtsort Weißkopfs, die Ergebnisse seiner monatelangen Archiv-Recherche vorgestellt. Der Flugzeugbauer und Hobby-Historiker legte dabei neben dem umstrittenen Foto rund 300 historische Zeitungsberichte vor, in denen über Weißkopfs angeblichen Erstflug im Jahr 1901 berichtet worden war. Zudem glaubt Brown den Beweis erbracht zu haben, dass Weißkopf keineswegs ein technischer Dilettant gewesen sei. Vielmehr sei Weißkopf ein ausgebildeter Motorenbauer gewesen, der viele Motoren an Flugzeugbauer geliefert habe.