Dass es nun eine Arbeitsgruppe Provenienzforschung für die Sammlung Georg Schäfer gibt, ist ein richtiges und wichtiges Zeichen – vorausgesetzt, diese Arbeitsgruppe wird mit den nötigen Ressourcen ausgestattet. Noch im Dezember hatten alle Beteiligten mehr oder weniger abgewunken: kein Geld, kein Personal. Offenbar aber hat man erkannt, dass der öffentliche Druck beim Thema Raubkunst so schnell nicht nachlassen wird.
Damit sei nicht unterstellt, dass Stadt Schweinfurt, Stiftung und Freistaat die zeitgeschichtliche Relevanz des Themas verkannt hätten. Wenn doch, stünden sie jedenfalls nicht alleine da. Wie anders ließe sich sonst erklären, dass zum Beispiel über anderthalb Jahre verstrichen von der – juristisch höchst umstrittenen – Beschlagnahme der Gurlitt-Bilder bis zur Einrichtung einer Arbeitsgruppe zur Erforschung der Provenienz dieser Bilder?
Provenienzforschung als erster Schritt in Richtung gerechter und fairer Lösungen, wie sie die „Washingtoner Erklärung“ von 1998 für den Umgang mit Raubkunst fordert, wird fester Bestandteil der Arbeit der Museen werden müssen. Schon immer wurden die Kunstwerke vergangener Tage nicht ausschließlich in ihrem zeitgenössischen Kontext betrachtet. Seit der Antike ist eben auch der Weg, den sie durch die Geschichte zurücklegen, von Bedeutung. Das gilt für die Verbrechen des Nationalsozialismus in besonderem Maße.
Als Georg Schäfer ab den 1950er Jahren seine Bilder kaufte, begegnete dieses Land der Last der Schuld und dem Trauma des Krieges mit Schweigen und dem energischen Blick nach vorne. Inzwischen sollten wir allerdings ein gutes Stück weiter sein.