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KREUZBERG/WASSERKUPPE
Skiwandern in der Rhön wird populär
Die Mischung aus anstrengendem Aufstieg mit Fellen und rasanter Abfahrt auf unberührten Hängen findet auch zwischen Kreuzberg und Himmeldunk immer mehr Anhänger.
Einsamer Aufstieg zur Wasserkuppe: Im dunstigen Licht der aufgehenden Sonne zieht dieser Tourengeher seine Spur.
Foto: Silvan Metz | Einsamer Aufstieg zur Wasserkuppe: Im dunstigen Licht der aufgehenden Sonne zieht dieser Tourengeher seine Spur.
Von unserem Redaktionsmitglied Michael Nöth
 |  aktualisiert: 22.02.2013 21:50 Uhr

Diese Mail kommt ganz gewiss! Liegt in der Rhön genügend Schnee, meldet sich Roland Zschorn: „Mittwoch, Treffpunkt 18.45 Uhr am Dreitannenlift/Kreuzberg und dann nauf zum Kloster. Jeder ist willkommen!“ Der Touren-Fachwart vom Skiklub Bad Neustadt ist eingefleischter Fan vom Fell unter dem Ski. „Ich gehe schon über Jahrzehnte Touren in den Alpen. Und in der Rhön vor meiner Haustüre umso lieber!“

In der Tat hat sich das Tourengehen in jüngster Zeit zum Trendsport entwickelt. In Österreich beispielsweise wurden im vergangenen Jahr schon mehr Tourenskier verkauft als Langlauf-Latten. Auch in der Rhön hat das Tourengehen Tradition. Früher wurden diese Bergfexe allerdings eher belächelt denn als echte Wintersportler zur Kenntnis genommen.

Mittlerweile sinkt das Durchschnittsalter der Fell-Läufer aber ständig. In den Alpen nennen die sich gerne Freerider, tragen trendige Klamotten mit Funktionsunterwäsche – und haben ihren Spaß beim Hinaufstapfen wie beim Hinunterpowdern im Backcountry, wie sie die Abgeschiedenheit abseits der Pisten nennen.

  • Auf einen Blick: Schneehöhen, Loipen und Pisten in der Rhön

Powdern kommt in der Rhön allerdings selten vor. Da erfreut man sich am tiefen Atmen, wenn es beispielsweise den Käuling am Kreuzberg hinaufgeht. „So geschwitzt hab' ich noch nie beim Skifahren“, lacht Werner Back. Der 54-jährige Schreinermeister ist ein versierter Skifahrer, aber Neuling in Sachen Skitouren. Und er merkt alsbald, dass der Skianorak selbst bei Minus sieben Grad auch mal zu warm wird.

Unverdrossen schiebt er einen Ski vor den anderen. Die Felle halten die Bergauf-Linie, ab und an eine kleine Spitzkehre, dass nicht all zu viel Kraft vergeudet wird. Schließlich will man ja auch seinen Spaß beim Abfahren haben.

„So sechs, sieben Nachttouren haben wir vom Skiklub in diesem Winter schon hinbekommen am Kreuzberg“, erzählt Roland Zschorn. Zehn bis 15 unterschiedliche Skifahrer haben daran teilgenommen – im Alter zwischen 19 und 60 Jahren. Zschorn ist gleichzeitig Touren-Fachreferent im Ski-Gau Unterfranken. Und kennt daher die Bedürfnisse der stetig wachsenden Klientel.

Natürlich meidet der Tourengeher eher den emsigen Pistenbetrieb. In den Alpen sucht man sich Berghütten als Ziele, die nicht per Lift erreicht werden können. Und in der Rhön startet man gerne dann, wenn der Liftbetrieb ruht.

Eigene Aufstiegsrouten

„Der Bad Neustädter Skiklub kooperiert mit den Liftbetreibern. Wir sorgen bei unseren Touren dafür, dass nach 22 Uhr keiner mehr mit Stirnlampe auf den Pisten abfährt. Schließlich wollen die Liftbetreiber ihre Hänge nachts ordentlich und gefahrlos präparieren“, erklärt er. Man habe da viel gelernt von den Diskussionen in den Alpen. Da gebe es Skigebiete wie am Spitzingsee und Brauneck, die Tourengeher ausgesperrt hatten.

Erst nach Intervention des Alpenvereins habe man dort eigene Aufstiegsrouten ausgewiesen. „Auch in der Rhön müssen wir auf die Naturschutzauflagen achten“, sagt Zschorn. Und Michael Dormann, für die Umweltbildung im Naturpark Rhön zuständig, sieht zwar Interessens-Überschneidungen zwischen dem gewachsenen Bedürfnis nach Naturerfahrung und dem Naturschutz, habe aber mehr Störungen von Schneeschuhwanderern in der Langen Rhön registriert als von Tourengehern.

Das alles diskutieren die nächtlichen Rhöner Tourengeher bei der ebenso gemütlichen wie stärkenden Einkehr in der Gemündener Hütte. „So, auf geht's“, ruft Zschorn. Die Bergfexe packen ihre Felle in den Rucksack, setzen die Stirnlampe auf und blicken auf die glitzernden Lichter von Bischofsheim im Brendtal. „Herrlich!“, sagt Tourengeher-Debütant Werner Back – und freut sich auf eine knackige Abfahrt. Auch ihn hat das Skitouren-Virus gepackt. Seine Mail-Adresse hat er schon weitergegeben.

Skitouren und Naturschutz

Grundsätzlich besteht in der Natur ein in der Verfassung verankertes Betretungsrecht. Das wiederum ist in der Rhön eingeschränkt durch das Naturschutzgesetz. In den Schutzgebieten (NSG) greifen deshalb Wegegebote; beispielsweise darf man im NSG Lange Rhön die Sommer- und Winterwanderwege nicht verlassen. Ausgewiesene Skitouren in der Rhön gibt es nicht. Häufig nutzen Tourengeher den Bereich der Skilifte an Feuerberg, Arnsberg und Kreuzberg, auch der Himmeldunkberg mit dem Würzburger Bergbundhaus ist als Tourenziel beliebt. Dort liegt zwar keine Naturschutzverordnung vor, dennoch sollte man – wie überall in der Rhön – mit Flora und Fauna sorgsam umgehen. Text: nö

Anstrengend: Der Autor (hinten) und sein Sohn Lukas beim Aufstieg am Himmeldunk.
| Anstrengend: Der Autor (hinten) und sein Sohn Lukas beim Aufstieg am Himmeldunk.
Am Gipfel: Oben am Berg zieht Benedikt Nöth von den Skiern die Felle ab, die als Aufstiegshilfe dienen.
| Am Gipfel: Oben am Berg zieht Benedikt Nöth von den Skiern die Felle ab, die als Aufstiegshilfe dienen.
Wedelspaß auf unberührten Hängen: Die Abfahrt hinunter vom Himmeldunk entlohnt für die Strapazen beim Aufstieg.
Foto: Fotos (3): B. u. L. Nöth | Wedelspaß auf unberührten Hängen: Die Abfahrt hinunter vom Himmeldunk entlohnt für die Strapazen beim Aufstieg.
ClarenceCazimero
| ClarenceCazimero
 
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