Für Simones Eltern waren es zehn Jahre voll quälender Ungewissheit. Gabi und Gustl Strobel sind einfache Leute aus Rieden (Lkr. Würzburg) mit einfachen Fragen – aber sie kriegen keine Antwort: Wer hat ihre Tochter umgebracht, im fernen Australien? Und warum helfen gerade die nicht, die Antwort geben könnten: ihre drei damaligen Reisebegleiter um Simones damaligen Freund Tobias?
Er, seine Schwester Katrin und deren Reisebegleiter Jens schweigen darüber, was auf einem Campingplatz in Lismore in der Nacht zum 12. Februar 2005 passierte. Simone soll nach einem Streit ohne Schuhe und Papiere in die Nacht gestürmt sein – und kam nicht wieder. Ihre Freunde zahlten am andern Morgen, als wollten sie ohne sie weiterreisen. Sie packten zusammen – und meldeten Simone erst dann vermisst.
Die drei machten bei der Polizei zunächst spärliche Angaben, dann widersprüchliche, dann gar keine mehr – was sie erst recht verdächtig machte, als Simones Leiche gefunden wurde: erstickt und nur neunzig Meter entfernt auf einem Sportgelände, versteckt unter Palmzweigen, die man rasch von einem Baum gerupft hatte. Natürlich ist es ihr Recht, zu schweigen. Aber müssten nicht gerade ihre Freunde das größte Interesse daran haben, dass der Fall aufgeklärt wird?
Die Spuren sprechen für die Ermittler dafür, dass beim Beseitigen der Leiche zwei Personen zusammengearbeitet haben: Sichergestellte Tagebücher von Simone und Tobias bezeugen einen Streit, der eskaliert sein könnte – der Tobias aber so unangenehm war, dass er ihn der Polizei verschwieg.
Die drei werden von Ermittlern in Würzburg und Australien nach wie vor als „einzige erkennbare Verdächtige“ geführt. „Alle drei wissen mehr, als sie sagen“, betont ein Kripo-Mann. „Und sie müssen sich fragen lassen, warum sie in wichtigen Punkten bei der Polizei falsche Angaben gemacht haben.“
Gustl Strobel macht das noch immer fassungslos. „Es ist schwer zu verkraften, dass drei Leute wissen, wie Simone gestorben ist – und helfen uns nicht weiter“, zürnt er. „Mir geht es doch nicht um die Bestrafung, das macht sie nicht wieder lebendig. Aber ich will wissen, was war – damit wir endlich einen Schlussstrich ziehen können und Frieden haben.“
Er hat selbst an alle drei appelliert, ihr Schweigen zu brechen – ohne Erfolg. Katrin schrie ihn an: „Nicht einmal unter der Folter“ werde sie wieder über den Fall reden. Dann rannte sie weg.
Strobel ist ein robuster Landwirt, einer, der hinlangen kann, auf dem Acker und daheim. Aber wenn von seiner getöteten Tochter die Rede ist, ballt er noch immer hilflos die Fäuste und ringt um Fassung. Auch Gabi Strobel ringt mit den Tränen. Aber solange der Fall nicht klar ist, können sie nicht loslassen.
Sie haben merkwürdige Erfahrungen gemacht in den zehn Jahren: Mancher, der Simone gekannt hat, schweigt aus Verlegenheit oder der Furcht, die Hinterbliebenen zu verletzen. Aber wildfremde Menschen hören nur, dass jemand aus Rieden ist – und verbinden das sofort mit dem Namen der 25-jährigen Kindergärtnerin.
„Es freut uns, dass Simone nicht vergessen ist“, sagt ihr Vater. Eine Anzeige haben sie zu Simones zehntem Todestag eigens geschaltet, zur Erinnerung an ihre Tochter, die nach Rieden überführt wurde. Ein Gottesdienst soll am Donnerstag um 18 Uhr in der katholischen Kirche in Rieden an Simone erinnern.
Überall im Haus der Strobels hängen Erinnerungen an die Tochter, jeden Tag reden sie über Simone. „Wir fühlen uns nicht allein gelassen“, betonen die Eltern – auch nicht von den Ermittlern in Würzburg und Australien, die den Fall keineswegs zu den Akten gelegt haben. Sie hoffen auf Fortschritte in der Kriminaltechnik – oder darauf, dass sich einer der drei besinnt und doch redet.
Tobias hat mit der australischen Buchautorin Virginia Peters stundenlang geredet – um sie hinterher wegen Verleumdung zu verklagen, weil das Buch ihn mit Simones Tod in Verbindung bringt. Nun steckt er in der Zwickmühle: Seine australische Ehefrau stammt aus einer angesehenen Familie, braucht keinen Mann unter Mordverdacht. Lässt Tobias es auf einen Prozess ankommen, muss er als Kläger sein Schweigen brechen – und dem Gericht erklären, was mit Simone Strobel passiert ist, an jenem 12. Februar vor zehn Jahren.
EineTraumatisierung zehn Jahre nach dem Ereignis erscheint mir nicht realistisch, sondern lediglich als Schutzbehauptung vorgeschoben.
Offensichtlich können die drei damaligen Reisbegleiter so gut mit ruhigem Gewissen leben und schlafen.
Sofern nicht einer irgendwann eimal von einem dieser drei Reisebegleiter aus Gewissensgründen die Wahrheit erzählt, wird sich der Fall auch in den nächsten Jahren nicht klären lassen. Dies ist zwar für die Eltern der Simone Strobel unbefriedigend - aber leider die Realität.
Wie können ihre "Freunde" schweigen? Wenn sie twas gesehen haben, was sie traumatisiert hat müssen sie sich Hilfe holen. Sie können doch so auch nicht ruhig weiter leben
Das Opfer brauchte Hilfe, nicht die Täter......
Es macht sich Wut auf die "Freunde" breit.
Ich wünsche den Eltern, dass sie irgendwann doch noch "einen Schlussstrich ziehen können und Frieden haben".
Den Frieden wünsche ich auch Simone.
+ R.i.P. +