Nachdem fast der komplette Jahrgang der Ersten Privaten Fachoberschule (EPFOS) in Schweinfurt durchs Abitur gesegelt war und damit für bundesweite Schlagzeilen gesorgt hatte, gerät nun ein weiteres fränkisches Gymnasium ins Zwielicht. Der Vorwurf: Der Schulleiter des Casimirianum in Coburg habe die Benotung geschönt.
Insgesamt 30-mal gab es heuer am Casimirianum einen Abiturschnitt mit einer Eins vor dem Komma, 24 Schüler erhielten ein Zweier-Zeugnis. Rund zwei Drittel des Abiturjahrgangs von 86 Schülern durften sich also über eine Leistung freuen, die „gut“ oder eben „sehr gut“ bewertet wurde. Schulintern tauchte ein Verdacht auf: Wurde bei der Benotung nachgeholfen?
Im Casimirianum munkeln Schüler und Lehrer, dass die Noten im Abiturfach Deutsch nach oben korrigiert wurden. Rektor Burkhard Spachmann, der für die sogenannte Drittkorrektur verantwortlich war, steht dabei im Mittelpunkt der Spekulationen. Spachmann kann als Drittkorrektor der Abiturprüfungen direkt Einfluss auf die Bewertung nehmen. Dass eine entsprechende „Korrektur“ stattgefunden hat, ist indes nicht zu bestreiten. „Es ist unzweifelhaft, dass es zu Notenverbesserungen gekommen ist“, zitiert das „Coburger Tageblatt“ eine namentlich nicht genannte Quelle innerhalb der Schule. Mitglieder des Lehrkörpers hatten sich derweilen an das Kultusministerium gewandt, wo der Fall nun geprüft wird.
Im Kern geht es dabei um die Frage, ob die Anhebung berechtigt war. Die Abiturprüfungen werden von einem Erst- und einem Zweitkorrektor bewertet. Kommen diese zu abweichenden Ergebnissen, prüft der Fachbereichsleiter die Arbeiten entsprechend. Im Fach Deutsch ist das am Casimirianum eben Direktor Spachmann.
Der Schulleiter räumte ein, dass er Nachjustierungen bei den Prüfungskorrekturen im Fach Deutsch vorgenommen habe. Als der Abiturprüfungsvorsitzende für das Fach Deutsch habe er Verantwortung über den Drittentscheid. Für die Anhebung der Noten habe er pädagogische Gründe gehabt. Die Korrektur sei fachlich sehr penibel gewesen, erklärte er. Eine Schieflage der Noten sei die Konsequenz gewesen. Die er habe ausgleichen wollen, so Spachmann weiter.
Seit Mitte vergangener Woche liegt der Fall nun beim Kultusministerium in München zur Prüfung. „Wie weit Korrektur und Bewertung von Abituraufgaben an diesem Gymnasium angemessen sind, wird derzeit aufgrund von Informationen, die dem Kultusministerium vorliegen, intensiv fachlich und rechtlich überprüft“, teilte das Kultusministerium in einer Stellungnahme mit. Das Ergebnis steht derzeit noch aus, soll aber zum Ende der Woche bekannt gegeben werden.
Die Schule arbeite bei den vom Ministerium angeordneten Überprüfungen konstruktiv mit, erklärte der Sprecher des Ministeriums. Welche rechtlichen Konsequenzen der Vorfall gegebenenfalls hat, lasse sich erst nach Abschluss der Prüfung sagen.
Rückendeckung erhält Spachmann von den Eltern seiner Schüler. Der Vorsitzende des Elternbeirats, Alexander Treiber, ist überzeugt, dass die Noten korrekt zustande gekommen sind. „Es wird nichts herauskommen, was nicht begründbar ist“, lässt sich Treiber zitieren. Einen Schaden wird das Casimirianum dennoch erleiden: die Berichterstattung ist inzwischen weit über die Region hinausgegangen, Medien wie „Der Spiegel“, die „Süddeutsche Zeitung“ und auch der „Bayerische Rundfunk“ haben den Vorfall inzwischen aufgenommen.
Im Internet wird heftig über die Schule diskutiert und darüber, warum ein Schulleiter Noten nach oben korrigieren möchte. Eine Interpretation: Spachmann wolle sein Gymnasium weiterhin als eine Musterschule verkaufen, am liebsten gestützt durch Glanzleistungen seiner Schüler. Das Casimirianum ist eine von 100 ausgewählten Schulen in Bayern, die die Integration von Realschülern aktiv fördern und deren Abiturienten immer überdurchschnittlich gut bei Abiturprüfungen abschneiden.
Für die Abiturienten hat die Aufregung um die Noten keine Konsequenzen. An den Abiturnoten ändere sich nichts und die Noten der Prüfungsleistung blieben erhalten, versicherte ein Sprecher des Ministeriums.