Marita und Lothar Dömling sind zum ersten Mal in Westafrika. Seit vielen Jahren unterstützt das Ehepaar aus Rimpar die Arbeit der DAHW Deutsche Lepra- und Tuberkulosehilfe. Einmal selbst vor Ort sein und erleben, wie das Würzburger Hilfswerk in den Projektländern arbeitet, war ihr großer Wunsch. Im April flogen sie auf eigene Kosten mit DAHW-Mitarbeitern nach Togo. Über die Eindrücke des Rimparer Ehepaars berichtet das DAHW in einer Pressemitteilung.
Sie besuchten das Krankenhaus in Tsévié unweit der Hauptstadt Lomé. „Ich erinnere mich an die Würzburger Spendenkampagne für Togo vor einigen Jahren“, sagt der 67-jährige Apotheker Lothar Dömling. Im Krankenhaus können er und seine Frau sehen, wie die Spendengelder verwendet werden.
Elfjähriger Patient mit viel Geduld
Der kleine Kofi Gabanet hat Buruli Ulcer am rechten Bein. Er wird seit fünf Monaten im Regionalkrankenhaus von Tsévié behandelt. Auch der linke Fuß und der Arm sind befallen. Anne Braun ist Volontärin der Fondation Follereau Luxembourg. Die Stiftung finanziert das Projekt in Togo seit vielen Jahren mit. Braun macht ein viermonatiges Praktikum. Sie liebt es, mit den Kindern zu spielen und sie zu unterrichten. Der Elfjährige ist ihr ganz besonders ans Herz gewachsen. „Bei Kofi haben sich weitere Abszesse gebildet. Aber der Junge ist geduldig und weiß, dass er nach der Behandlung wieder ganz gesund wird”, sagt die 27-Jährige.
Das Krankenhaus von Tsévié ist spezialisiert auf Buruli Ulcer. Vor fünf Jahren, zum 50-jährigen Jubiläum der DAHW Deutsche Lepra- und Tuberkulosehilfe, erbrachte eine Spendenkampagne dieser Zeitung rund 200 000 Euro. Damit konnten ein weiterer Operationsraum, der Reha-Bereich und eine Betreuungseinrichtung mit Schule für die kleinen Patienten gebaut werden. Patienten wie Kofi. Der Junge geht gerne zur Schule. Seine Großmutter ist bei ihm. Der Rest der Familie ist im weit entfernten Dorf geblieben. „Wir sind eine richtig tolle Buruli-Familie“, sagt Anne Braun. Kofi nickt. Nein, seine Geschwister vermisst er nicht, denn er hat neue Freunde hier gefunden.
Die der Lepra verwandte Krankheit Buruli Ulcer trifft vor allem Kinder und Jugendliche und führt unbehandelt zu schweren Behinderungen. In Togo wurde daher im Regionalkrankenhaus Tsévié ein Behandlungszentrum mit therapeutischen Einrichtungen speziell für Kinder geschaffen und das nationale Buruli-Kontrollprogramm gestärkt.
„Jeder Mensch hat ein Recht auf Gesundheit“, sagt DAHW-Präsidentin Gudrun Freifrau von Wiedersperg während ihres Besuches in Togo. „Die Menschen hier sind keine Bittsteller, sondern würdige Partner, denen sich die DAHW verpflichtet fühlt.“ Das Würzburg Hilfswerk begann 1964 mit seinem Engagement in dem kleinen westafrikanischen Staat und blickt heute auf eine 50-jährige erfolgreiche Partnerschaft zurück.
„Die erfolgreiche Behandlung der Buruli Ulcer-Patienten ist nur durch die Initiative der DAHW möglich“, sagt Krankenhausdirektorin Assoupui Amelé Adjeh. „Und die Schule konnten wir mit dem Geld aus Würzburg bauen“, ergänzt Lehrerin Victoire Essien. Damit wird gewährleistet, dass alle kleinen Patienten im Krankenhaus den Schulunterricht weiter besuchen können. Zurzeit werden acht Kinder unterrichtet. „Manchmal sind es auch mehr, wenn Geschwister zu Besuch kommen und ein paar Tage bleiben.“ Anne Braun ermuntert ihre Schützlinge immer wieder, die Schule regelmäßig zu besuchen. Nicht nur im Krankenhaus, sondern auch, wenn sie wieder zu Hause sind.
Mit selbst geschnitzten Krücken
„Die Hilfe und das Geld kommen an“, sagt Marita Dömling. „Ich bin sehr froh, dass wir einmal selbst die DAHW-Arbeit vor Ort erleben können“, ergänzt Lothar Dömling.
Er blickt auf Anne Braun, die den kleinen Kofi an der Hand hält. Er ist der Volontärin ans Herz gewachsen. „Ich habe ihm ein wenig Französisch beigebracht, vorher konnte er nur die Lokalsprache.“ Sie deutet auf die Krücke aus Holz, die an der Wand lehnt. „Die hat sich Kofi selbst geschnitzt“, sagt die Luxemburgerin.
Kofi drückt ihre Hand. Sie lächelt ihm aufmunternd zu. Dann nimmt Kofi seine Krücke und macht sich auf den Weg ins Behandlungszimmer. Der Physiotherapeut wartet schon auf ihn – wie jeden Tag.