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SCHWEINFURT
Sachs hat Sachs kaum interessiert
Verstand sich als Künstler: Gunter Sachs galt als ernst zu nehmender Fotograf und sammelte Kunst.
Foto: dpa | Verstand sich als Künstler: Gunter Sachs galt als ernst zu nehmender Fotograf und sammelte Kunst.
Von unserem Redaktionsmitglied Karl-Heinz Körblein
 |  aktualisiert: 09.05.2011 19:29 Uhr

Ob er sich wirklich wohlgefühlt hat an diesem 1. August 1970? An diesem Tag war Gunter Sachs wahrscheinlich zum letzten Mal in Schweinfurt, der Stadt, vor deren Toren er 1932 geboren wurde, wo die Firma stand, die ihm das leichte Leben finanziell ermöglichte. Fichtel & Sachs feierte das 75-jährige Bestehen. Im Theater der Stadt, für dessen Bau die beiden Sachs-Brüder mitgespendet hatten, traf sich die Prominenz des Freistaats. Gunter Sachs und seine Frau Miriam waren zwar die auffälligsten Erscheinungen, beim steifen Festakt spielten sie aber nur eine Nebenrolle.

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Gunter Sachs war gerade einmal drei Jahre alt, als Elinor von Opel ihre Sachen packte und Schloss Mainberg fluchtartig mit den Kindern Ernst Wilhelm und Gunter verließ. Im Sommer bereits war die Ehe mit Willy Sachs geschieden worden. Die feinsinnige Opel-Tochter konnte den Eintritt Willy Sachs' in die NSDAP und seinen Umgang mit den prolligen Nazi-Größen Himmler und Göring nicht ertragen. Hinzu kam, dass der Ehemann seine amourösen Abenteuer recht unverblümt pflegte.

Die Schweiz sollte für Gunter zur Heimat werden. In Lenzerheide wuchs er auf, hier besuchte er später auch das Internat. Wäre es nach dem Vater gegangen, wären die Söhne jedoch in Schweinfurt geblieben. Um sie zurückzubekommen, ließ Willy Sachs seine Verbindung zu Himmler und Göring spielen. Es gab sogar einen Entführungsversuch der Gestapo. 1940 übertrug ihm schließlich ein Gericht das Sorgerecht über den elfjährigen Ernst Wilhelm. Dieser trat später in die Unternehmensführung ein, war dabei aber ohne Fortune.

Gunter Sachs selbst hatte mit Fichtel & Sachs wenig im Sinn, wenngleich er sich selbst einmal als beteiligt in die „langfristigen Strategien und personellen Entscheidungen“ beschrieb. Immerhin gehörte ihm ja die Hälfte der Firma.

Zu Beginn der 70er Jahre bereits dürfte sich Gunter Sachs mit dem Verkauf seiner Anteile beschäftigt haben. Der Familien-Biograf Wilfried Rott nennt verschiedene Gründe. Im Unternehmen rümpfte man zum einen schon ein bisschen die Nase über den reichen Paradiesvogel. Und das nicht nur im Management. So mokierte sich die DKP im Betriebsblättchen „Schweinfurter Rot“ „Playboy Gunter Sachs sollte mal einige Zeit im Stoßdämpferbau arbeiten. Ob er dann auch noch den Damen der 'high society' gefallen würde, wenn er nach Öl stinkt?“

Sehr ernst ging er den Verkauf nach dem Lawinentod seines Bruders im April 1977 an. Später hat er ihn auch damit begründet, dass er sich mit dessen Erbinnen nie über eine gemeinsame Linie würde verständigen können.

1978 scheiterte ein erster Verkauf am Kartellamt. Am 26. August 1986 wird schließlich gemeldet, dass Gunter Sachs sich von den meisten seiner Aktien getrennt habe. Gut zwei Jahre sollte es noch dauern, bis die Familie komplett ausstieg. Gunter Sachs war Testamentsvollstrecker und sorgte in einem aufsehenerregenden Prozess in München gerichtlich dafür, dass seine halbwüchsigen und von ihm nicht sonderlich geschätzten Nichten, Monika, Elinor und Caroline, ihr Erbe nicht versilbern konnten.

An der Rott-Biografie hat Sachs übrigens nicht mitgewirkt. Seine Familiengeschichte sei nicht von Interesse, hat er Rott am Telefon abgewimmelt.

Letzter Besuch: Zur 75-Jahr-Feier von Fichtel & Sachs im Jahr 1970 besuchte Gunter Sachs (links) letztmals seine Geburtsstadt Schweinfurt. Neben ihm seine Frau Miriam, Aufsichtsratsvorsitzender Senator Ernst Falkenstein, der damalige bayerische Ministerpräsident Alfons Goppel und Sachs' Bruder Ernst Wilhelm Sachs.
Foto: Renate Wiener | Letzter Besuch: Zur 75-Jahr-Feier von Fichtel & Sachs im Jahr 1970 besuchte Gunter Sachs (links) letztmals seine Geburtsstadt Schweinfurt.
 
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