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VOLKACH
Raupen attackieren 600 Soldaten
Der Eichenprozessionsspinner macht derzeit massive Probleme. Jüngstes Beispiel dafür ist Volkach bei Kitzingen, wo eine Raupen-Invasion - wie erst jetzt bekannt wurde - im Juni rund 600 Soldaten in der Mainfranken-Kaserne Gesundheitsprobleme bescherte.
Echte „Brennpunkte“ bescherten die Raupen des Eichenprozessionsspinners den Menschen im Landkreis Kitzingen, deren Haut in Kontakt mit den Härchen kamen – wie beispielsweise 600 Soldaten in der Volkacher Mainfranken-Kaserne.
Foto: Archivfoto Harald Meyer | Echte „Brennpunkte“ bescherten die Raupen des Eichenprozessionsspinners den Menschen im Landkreis Kitzingen, deren Haut in Kontakt mit den Härchen kamen – wie beispielsweise 600 Soldaten in der ...
Von unserem Redaktionsmitglied Harald Meyer
 |  aktualisiert: 22.06.2022 09:14 Uhr

Folge: Alle Eichen werden gefällt, wie Kommandeur Thomas Menikheim am Mittwoch sagte.

Die krabbelnden Raupen haben den Landkreis Kitzingen in diesem Jahr zum echten Brennpunkt gemacht. Trotz Bekämpfungsaktionen per Hubschrauber vermehrten sich die Prozessionsspinner an vielen Stellen geradezu explosionsartig.

Die Folgen waren teilweise dramatisch: Viele Menschen erlitten beim Kontakt mit den Brennhaaren schmerzhafte Hautreizungen. Radwege und Sportplätze wie bei Schwarzach mussten gesperrt werden, in Feuerbach oder Düllstadt belagerten die Raupen manches Haus. Jäger und Waldarbeiter mussten öfter vor der Raupenplage kapitulieren.

Ein Schwerpunkt war die Volkacher Mainfranken-Kaserne. Rund 600 Soldaten erwischte es hier. Kommandeur Menikheim spricht von „Hautreizungen“ durch Brennhaare, Antonette Graber, Leiterin der Rechtsabteilung im Landratsamt, von schlimmeren Folgen: vom quälenden Juckreiz, über Augenschmerzen bis hin zu Atembeschwerden.

Konsequenz der Raupenplage war am Montag eine Art Krisengipfel im Volkacher Rathaus, wo Landratsamt, Stadt, Bundeswehr und Forstexperten über ein Vorgehen für 2010 berieten. Für viele Eichen in der Kaserne kam das Gespräch zu spät. Rund zwei Hektar seien bereits gefällt, der Rest werde bis zum Winter abgeholzt, so Menikheim: „Wir können uns nicht anders schützen.“

Problem für die Menschen in der Kaserne war laut Auskunft des Kommandeurs der nahe Wald. Von hier seien die Eichenprozessionsspinner gekommen, die bis zu zwei Kilometer weit fliegen könnten. Eine Sprüh-Aktion habe die Raupen nicht mehr aufhalten können. Die sind zwar inzwischen verpuppt, haben aber in Nestern an den Bäumen Härchen zurückgelassen – mit Brenn-Garantie.

Weil in den Eichen des Kreises noch viele der grauen Netze hängen und sich für 2010 die vierte Spinner-Plage andeutet, suchen alle Beteiligten nach einer Strategie. Vor allem wird der Ruf von Betroffenen immer lauter, flächendeckend den Häutungshemmer Dimilin zu versprühen. Der ist jedoch eine Chemie-Keule und tötet laut Graber unterschiedslos jede Raupe – auch die harmloser Schmetterlinge. Zudem darf Dimilin nicht in gewässernahen Bereichen gesprüht werden.

Ein Patentrezept gegen die Prozessionsspinner ist Graber zufolge derzeit nicht in Sicht. Eine seit 2007 tätige Arbeitsgruppe werde aber eine Strategie erarbeiten. Fachleute hofften zudem auf einen natürlichen Feind der Spinner, den Puppenräuber, sagte Graber. Das Insekt sei allerdings seinem Opfer – noch – zahlenmäßig zu unterlegen, um eine Wirkung zu zeigen.

 
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  • G. B.
    Degradiert diesen "Wichtigtuer" zum einfachen Soldaten. Sollen wohl alle Eichen in Deutschland gefällt werden? So eine unsinnige Aktion (2ha Eichen zu fällen) habe ich noch nie gelesen. Besteht die Bundeswehr nur aus Jammerlappen, die schon der Eichenprozessionsspinner außer Gefecht setzen kann. Viel Glück in Afghanistan...
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  • H. S.
    Das sind sie also, unsere tapferen Soldaten. Im Kampf gegen den Prozessionsspinner zeigen sie, was sie können. Sie keulen ganz einfach ohne alle Bedenken einen ganzen Wald voller deutscher Eichen, ohne jede Erlaubnis, nur weil es so furchtbar juckt. Sie handeln so konsequent, als ob sie schon in Afghanistan wären, wo sie dies und noch ganz andere Heldentaten vollbringen können. Schickt sie doch schleunigst dorthin, damit ihr Tatendrang endlich zur Verteidigung unserer Freiheit wirkt. Aber eins sollte man auch beachten: Der Taliban verfügt nun über eine neue Biowaffe, den Prozessionsspinner, sofern er die Mainpost gelesen hat. Das könnte unseren Helden aus Volkach zum Schicksal werden.
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  • D. K.
    reutjo hat recht, an meiner Eiche habe ich heuer acht kleine bis mittlere Nester abgeflammt, der Erfolg ist 100 prozentig. Ich habe mit einem Gärtner vom Gartenamt SW gesprochen, - dort werden die Eichen beobachtet und bei Bedarf abgeflammt.
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  • C. P.
    ... vielleicht kann der Krieg gegen den Eichenprozessionsspinner gleich noch in Schwarzach weitergeführt werden! Dann hätten wir wenigstens unsere Ruhe!
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  • A. K.
    Ich finde es sehr verwunderlich, dass man einfach gleich alle Bäume fällen muss. Gibt es den da keine andere Lösung.
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