Mit jungen Mädchen soll ein krimineller Familienclan in Bad Mergentheim ältere Herren gelockt haben, um sie auszunutzen und zu erpressen. Die perfide Masche kam einen einsamen 61-Jährigen aus dem Landkreis Würzburg teuer zu stehen. Der geschiedene Mann, seit einer Scheidung vereinsamt, ließ sich von einer 17-jährigen Enkelin der Clan-Chefin locken.
Er vernarrte sich in die 44 Jahre Jüngere und stellte sie Verwandten bald als Verlobte vor. Im Gegenzug geriet er immer tiefer in die Abhängigkeit der Familie, die ihm das Gefühl gab, dazuzugehören. Bald diente er als Fahrer, bezahlte die Einkäufe, richtete ihr heruntergekommenes Haus in Bad Mergentheim her. „Jetzt gehörst du zu uns, jetzt bist du auch Zigeuner“, erklärte ihm die Clan-Chefin, wie er vor Gericht sagte.
Dann kamen Geldforderungen: 50 000 Euro als Gegenleistung für das Verhältnis mit der 17-Jährigen. Begründung: Die könne man daheim in Ungarn ja nun nicht mehr an den Mann bringen. Dann soll ihm das gleich alte Familienoberhaupt, das er „Mama“ nennen musste, eine Sexfalle gestellt haben: Bei einer Silvesterfeier lag nicht nur die 17-jährige Laura nackt im Bett, sondern forderte ihn auf, mit ihrer 13 Jahre alten Schwester Mandy intim zu werden. Sie sollte den Akt heimlich filmen. „Es hat geklappt“, meldete sie „Mama“ am Telefon. Pech, dass da schon die Polizei mithörte.
Bald kamen vehemente Drohungen von Mandys Vater, dem 61-Jährigen mit einem Beil die Füße abzuschlagen, wenn er keinen Schuldschein über 200 000 Euro unterschreibe. Auch von Morddrohungen berichtete der Mann aus Unterfranken, der wegen Sex mit der 13-Jährigen später vor den Kadi musste.
Dort machte ihm der Richter vor einigen Wochen klar, dass ihm später das gleiche Ende gedroht hätte wie dem Antiquitätenhändler Heinz Jürgen Biedron aus Unterbalbach (Lkr. Main Tauber). Der war am 18. Dezember 2012 mit neun Hieben mit einem Gipserbeil erschlagen worden – so überraschend, dass er zu keiner Gegenwehr mehr fähig war.
Das Landgericht Mosbach will jetzt im Prozess beweisen, dass „Mama“ zwei Familienmitglieder als Raubmörder geschickt hat, weil der Familie das Geld ausging. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, „dass sie die beiden ausdrücklich beauftragte, bei ihrem Opfer um jeden Preis Geld zu besorgen, und wenn sie dieses dazu töten müssten“. Am ersten Prozesstag hat einer der beiden, Tibor I., den Mord gestanden, sein Cousin Ferenc schweigt. „Mama“, die vor Gericht herzerweichend weint, sagte: „Ich weiß von nichts.“
Im Mittelpunkt stand am Montag ihr 61-jähriges Erpressungsopfer, das die mutmaßlichen Raubmörder ahnungslos zum Tatort gefahren hatte. Der Mann schilderte, wie er immer tiefer in den Sog von „Mamas“ Familie geriet. Eine Observierung der Polizei zeigte aber: Gleichzeitig lockten die Mädchen drei weitere ältere Herren, mit ihnen näher bekannt zu werden.
Der Prozess wird fortgesetzt, am Freitag soll ein Urteil fallen.