Mit der bevorstehenden Zulassung der Genmaissorte 1507 („Herculex“) durch die EU-Kommission könnte dem Kreis Kitzingen wieder ein Kampf um genmanipulierte Pflanzen drohen. Das Aktionsbündnis gentechnikfreier Landkreis Kitzingen hat prompt reagiert: Die gesellschaftlich breit aufgestellte Gruppe lädt diesen Samstag (15. Februar) um 12 Uhr zu einer Protestdemonstration nach Iphofen ein. Treff ist der Vorplatz der Karl-Knauf-Halle.
Der Hintergrund: Da sich die Europaminister in ihrer Sitzung am Dienstag in Brüssel nicht auf einen Anbaustopp einigen konnten, entscheidet EU-Agrarkommissar Tonio Borg. Der will das Genmais-Produkt der Firma Dupont Pioneer genehmigen.
Widerstand kommt vom Aktionsbündnis. Das betont in einer Stellungnahme, dass „die Risiken der Verbreitung und der giftigen Wirkung von Genmais 1507 nicht hinreichend abgeklärt“ seien. Sprecher und Grünen-Kreisrat Hans Plate sieht selbst dann Gefahren, wenn der Bund und Bayern einen Anbau verbieten. Es sei nicht zu verhindern, dass Saatgut und Futter im freien Handel über die Grenzen kämen.
Hart bleiben beim Widerstand gegen „grüne Technik“ und „Herculex“ will auch der CSU-Landtagsabgeordnete Otto Hünnerkopf. Die CSU, die in der Vergangenheit eher gentechnikfreundlich war, werde zu ihrem klaren Nein stehen. Er selbst werde sich „mit allen Mitteln dafür einsetzen, das zu verhindern“.
Mit der Entscheidung der EU könnten die spektakulären Kämpfe wieder aufflammen, die im Kreis Kitzingen zwischen 2007 und 2012 tobten. Da kam erst Ruhe rein, als der weltweit größte Saatguthersteller Monsanto Mitte 2013 seine Vorstöße zur Verbreitung gentechnischer Pflanzen in Europa auf Eis legte.
Konsequenz aus dem Rückzug des Vorkämpfers an der Genmais-Front: Im Standortregister des Bundesamtes für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit, wo alle für gentechnisch veränderte Pflanzen vorgesehenen Flächen verzeichnet sind, gibt's derzeit nur noch zwei potenzielle Genmais-Areale. Die liegen in Sachsen-Anhalt und haben einen Verbotsvermerk. In beiden Fällen soll die Genmais-Sorte Mon 810 angebaut werden, die verboten ist.
Diese Sorte, ein Produkt von Monsanto, war einst der Hauptaufreger bundesweit – und speziell im Landkreis Kitzingen. Der Saatgut-Riese hatte schon 2007 Äcker im Landkreis für Pflanzungen vorgesehen. Obwohl es damals nur um wenige Hektar ging, war der Widerstand groß.
Ein Jahr später gingen die Gentechnik-Firmen in die Offensive. 122 Hektar Genmais (Mon 810) im Landkreis Kitzingen standen 2008 im Standortregister. Gegen das Bild von der Genmais-Hochburg zog das Aktionsbündnis gentechnikfreier Landkreis Kitzingen (fast alle Parteien, Bund Naturschutz, Öko-Organisationen, Kirchen und der Imker-Bund) mit vielen Aktionen zu Felde.
Der Widerstand wirkte: Die meisten Bauern, die Mon 810 aussäen wollten, zogen die Freisetzungsversuche auf ihren Feldern zurück. Lediglich auf neun Hektar wuchs genmanipulierter Mais – es folgte eine spektakuläre „Feldbefreiung“ in Westheim. Die Aktion von Umweltaktivisten, die trotz großen Polizeiaufgebots Pflanzen aus dem Boden rissen, zog eine Serie von Prozessen nach sich.
Die Niederlage der Gentechnikkonzerne setzte sich im Bund fort: Die damalige Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner verbot 2009 die Aussaat von Mon 810. Damit stoppte sie drei Bauern im Kreis, die auf 65 Hektar Genmais anbauen wollten.
Seither ist der Kreis – zumindest was den Anbau betrifft – gentechnikfrei. Trotzdem gab es immer wieder Landwirte, die auf ein Umschwenken der Politik setzten, und Äcker für die Aussaat anmeldeten: 2010 waren es 60 Hektar an 18 Standorten, ein Jahr später 21 Hektar. Seither herrschte Ruhe an der Genmais-Front.