Ungeachtet der massiven Kritik von SPD und Gewerkschaften an der seit 14 Jahren gepflegten Auszeichnung von Geschichtsrevisionisten hat die Eich-und-Erna-Kronauer-Stiftung am Samstag in Schweinfurt ihren achten Historiker-Preis an Dr. Stefan Scheil verliehen. Er erhielt die mit 10 000 Euro dotierte Auszeichnung für sein 1999 erschienenes Buch „Logik der Mächte“. Darin wird nicht Hitler und der Nazi-Ideologie die Schuld am Ausbruch des Zweiten Weltkriegs zugeschrieben, sondern dem bestehenden Mächte-System in Europa. Laut Scheil gehörte es in seiner prämierten Studie „zum Experiment, die Annahme, Hitler sei der Kriegsauslöser, einmal wegzulassen“.

Die Laudatio auf Scheil hat Professor Ernst Nolte verfasst, Auslöser des „Historikerstreits“ in den 1980er Jahren und Kuratoriumsmitglied der Kronauer-Stiftung. Der 92-Jährige ließ sich aus Gesundheitsgründen entschuldigen. Kuratoriumsmitglied Wilhelm Böhm verlas Noltes „zwingendes, vielleicht letztes Wort zu meinem eigenen Werk“, in dem er den Revisionismus verteidigte, obwohl dieser zum „Schreckenswort“ geworden sei und von den Gegnern verwendet werde, „als möchten Revisionisten Adolf Hitler und den Nationalsozialismus wieder zum Leben erwecken“. Ideeller oder historischer Revisionismus ist für Nolte „ein unabdingbarer Teil der Geschichtswissenschaft“, und Scheil „ein abwägender, furchtloser“ Wissenschaftler“. Stiftungsvater Erich Kronauer verteidigte den Historikerpreis vor etwa 100 geladenen Gästen gegen Kritik: Scheils Arbeit solle ohne ideologische Voreingenommenheit kritisch diskutiert werden. Und: „Einfügen möchte ich, dass neue Dokumente eine Korrektur – oder nennen wir es ruhig Revision – der bisherigen Erkenntnisse nötig machen.“

OB Sebastian Remelé sprach ein sehr distanziertes Grußwort: „Am absoluten Willen zum Krieg und folglich der alleinigen Kriegsschuld Hitlers besteht nach meiner Auffassung kein vernünftiger Zweifel“, sagte er. Der Preisträger behauptet das glatte Gegenteil: Hitler sei in den Krieg hineingezwungen worden.