Im Anschluss an eine Wahlveranstaltung der NPD hat die unterfränkische Polizei am Mittwoch in Aschaffenburg 13 Rechtsextreme festgenommen. Unter ihnen war der NPD-Bundesvorsitzende Holger Apfel. Nach Angaben von Polizeisprecher Karl-Heinz Schmitt stehen die Männer im Verdacht, eine gefährliche Körperverletzung begangen zu haben.
In Würzburg und Aschaffenburg hatten rund 600 Demonstranten aus dem linken und bürgerlichen Lager gegen die NPD-Kundgebungen protestiert. An beiden Orten übertönten die Demonstranten die NPD-Lautsprecherwagen mit Trillerpfeifen, Sprechchören und Trommeln. Aus Protest waren nach Polizeiangaben in Richtung einer Rednerin ein Farbbeutel und ein Ei geworfen worden. Beides verfehlte jedoch das Ziel.
Gegen 15.30 Uhr machten sich die NPD-Anhänger in Aschaffenburg in einem Lkw und zwei Begleitfahrzeugen auf den Weg zu einer weiteren Kundgebung in Hanau. Auf der Fahrt sollen NPD-Anhänger nach Beobachtung von Zeugen aus einem Begleitfahrzeug gesprungen sein. Sie sollen dann aus einem Feuerlöscher Löschschaum in Richtung mehrerer Personen versprüht haben. Danach setzten sich die Fahrzeuge wieder in Bewegung.
Etwa 200 Meter weiter stoppte die Kolonne erneut. Diesmal wurde aus einem der Begleitfahrzeuge heraus ein Radfahrer mit Löschschaum besprüht. Er wurde durch das Pulver, das er in die Augen bekam, verletzt. Er klagte nach Polizeiangaben auch über Atemwegsreizungen.
Der Radfahrer erstattete Anzeige. Die Aschaffenburger Polizei stoppte mit mehreren Fahrzeugen den NPD-Tross am Ortseingang von Kleinostheim. „Nachdem sich niemand als Verantwortlicher zu erkennen gab, wurden alle Insassen der beiden Begleitfahrzeuge vorläufig festgenommen“, heißt es im Pressebericht.
13 Personen wurden zu Vernehmungen zur Polizeiinspektion Aschaffenburg gebracht. Nach Abschluss der polizeilichen Maßnahmen kam der Letzte der vorläufig Festgenommenen gegen 20 Uhr wieder auf freien Fuß.
Glaubt man der Pressemitteilung der NPD, waren ihre Anhänger Opfer, nicht Täter. Der Pressemitteilung ist zu entnehmen, dass bei der NPD ein Lkw „Flaggschiff“ heißt. Ihre Version der Ereignisse liest sich so: „Nachdem ein tätlicher Übergriff auf das Flaggschiff erfolgte, stoppte wenige Kilometer entfernt ein Großaufgebot an Polizeieinsatzkräften die NPD-Fahrzeuge.“ Auch der Bundesvorsitzende Holger Apfel, der Vorsitzender der NPD-Fraktion im Sächsischen Landtag ist, sei vorläufig festgenommen und „bis in die Abendstunden erkennungsdienstlich behandelt“ worden.
Seine Immunität als Abgeordneter habe die Polizei nicht interessiert, sogar für mitgeführte Tabletten habe er sich rechtfertigen sollen. Apfel drohte, er werde „alle juristischen Schritte einleiten, um die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen“.