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NEUSTADT
Nach dem Finale zur Deutschen Weinkönigin geht der Streit um den Wahlmodus weiter
Optimistisch: Die Fans der späteren Siegerin Josefine Schlumberger bei der Begrüßung in Neustadt an der Weinstraße.
Foto: Norbert Hohler | Optimistisch: Die Fans der späteren Siegerin Josefine Schlumberger bei der Begrüßung in Neustadt an der Weinstraße.
Norbert Hohler
Norbert Hohler
 |  aktualisiert: 07.04.2020 10:39 Uhr

Zumindest in einem Punkt waren sich die meisten Besucher des Finales um die Deutsche Weinkrone am Freitagabend in Neustadt an der Weinstraße einig: Mit Josefine Schlumberger aus Baden wurde eine würdige Nachfolgerin für die scheidende Janina Huhn zur 67. Deutschen Weinkönigin gekrönt.

„Ich bin überwältigt und freue mich darauf, jetzt alle in den Arm zu nehmen,“, sagte die 21-jährige Weinbau- und Oenologie-Studentin, die im Augenblick ihres Triumphes zum ersten Mal an diesem Abend nach Worten suchte. Zuvor hatte das „große Gewächs“ aus Laufen im Markgräflerland im Wettstreit mit fünf weiteren Gebietsweinköniginnen die Jury und mehrere Hundert Zuschauer insbesondere mit ihrer Ausstrahlung, ihrer Persönlichkeit und ihrem Lachen überzeugt.

Wäre es ausschließlich nach der Qualität der Antworten gegangen, wäre es eng geworden für die 21-Jährige. Die neue Deutsche Weinkönigin wird bei ihren rund 200 Terminen bis Herbst 2016 von den Weinprinzessinnen Katharina Fladung (Rheingau) und Caroline Guthier (Hessische Bergstraße) unterstützt.

Insbesondere an Letzterer schieden sich die Geister: Es gab Beifall und Gejohle im Saal, als sie bei der Aufgabe, eine Begrüßungsrede im Kölner Karneval zu halten und den Begriff „Jungfrau“ einbauen musste, lächelnd sagte: „Jungfrau bin ich leider nicht mehr.“ Vor allem beim weiblichen Publikum war sie damit untendurch. „So etwas geht gar nicht“, fand etwa Bürgermeisterin Doris Klose-Violette aus Ippesheim.

Prost: Die Fränkische Weinkönigin Kristin Langmann (links) und ihre Vor-Vorgängerin Marion Wunderlich gut gelaunt in Neustadt.
Foto: N. Hohler | Prost: Die Fränkische Weinkönigin Kristin Langmann (links) und ihre Vor-Vorgängerin Marion Wunderlich gut gelaunt in Neustadt.

Die Fränkische Weinkönigin Kristin Langmann, nach ihrem umstrittenen Ausscheiden diesmal in der Jury, ging sogar noch einen Schritt weiter: „So eine Aufgabe stellt man nicht, so ein Begriff gehört nicht hierher.“ Und ganz nebenbei sei sie überrascht gewesen, dass es Caroline Guthier am letzten Samstag ins Finale geschafft hatte.

Da war sie wieder, die erbittert geführte Debatte über die Vorentscheidung der Vorwoche und den Wahlmodus. „Ich bin jetzt der Teufel, verantwortlich für alle Sünden. Wenn die könnten, würden sie mich rausschmeißen“, antwortete Herrmann Schmitt auf die Frage nach Reaktionen auf seine Attacken. Der Geschäftsführer des Fränkischen Weinbauverbandes legte in Neustadt noch munter nach, insbesondere für das Satire-Magazin „Quer“ des Bayerischen Fernsehens. „Jedes Jahr wird jemand anderes verschaukelt. Mal trifft es Saale-Unstrut, mal Württemberg, jetzt uns“, schimpfte Schmitt.

 

Er scheint nach dem mehrmaligen Studium der Aufzeichnungen und zustimmenden Reaktionen auch aus anderen Anbaugebieten grimmig entschlossen, beim Deutschen Weininstitut auf einen anderen Modus zu pochen, wahlweise Mitstreiter für einen Boykott zu suchen. Es sei lächerlich, dass es auf Anfrage von „Quer“ beim Weininstitut zunächst geheißen habe, Kristins Langmanns Englisch sei vergangenen Samstag nicht gut gewesen. „Und beim zweiten Nachfragen hieß es plötzlich, ihre Antworten auf Englisch hätten auswendig gelernt geklungen.“

„Es gibt Aufgaben, die funktionieren einfach nicht, werden aber trotzdem immer wieder gestellt.“
Kristin Langmann zu den falschen Cuvée-Antworten
Wenn das der Maßstab sein soll, hätte es auch beim Finale viel Anlass zur Kritik gegeben. Die gab es teilweise auch für die Aufgabenstellung: Keine der sechs Finalistinnen konnte bei drei Weinen erkennen, wer die „Eltern“ sind und wer die Cuvée. Extrem schwer, fast unlösbar sei die Aufgabe bei der Luft im Saal, bricht Kristin Langmann eine Lanze für die Bewerberinnen. „Da bereitet man sich monatelang vor, opfert Freizeit, um dann bloßgestellt zu werden. Es gibt Aufgaben, die funktionieren einfach nicht, werden aber trotzdem immer wieder gestellt.“

Noch eine Watschn für die Organisatoren beim Deutschen Weininstitut. Ein Argument Schmitts allerdings hat sich durch die Wahl von Josefine Schlumberger vorerst erledigt: Dass alle Deutschen Weinköniginnen seit 2009 aus Rheinland-Pfalz gekommen sind, wurde jetzt durchbrochen. Auffällig bleibt das Verhältnis trotzdem: 42 „Deutschen“ aus Rheinland Pfalz stehen jetzt 25 aus den sieben anderen Weinbaugebieten gegenüber.

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