Ich lese (fast) ;–) alles. In einem Artikel die Aussage: „Unsere Städte ersticken im Verkehr“. Sie erwiesen sich als immer weniger funktionsfähig und anziehend, wenn man überhaupt noch fahren könne, könne man nicht parken, und wenn man dann doch einen Parkplatz finde, dann nicht da, wo man ihn wolle.
Erinnerte mich ein bisschen an die Ausnahmezustände in unseren Städten vor Fest- und Feiertagen. Zu Fuß gehen könne man auch nicht, weil man vor den Autos Angst haben müsse und vom „Dröhnen der Busse und Lastwagen“ betäubt werde. Die Folge: Mehr und mehr Menschen kehren der Stadt den Rücken, „dabei fehlt sie uns – die Stadt, an die wir gewohnt waren, wo Waren zusammenkamen und Menschen, die Enge, die Nähe, die Abwechslung und Farbe“. Dabei: Wenn die Menschen weg sind, ist ja wieder Platz!
Der Autor fantasiert weiter, sieht Riesenstädte mit zwölf Millionen Einwohnern: , . . . die so dicht beieinanderleben, dass jeder jeden in erreichbarer Nähe hat, jeder jeden Beruf ausüben ? kann“. Mit Verlaub: Zwölf Millionen möchte ich nicht in meiner unmittelbar erreichbaren Nähe haben. Aber was soll‘s, als Megastadt in Westdeutschland sieht der Autor die Stadt Köln! Köln, geht's noch! Nichts gegen Köln, eine schöne Stadt, aber genauso gut hätte man – im Vergleich zu anderen Städten – Lohr oder Hofheim nehmen können.
Denn nichts ist eingetreten, was vorhergesagt wurde: keine mehrstöckigen Autobahnen, die durch Keller und Gebäude führen, kein kostenfreier öffentlicher Nahverkehr (im Gegenteil), die Fußgänger haben immer noch Platz, und Fahrradfahrer gibt es in dem Artikel gar keine. Was nicht wundert, der Autor ist Amerikaner und der Artikel vor 45 Jahren erschienen.
Ich fand es schön zu lesen, und mich in meiner Lebensphilosophie bestätigt: Alle Prognosen und Voraussagen, die über einen Tag hinausgehen, sind eigentlich nichts wert. Und selbst solche können innerhalb von Sekunden Makulatur sein.