Marion Wunderlich wird nicht bei der Wahl der Deutschen Weinkönigin im September in Offenburg antreten. „Das hat es sehr lange nicht mehr gegeben, vielleicht sogar noch nie“, bestätigte Herrmann Schmitt, Geschäftsführer des Fränkischen Weinbauverbandes, am Mittwoch telefonisch auf der Rückfahrt von einer Dienstreise. „Wir hätten gerne einer der Kandidatinnen von Schweinfurt die Chance gegeben, für Franken anzutreten, aber beide haben leider abgesagt.“
Marion Wunderlich stand schon länger vor einer schweren Entscheidung: Entweder sie tritt in Offenburg an, oder sie vertritt den Frankenwein bei einer einmonatigen Reise nach China, Thailand und Japan. „So eine Chance gibt es im Leben vielleicht nie mehr. Und vermutlich kann ich in Asien für unsere Weinregion sogar mehr tun, als wenn ich eine von 13 bei der deutschen Wahl gewesen wäre“, hofft die 23-Jährige auf Verständnis.
Vor allem ein Szenario könnte zu dieser Entscheidung beigetragen haben: Wäre sie nach der Vorrunde aus dem Wettbewerb gegangen, wäre beides futsch gewesen – die Aussicht auf den Titel und die Reise. Wunderlich legt Wert auf die Feststellung, dass es nicht an ihrem Arbeitgeber lag, dass sie sich gegen die deutsche Wahl entschieden hat. „Wir hätten für ein halbes Jahr mehr Auszeit bestimmt eine Lösung gefunden, wenn ich deutsche Weinkönigin geworden wäre.“
Der Fränkische Weinbauverband hat Wunderlich die Entscheidung selbst überlassen, „wir respektieren sie und stehen voll dazu“, bestätigt Geschäftsführer Schmitt. Er erzählt, dass sich die Fränkische Weinkönigin auch mit einigen Vorgängerinnen beraten hat. Man darf vermuten, dass es bei diesen Gesprächen von den China-Reisen die spannenderen Anekdoten gegeben hat als von der jeweiligen Wahl zur Deutschen Weinkönigin.
Hermann Schmitt betont zudem, wie zufrieden der Verband mit der Arbeit der Tauberrettersheimerin bis jetzt ist. „Marion macht einen hervorragenden Job. Es gibt von allen Seiten nur positive Rückmeldungen.“ Schmitt ist klar, dass es jetzt Diskussionen und Kritik aus den Reihen der Winzer geben dürfte. „Denn natürlich wäre auch Offenburg eine gute Bühne gewesen.“
Auch deshalb hat der Geschäftsführer versucht, Mona Fröhling aus Eibelstadt oder Julia Dürr aus Bullenheim für die Aufgabe zu begeistern. „Beide haben abgesagt, weil sie die Vorbereitungszeit zu kurz finden.“ Julia Dürr indes nannte auf Anfrage einen weiteren Grund. „Es war immer mein großer Traum, als Fränkische Weinkönigin bei der Wahl zur Deutschen anzutreten.“ Dieser Traum sei im März geplatzt; durch die Hintertüre, als Notnagel, wolle sie jetzt nicht die Bühne betreten. „Es geht schließlich um das höchste Amt als Weinrepräsentantin.“
Das Stimmrecht für Offenburg behält der fränkische Verband übrigens trotzdem. „Wir können uns diesmal ganz darauf konzentrieren, die beste Kandidatin zu finden und zu wählen“, sagt Hermann Schmitt.
Die Wahl zur Deutschen Weinkönigin
Wahltermin: Die 65. Deutsche Weinkönigin wird am 13. September in Offenburg in der Oberrheinhalle gewählt – ohne fränkische Beteiligung. Vor einem Jahr war für Melanie Dietrich aus dem Volkacher Ortsteil Fahr bereits nach der Vorrunde Schluss. Siegerinnen: Achtmal ging der Titel „Deutsche Weinkönigin“ bis jetzt nach Franken. Im Amt waren 1957/58 Karoline Baumgärtner (Rödelsee), 1958/59 Rosemarie Stolzenberger (Klingenberg), 1963/64 Marita Bäuerlein (Volkach), 1967/68 Brigitte Fleder (Veitshöchheim), 1982/83 Karin Molitor (Sommerach), 1989/90 Renate Schäfer (Volkach-Astheim), 2003/04 Nicole Then (Sommerach) sowie 2008/09 Marlies Dumbsky (Volkach). Amtierende Deutsche Weinkönigin ist Julia Bertram aus Dernau (Weinregion Ahr).
Modus: Seit 1949 gibt es die Wahl, die 1957 zum einzigen Mal in Unterfranken stattgefunden hat – in Würzburg. Am Wahltag stellen sich die 13 Gebietswein- königinnen einer Fachbefragung durch 70 Jurymitglieder. Von den 13 Kandidatinnen werden sechs nominiert, die im zweiten Durchgang während der feierlichen Galaveranstaltung für den Sieg Spontaneität, Charme und Witz beweisen müssen. Text: noh
Aber sehr interessant ist auch die Aussage der Fränkischen Weinkönigin, bei der Wahl wäre sie nur eine von 13. Denn daraus könnte man auch schließen, dass solche Wahlen (und vermutlich auf die Fränkischen), gar nicht so "offen" sind sondern es jeweils "vorbestimmte" Ergebnisse gibt oder gegeben hat. Was ja auch schon früher von sachlich argumentierenden Kritikern zu hören war. Und wenn Franken dieses Jahr nicht "vorbestimmt" ist, warum soll man sich da der Gefahr aussetzen, nach der Vorrunde auszuscheiden. Da doch lieber nach Asien - aber hat nicht doch diese Reise der Fränkischen Weinbauverband geplant. Vielleicht weis dessen Führung schon mehr? Logisch wäre es.
Zuerst einmal ist es sicher so das der Terminkalender der fränk. Weinkönigin proppenvoll ist - und bei einer mehrwöchigen Präsentationsreise muss sicherlich auch auf die Befindlichkeiten und Termine der gastgebenden Länder geachtet werden! Es ist sicherlich schwer für die fränkischen Planer alles unter einen Hut zu bringen - und ich könnte wetten das Marion Wunderlich den Termin zur Wahl der dt. Weinkönigin sicherlich nicht abgesagt hätte bei einer gleichzeitig stattfindenden Veranstaltung in "xy-Stadt in Sachsen"...
Meiner Meinung nach hat die Wahl zur dt. Weinkönigin absoluten Vorrang wenn man fränk. Weinkönigin ist! - man hätte eine Stellvertreterin nach Asien schicken müssen/können - so "tragisch" das auch für Fr. Wunderlich gewesen wäre.
Das hier die "Rosinen" herausgepickt werden die das Amt mit sich bringt finde ich nicht ok - die Verpflichtungen sollten an erster Stelle stehen.
Vielleicht kommt der Fränkischen Weinkönigin dieser Überschneidungstermin einer Chinareise gar nicht so ungelegen, da ein schlechtes Abschneiden bei der Wahl zur Deutschen Weinkönigin ihrem Ruf und Ansehen in der Öffentlichkeit sehr geschadet hätte.
Dass nun Frau Fröhling und Frau Dürr dankend abgewunken haben, als diese als "Ersatz" bzw. "Notnagel" bei der Wahl zur Deutschen Weinkönigin antreten sollten erscheint verständlich und ist nachvollziehbar. Nicht auszudenken, wenn eine dieser beiden vorgenannten zur Wahl angetreten wäre und als "zweite Garnitur" noch Deutsche Weinkönigin geworden wäre.
Dem fränkischen Weinbauverband kann man für künftige Wahljahre empfehlen einen Terminkalender zu führen und die fränkische Weinkönigin nicht wieder auf eine Auslandsreise zu schicken wenn die Wahl zur dt. Weinkönigin ansteht und diese dort zeigen kann wie sie abschneidet.