Evelyn Bachmann, Besitzerin eines Landgasthofs in Bürgstadt bei Miltenberg, hat es sich zur Lebensaufgabe gemacht, vor Zecken zu warnen. Dass die winzigen, schwarzen, spinnenartigen Tiere Menschen schwer krank machen können, hat die heute 52-jährige Frau nämlich selbst erlebt.
Neun Jahre ist es her, dass Bachmann von der FSME-infizierten Zecke befallen wurde, die ihr Leben nachhaltig verändern sollte. Sie ging damals an einem milden Sommertag mit ihrer Hündin im nahen Wald spazieren. Nach dem Spaziergang bemerkte Bachmann Zecken im Hundefell und machte sich dran, diese zu entfernen.
„Dabei habe ich bemerkt, dass auf meiner Wade auch eine Zecke saß“, berichtet Bachmann heute; „kaum dass die Zecke gebissen hat, habe ich sie schon weggemacht; lang saß sie nicht auf der Haut.“ Damals wusste Bachmann nicht das, was sie heute weiß: Dass nämlich ein ganz kurzer Kontakt mit dem Speichel einer infizierten Zecke reicht, um FSME, also Frühsommer-Meningoenzephalitis zu übertragen.
„Ein paar Tage später hatte ich Schmerzen im Genick. Noch ein paar Tage später konnte ich nicht mehr stehen, nicht mehr laufen, nicht mehr sprechen.“ Im Klinikum Aschaffenburg, so Bachmann, hätten die Ärzte durch eine Blutuntersuchung feststellen können, dass Bachmann an einer durch die Zecke übertragenen Hirnhautentzündung litt.
Bachmann überstand die schwere Erkrankung; doch Folgeschäden sind geblieben, auch neun Jahre nach dem Vorfall. Die Hotelbesitzerin leidet immer noch unter „unerträglichen Kopfschmerzen“, fühlt sich schnell erschöpft und weniger leistungsbereit als früher. Früher sei sie von morgens bis abends auf den Beinen gewesen; dies sei nach der Krankheit nicht mehr möglich. In dieser Situation suchte die Unterfränkin den Austausch mit anderen Betroffenen, fand aber kein Netzwerk. Und gründete deshalb selber eines: das FSME-Netzwerk Deutschland e.V, dessen Vorsitzende sie ist. Das Netzwerk bietet Infos, Erfahrungsaustausch und Hilfe.
Unterstützt wird Bachmann von Ralph Brodel aus dem Rheinland. Er hatte als Journalist oft über FSME berichtet, machte sich das Thema zu eigen, wurde zweiter Vorsitzender und ist eine Art wandelndes Zecken-Lexikon.
Dass gerade in Franken immer wieder über die Gefahr durch Zecken berichtet wird, ist Brodel ein Anliegen – Franken gilt nämlich geschlossen als Risikogebiet. Desgleichen weite Teile Bayerns und Baden-Württembergs, Südhessen und Thüringen.
Die im vergangenen Jahr dem Robert-Koch-Institut gemeldeten 265 FSME-Fälle ereigneten sich deshalb auch zumeist in Bayern (123 Fälle) und Baden-Württemberg (69 Fälle). Warum infizierte Zecken bestimmte Gebiete mögen und manche meiden, sei, sagt Brodel, wissenschaftlich oft untersucht worden – ohne klares Ergebnis.
Der sinnvollste Schutz gegen FSME ist eine Impfung. Nach Darstellung des Robert-Koch-Instituts gibt es derzeit für die Dreifachimpfung für Kinder gute Impfquoten, für Erwachsene jedoch häufig nicht; obwohl die Infektion für Erwachsene als gefährlicher gilt als für Kinder. Wer nicht geimpft ist, sollte nach den Worten Brendels seinen Rasen häufig mähen und hochwuchernde Wiesen meiden – Zecken brauchen hohes Gras mit einer gewissen Grundfeuchtigkeit.
Laut dem Würzburger Gesundheitsamt sind im vergangenen Jahr drei Unterfranken an FSME erkrankt. Für 2015 ist ein Fall gemeldet. Zecken können auch Borreliose übertragen, gegen die es keine Impfung gibt. Borreliose kann Nervenschmerzen und Lähmungen verursachen.