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Leben im Park
Ganz in Grün: Für Naturliebhaber und Fotografen ist der Luitpoldpark unweit des Stadtzentrums von Bad Kissingen eine Oase.
| Ganz in Grün: Für Naturliebhaber und Fotografen ist der Luitpoldpark unweit des Stadtzentrums von Bad Kissingen eine Oase.
Von unserem Redaktionsmitglied Ursula Lippold
 |  aktualisiert: 07.11.2019 18:47 Uhr

Spielen auf der Wiese – verboten. Picknick unter Bäumen – verboten. Kinderfeste veranstalten – verboten. Eisern wurden diese Regeln befolgt, denn schon allein die Anwesenheit des Kur-Aufsehers und seines Schäferhundes genügte, dass niemand im Bad Kissinger Luitpoldpark auf Abwegen wandelte. Das gehört glücklicherweise der Vergangenheit an.

Heute bietet sich im Luitpoldpark ein ganz anderes Bild: Jogger ziehen ihre Runden, Gymnastikgruppen tummeln sich auf der Wiese, Kurgäste treten im Kneippbecken, Radfahrer schwingen das Pedal und Kissinger feiern hier Zelttheaterwoche, Picknick-Konzerte und am letzten Wochenende im Juli das Rakoczy-Fest. Seit 1871 gibt es in Bad Kissingen diesen englisch geprägten Park. Der königlich bayerische Hofgärtner Jacob Ickelsheimer begann in jenem Jahr mit der Anpflanzung von Baumgruppen um das gerade errichtete Luitpoldbad.

Der Park war zunächst recht klein, er beschränkte sich auf das Gelände um das denkmalgeschützte Gebäude, wurde aber bis ins 20. Jahrhundert hinein erweitert. Die Wiesen gehörten einst Landwirten, die hier Futter für ihre Tiere holten. Nach und nach kaufte der Freistaat die Grundstücke. Ein kleiner Teil des 14,5 Hektar großen Parks gehört der Stadt.

Schon nach wenigen Schritten erkennt man das typisch Englische: weite Blickachsen mit einer beeindruckenden Tiefenwirkung. Das Auge wandert über Baumgruppen, die seit Jahrzehnten ihre Kronen in den Himmel recken. Für Farbtupfer sorgen Blutbuche, rot und weiß blühende Kastanien, Goldregen, Rot- und Weißdorn. Mit findigem Blick erkennen Naturliebhaber Exoten wie Tulpenbaum, Flügelnuss, Christusdorn, Gelbholz und chinesischen Taschentuchbaum. Nicht zu vergessen die 150 Jahre alte Schillereiche, unter deren Blätterdach eine Bank zum Verweilen und Träumen einlädt. Mindestens 80 Baumarten stehen im Luitpoldpark, schätzt Hubertus Wehner. Er war über 30 Jahre Leiter der Kurgärtnerei und verantwortlich für diese grüne Oase. Um die 4000 Bäume seien im Baumkataster registriert.

Harmonisch fügen sich in die Parklandschaft Mulden, kaum sichtbare Brückchen und kleine Tümpel mit Sumpfzypressen – mittelgroße Bäume, die gerne nasse Füße haben. Am Rande des Luitpoldparks schlängelt sich die Fränkische Saale entlang. Wasser und Bänke seien ein Muss im englischen Park, so Wehner. Für Reha-Patienten wurden sogenannte Baumelbänke aufgestellt, die höher sind als normale Bänke und somit das Aufstehen erleichtern.

Unter dem Dach von sogenannten Pioniergehölzen – dazu zählen Pappel, Weide und Birke – wachsen die edleren Bäume. Eiche, Buche und Ahorn brauchen diesen Schutz, erklärt Hubertus Wehner. Er habe immer den Rat von Fürst Pückler-Muskau beherzigt. „Man muss mit der goldenen Axt durch den Park gehen“, so Wehner. Denn sonst wachse alles zu, der Blick werde verdeckt und die Bäume nehmen Schaden.

Hin und wieder sieht man große abgebrochene Äste wie bei einer 50 Jahre alten Weide an der Saale. „Altersschwäche“, erklärt Wehner. Denn Weiden stehen in der Regel nicht länger als 30 bis 35 Jahre.

Eine Umgestaltung erfuhr der Park Mitte der 1950er Jahre. Am Luitpoldbad wurde eine Neuanlage geschaffen. Ende der 1990er Jahre entstand hinter dem Bad eine mediterrane Kneipplandschaft, angelegt wurden Klanggarten und Barfußlabyrinth. Zur leichten sportlichen Betätigung laden die „Fünf Kissinger“ ein, ein Bewegungsprogramm zur Verbesserung der Fitness. Wer Blumen im Luitpoldpark sucht, sucht vergeblich. Blumen, so Wehner, gehören nicht zu einem englischen Park. Eine Ausnahme gibt es: die 80 Sträucher der Wildrosenpromenade hinter den Tennisplätzen.

Luitpoldpark

Ein Spektakel ist die alljährliche Zelttheaterwoche im Frühsommer, wo Kinder nach Herzenslust toben, malen, basteln, Sport treiben und sich schminken lassen können. Für Erwachsene gab es in den vergangenen Jahren auch viel Abwechslung auf den Wiesen: Open-Air-Konzerte, nicht nur beim Kissinger Sommer, Gartenmesse und das Rakoczy-Fest. Das findet heuer vom 26. bis 28. Juli statt. Am Freitagabend zeigt der Kissinger Reiterverein im Park seine Dressur-Quadrille.

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