zurück
GEMÜNDEN
Kristina Schröder: Perfekter Auftritt in Gemünden
Bundesfamilienministerin Kristina Schröder auf Besuch in Unterfranken: Wie sich die oft kritisierte Politikerin am Sonntag in Gemünden schlug.
Echte Freude: Bundesfamilienministerin Kristina Schröder bekommt nach ihrem Auftritt einen fränkischen Präsentkorb von Thorsten Schwab, CSU-Kreisvorsitzender aus Hafenlohr (links) und Alexander Hoffmann, Bundestagskandidat aus Retzbach.
Foto: Melanie Jäger | Echte Freude: Bundesfamilienministerin Kristina Schröder bekommt nach ihrem Auftritt einen fränkischen Präsentkorb von Thorsten Schwab, CSU-Kreisvorsitzender aus Hafenlohr (links) und Alexander Hoffmann, ...
Von unserem Redaktionsmitglied Melanie Jäger
 |  aktualisiert: 20.01.2013 19:33 Uhr

Nein, diese Frau ist nicht zu übersehen. Makelloses Make-up, schickes Kostüm, elegant bestrumpfte Beine. Mit einer riesigen roten Handtasche läuft die zierliche Kristina Schröder durch Gemündens Scherenberghalle (Lkr. Main-Spessart). Mit der rechten Hand schüttelt sie Hände, mit der linken hält sie die Tasche fest. Rote Handtaschen, so verspricht die Werbung, sind modische Hingucker, die nicht zu übersehen sind. Dass Kristina Schröder in Gemünden nicht übersehen wird, liegt gewiss nicht an der Tasche, sondern daran, dass sie der Stargast beim Neujahrsempfang der örtlichen CSU ist.

Es ist ordentlich was los bei diesem Empfang, und die erste halbe Stunde vergeht mit der Begrüßung lokaler Prominenz. Schröder ist zu diesem Zeitpunkt noch nicht da. Nicht, dass die Bundesfamilienministerin so etwas langweilen würde, sie ist ein alter Hase im Geschäft und weiß, wovon Veranstaltungen wie diese leben: von lokaler Prominenz.

Dennoch erwarten viele sehnsüchtig die Ankunft der Ministerin, schließlich ist das ja schon ein bisschen so wie Gala lesen. Wie ist die Frau so? Wie sieht sie in echt aus und was hat sie uns zu sagen? Uns, hier im Spessart. Schröder hat einiges zu sagen, doch erst einmal gibt es kurzen Smalltalk an der Eingangstür. Ob die Anreise gut gelaufen sei. „Och ja, wir sind ganz schnell hierher gepest“, sagt Schröder, die wegen dieser oft schnoddrigen Formulierungen anfangs häufig in der Kritik stand. Ihr beliebter Redesatz „Egal wie man es als Frau macht, es ist immer falsch“, bringt ihr immer ein paar Lacher ein. Es ist aber auch ein Satz, der sie persönlich seit Amtsantritt begleitet und ebenso heißen könnte: „Egal, was die Bundesfamilienministerin Kristina Schröder sagt und macht, es ist immer falsch.“

Dass das zutiefst ungerecht ist, wissen auch ihre Kritiker. Dennoch findet sich fast kein Artikel mehr, der nicht mit hämischen oder bösartigen Kommentaren versehen wäre. „Das Blödchen“ war in der jüngsten Diskussion um die Frage, ob es nun der Gott oder das Gott heißen müsse, noch eine der harmloseren Bezeichnungen für eine junge Ministerin, deren Ansichten bei genauerer Betrachtung gar nicht so blöd sind. Beispiel: Minijobs. „Die meisten Frauen wollen nach der Babypause in Teilzeit arbeiten und landen in einem Minijob“, beklagt Schröder in dem aktuellen Buch „Mama zahlt“ und macht sich stark für gut bezahlte Teilzeitarbeit.

Die Abschaffung der Präsenzpflicht in deutschen Firmen sei dabei ein entscheidender Faktor. Schröder wird später in ihrer Rede darauf eingehen. „Es ist erwiesen, dass all jene, die um 17 Uhr gehen müssen, weil sie ihr Kind abholen müssen, wesentlich effizienter arbeiten. Dumme Sprüche von Vollzeitkollegen sind da ganz und gar unangebracht!“ Ist Schröders Handtasche also doch symbolisch gemeint? Mit einer roten Handtasche pflegen Frauen an jedem 23. März gegen den Lohnunterschied zwischen Männern und Frauen zu demonstrieren.

Fest steht: Kristina Schröder spricht vielen Frauen aus der Seele. Bloß merken sie es nicht. Kommt Schröder ins Spiel, haben die meisten die neuesten Schlagzeilen im Kopf, darüber hinaus allerdings keine weiteren Informationen oder Meinungen. Wer etwa das ganze Interview über Gott und die Welt und ihre persönliche Art der Erziehung liest, wird sich wundern, wie ein einziger, locker und passend in die Runde geworfener Satz solch einen Wirbel verursachen und sogar Berater des Vatikans zu aggressiven wie beleidigenden Äußerungen hinreißen lassen konnte.

Doch Kristina Schröder ist längst nicht mehr das Küken, das unbedarfte kleine Mädchen im großen Ministersessel. Wenn sie verletzt ist, lässt sie sich das nicht anmerken. Gerade läuft sie selbstbewusst nach vorne, stellt ihre rote Tasche ab. Dann hört sie den Kindern des örtlichen Kindergartens beim Singen zu. Kristina Schröder lächelt. Die gebürtige Wiesbadenerin kniet sich später zu den Kleinen hin, bedankt sich. „Das habt ihr ganz toll gemacht!“

Ob sie dabei an Lotte, ihre einjährige Tochter denkt? Die Journalisten, so erzählt Schröder später, würden immer geschickter, wenn es um ihr Privatleben ginge: „Und, wie geht es Lotte?“ Dann antworte sie immer: „Lotte macht uns sehr viel Freude und viel Arbeit – und zwar genau in der Reihenfolge.“

Ministerin Schröder will nicht als Leitbild stehen, an dem sich Frauen orientieren sollen. „Jemandem vorzuschreiben, wie das ideale Familienleben auszusehen hat, ist völlig falsch.“ Nach ihrer Rede und den Eintrag ins Goldene Buch der Stadt marschiert sie hinaus. Ihre Handtasche und das begeistert applaudierende Publikum fest im Griff.

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Bundesfamilienminister
CSU
Handtaschen
Kristina Schröder
Politikerinnen
Unterfranken
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top
  • H. K.
    Ich stelle mir gerade folgendes Szenario vor:
    Wenn anstelle Frau Schröders der Markus Söder gekommen wäre und der Bericht zu seinem Besuch so eröffnet würde:

    "Nein, dieser Mann ist nicht zu übersehen. Makellos rasiert und frisiert wirkt er in seinem Armani-Anzug sehr männlich und athletisch. Seine maßgeschneiderten
    Schuhe sind perfekt auf seine lässig mitgeführte Aktentasche abgestimmt."

    Was würde man da wohl als Verfasser dieser Sätze zu hören bekommen?

    Da kommt eine Spitzenpolitikerin aus Berlin in die tiefste Provinz, und die Provinzler
    ergötzen sich daran, dass die tatsächlich gut angezogen ist. Wer hätte das gedacht! grinsen
    Offensichtlich ist es noch ein weiter Weg bis eine Frau in Führungsposition genauso
    beurteilt wird wie ein Mann.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Veraltete Benutzerkennung
    ... das Spitzenpolitikerinnen offenbar nicht so einen großen Verschleiß an Partnern haben wie ihre Männlichen Kollegen. Ob Frauen deshalb charakterlich besser für das Amt geeignet sind ? Werde das auf jeden Fall bei den nächsten Wahlen berücksichtigen ! Gut, mit so ein Ministergehalt kann man schon mal locker eine qualifizierte Ersatztmutter bezahlen, die einer den Rücken freihält. Wie schafft das übrigens Frau von der Leyen ? Erziehen sich Ministerkinder von selbst, oder hat so eine Ministerin so wenig Arbeit ? Wenn die Damen uns nur ihr Geheimnis verraten würden. Richtig Kohle machen, und nebenher noch bis zu ein halbes dutzend Kinder zum Studium bringen !
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Veraltete Benutzerkennung
    Fr. von der Leyen hat auch noch einen sehr erfolgreichen Mann (Medizin-Professor und Unternehmer). Außerdem lebt sie mit ihrer Familie auf dem Anwesen ihres Vaters Ernst Albrecht. Da kann man schon mal ein paar Kinder durchfüttern!
    http://de.wikipedia.org/wiki/Ursula_von_der_Leyen
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten