Riesenjubel bei der CSU in Würzburg. Bei der prestigeträchtigsten Entscheidung am Wahlsonntag in Unterfranken, der Wahl des Oberbürgermeisters in der Bezirkshauptstadt, lag ihr Kandidat, Stadtkämmerer Christian Schuchardt, am Ende klar vorn. Allerdings müssen die Christsozialen auf Bezirksebene auch empfindliche Niederlagen einstecken: Mit Rainer Friedrich muss in Ochsenfurt (Lkr. Würzburg) nach Ernst Prüße (Lohr) und Linda Plappert-Metz (Arnstein) ein weiterer CSU-Amtsinhaber abdanken. Bitterer noch für die Christsozialen ist der Sieg des Grünen-Kandidaten Jens Marco Scherf bei der Landratswahl in Miltenberg.
55,73 Prozent der Wählerstimmen katapultierten den 45-jährigen Schuchardt auf den Chefsessel im Würzburger Rathaus, sechs Jahre nachdem CSU-Oberbürgermeisterin Pia Beckmann überraschend abgewählt worden war. Schuchardt ist der erste CDU-Oberbürgermeister in Bayern. Dieses Parteibuch hat er noch aus Frankfurter Zeiten. Er wollte im Wahlkampf nicht demonstrativ in die CSU eintreten, so dass es FDP und Würzburger Liste leichter fiel, ihn als gemeinsamen bürgerlichen Kandidaten mitzunominieren.
Kontrahent Muchtar Al Ghusain, der für SPD und Grüne antrat und erster Großstadt-Oberbürgermeister Deutschlands mit Migrationshintergrund werden wollte, kam am Sonntag nur auf 44,27 Prozent. Der 50-Jährige wird nun unter Schuchardt weiter als Kultur-, Sport- und Schulreferent der Stadt arbeiten müssen. Der neue OB kündigte derweil an, er wolle sich um mehr Akzeptanz für die Stadtpolitik in der Bevölkerung einsetzen, damit künftig mehr Leute zur Wahl gehen als die 40,67 Prozent am Sonntag.
Schneider siegt in den Haßbergen
Der neue Landrat im Kreis Haßberge heißt Wilhelm Schneider (CSU). Der bisherige Bürgermeister von Maroldsweisach setzte sich gegen seinen Amtskollegen aus Sand, Bernhard Ruß (SPD), mit 53,59 zu 46,41 Prozent durch. Schneider tritt die Nachfolge von Rudolf Handwerker (CSU) an, der nach 24 Amtsjahren aufhört. In der Kreisstadt Haßfurt, wo Rudi Eck nicht mehr antrat, hat die CSU derweil den Bürgermeisterposten verloren. Georg Heinickel belegte mit 34,56 Prozent den zweiten Rang, deutlich distanziert von Günther Werner (Wählergruppe Haßfurt, 65,44 Prozent).
Riesenüberraschung am Untermain. Die Gegend um Miltenberg galt bislang als schwarze Hochburg. Am Sonntag setzte es für die CSU zwei deftige Niederlagen. Neuer Landrat und Nachfolger von Roland Schwing, dem dienstältesten Landrat in Mainfranken (seit 1986 im Amt), wird der Grünen-Politiker Jens Marco Scherf, der auch Kandidat von SPD und ÖDP war. Der 40-Jährige lag am Ende mit 40 Stimmen Vorsprung (50,05 Prozent) vor dem CSU-Favoriten Michael Berninger, der 49,95 Prozent erzielte. Bemerkenswert: Im ersten Wahlgang lag Berninger noch mit 47,53 Prozent deutlich vor Scherf, für den zunächst lediglich 31,17 Prozent votiert hatten.
Auch in der Stadt Miltenberg verlor die CSU, nachdem Amtsinhaber Joachim Bieber nach 24 Jahren nicht mehr kandidierte. Harald Blankart, Vizechef am Amt für Landwirtschaft und Forsten in Karlstadt, kam auf 46,84 Prozent. Neuer Bürgermeister ist Helmut Demel (Liberale Miltenberger, SPD, Wählergemeinschaft, 53,16 Prozent).
Knappe Entscheidung in Kitzingen, am Ende aber bleibt alles beim Alten. Siegfried Müller (Unabhängige soziale Wählergruppe, 52,50 Prozent) ist auch für die nächsten sechs Jahre Oberbürgermeister der Großen Kreisstadt. Sechs Gegenkandidaten ließ er am Ende hinter sich, in der Stichwahl am Sonntag kam CSU-Mann Stefan Güntner auf 47,50 Prozent.
Müller bleibt OB in Kitzingen
In Volkach (Lkr. Kitzingen) bleibt Peter Kornell (FWG) Bürgermeister. Mit 55,74 Prozent lag er vor Fred Mahler (Bürgerliste, 44,26 Prozent). Der Wahlkampf hatte sich in den letzten Tagen noch einmal zugespitzt, nachdem eine Stadträtin der Bürgerliste einräumen musste, einen Leserbrief an die Lokalzeitung gefälscht zu haben.
In Karlstadt (Lkr. Main-Spessart) setzte sich Bürgermeister Paul Kruck (FW), der den Erfolg im ersten Wahlgang nur knapp verpasst hatte, diesmal klar mit 64,81 Prozent durch. Für Kontrahent Florian Burkard (CSU) votierten 35,19 Prozent.
Knapp ging die Bürgermeisterwahl in Gemünden (Lkr. Main-Spessart) aus. Jürgen Lippert (BfB, 50,49 Prozent) siegte etwas überraschend vor der im Vorfeld favorisierten Inge Albert (FW, SPD, Ökokreis, 49,51 Prozent), die vor zwei Wochen noch vorne lag. Damals bereits aus dem Rennen: der amtierende Bürgermeister Georg Ondrasch (FWG).
Hammelburg (Lkr. Bad Kissingen) bekommt nach 24 Jahren wieder einen CSU-Bürgermeister. Armin Warmuth erzielte 53,9 Prozent und wird damit Nachfolger von Ernst Stross (SPD), der aus Altersgründen nicht mehr antreten durfte. Stefan Lang (SPD/CBB Grüne/BfU, Junge Liste, HAB) belegte mit 46,1 Prozent Platz zwei.
Die ganz große Überraschung war die Abwahl von Bürgermeister Rainer Friedrich (CSU, 35,97 Prozent) in Ochsenfurt nach dem ersten Wahlgang nicht mehr. Schon da lag der Amtsinhaber klar zurück. Herausforderer Peter Juks (UWG, 64,03 Prozent), vor sechs Jahren noch gescheitert, setzte sich mit klarem Vorsprung durch. Bislang war er der zweite Bürgermeister.
In Rimpar (Lkr. Würzburg) gab es erneut ein Kopf-an-Kopf-Rennen: Am Ende lag Herausforderer Harald Schmid (SPD, 50,05 Prozent) mit vier Stimmen vor dem langjährigen Bürgermeister Burkard Losert (CSU, 49,95 Prozent). Vor zwei Wochen war es noch genau umgekehrt; Losert lag vier Stimmen vor Schmid – und ließ sich schon feiern, bevor ein Nachzählen fünf Tage später Stimmengleichheit ergab. Daraufhin mussten sich beide Kandidaten erneut den Wählern stellen. Gut möglich, dass angesichts des knappen Ausgangs nun noch einmal ausgezählt wird.