Die Betroffenen erfuhren es von Vorstandschef Claus Bolza-Schünemann am Dienstagmorgen in einer Mitarbeiterversammlung: Die Koenig & Bauer AG (KBA) wird ihr Werk in Trennfeld (Lkr. Main-Spessart) Ende kommenden Jahres schließen. Die dort geleistete Arbeit soll künftig im Stammwerk Würzburg geleistet werden.
Die für die Beschäftigten entscheidende Botschaft: Kaum einer der betroffenen 220 Mitarbeiter wird seinen Job verlieren. Man werde sogar in Würzburg eine Halle erweitern, sagte der Trennfelder Betriebsratschef Josef Hurka gegenüber dieser Zeitung.
Dies bestätigte auf Nachfrage auch KBA-Sprecher Klaus Schmidt. Man müsse das Werk Würzburg in der Tat auf die zusätzlichen Aufgaben vorbereiten, daher laufe in Trennfeld vorerst alles wie gehabt. Wohl erst im September 2013 beginne der Umzug.
Für etliche unter den hoch qualifizierten Facharbeitern und Monteuren im Werk Trennfeld bedeutet die Entscheidung sogar eine Verbesserung der persönlichen Situation: Sie müssen künftig nicht mehr in den Spessart pendeln. Denn erst Anfang 2011 hatte KBA die Montage der großen Zeitungsdruckmaschinen vom Konzernsitz Würzburg nach Trennfeld verlagert. Damals wurde dieser Schritt damit begründet, dass man die frei gewordene Kapazität für „neue Produkte“ nutzen wolle. In Trennfeld werden Druckeinheiten und Überbauten für große Rotationsdruckanlagen (Zeitungen, Kataloge) montiert. Vor allem bei Maschinen für den Zeitungsdruck sieht sich KoeBau mit einem Weltmarktanteil von gut 40 Prozent international führend. Doch dieser Markt ist laut KBA-Sprecher Schmidt in wenigen Jahren auf ein Viertel geschrumpft.
Tatsächlich ging der Umsatz des KBA-Konzerns von 2007 auf 2011 von 1,70 auf 1,05 Milliarden Euro zurück. So einen Einbruch könne man nicht auffangen, hatte KBA-Vorstandschef Claus Bolza-Schünemann dieser Zeitung im Interview bereits Anfang diesen Jahres gesagt und offen eingeräumt: „Wir haben den Markteinbruch unterschätzt“. In den vergangenen beiden Jahren gab es beim ältesten Druckmaschinenhersteller der Welt zahlreiche Maßnahmen zur Kapazitätsanpassung, die auch mit einem deutlichen Personalabbau verbunden waren: Von ursprünglich rund 8000 Mitarbeitern im Konzern schrumpfte die Zahl auf derzeit 6300, und sie wird laut den Planungen auf unter 6000 sinken. Im Werk Würzburg sind derzeit knapp 1700 Menschen beschäftigt, mit den Mitarbeitern aus Trennfeld werden es dann wohl wieder an die 1900 sein. Fakt aber ist: KBA in Trennfeld macht zu – genau ein Jahr von dem 50jährigen Bestehen des 1964 eröffneten Werks. Mitarbeit von Joachim Schwamberger
Der KBA-Konzern
Die Koenig & Bauer AG wird nach dem Aus für das Werk Trennfeld nur noch zwei Werke in Deutschland betreiben: Würzburg und Radebeul bei Dresden. Der Konzern jedoch hat über 20 Tochterunternehmen, darunter die KBA-MePrint AG in Veitshöchheim und die KBA-Mödling AG in Österreich – sowie Vertriebs- und Service-Töchter in aller Welt. Text: md