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KÖLN/WÜRZBURG
Kölner Dombaumeister klagt gegen seine fristlose Entlassung
Hoch oben: 2012 schaute der Kölner Dombaumeister Michael Hauck auf dem Dachreiter der Kathedrale noch hoffnungsfroh in die Zukunft. 2014 wurde der gebürtige Würzburger fristlos entlassen. Hauck klagte dagegen, diesen Donnerstag beginnt am Kölner Amtsgericht die Verhandlung.
Foto: C. Jeske | Hoch oben: 2012 schaute der Kölner Dombaumeister Michael Hauck auf dem Dachreiter der Kathedrale noch hoffnungsfroh in die Zukunft. 2014 wurde der gebürtige Würzburger fristlos entlassen.
Christine Jeske
 |  aktualisiert: 10.05.2023 10:51 Uhr

Seit Juni 2014 schwieg Michael Hauck. Damals wurde bekannt, dass der gebürtige Würzburger als Dombaumeister von Köln fristlos entlassen worden war. Ein einmaliger Vorgang. Bislang blieben die Dombaumeister in der „heiligen Stadt“ am Rhein solange im Amt, bis sie in Rente gingen oder starben. Einen vorzeitigen Weggang wegen eines schweren Zerwürfnisses hat es nach Lage der Akten in der 767-jährigen Geschichte der Kölner Dombaumeister nicht gegeben.

Nun wird die Entlassung ab Donnerstag am Kölner Arbeitsgericht verhandelt. Kurz zuvor meldete sich Michael Hauck in einer Stellungnahme zu Wort. Darin spricht er von einer öffentlichen Diffamierung. „Entschieden“ weise er zurück, dass „ein angeblich schlechter Führungsstil und ein Zerwürfnis mit nahezu der gesamten Mitarbeiterschaft der Dombauhütte“ zu seiner fristlosen Kündigung geführt habe. Diese laut Michael Hauck irreführenden Behauptungen sollten von den tatsächlichen Gründen ablenken.

Diese sieht der fristlos aus seinem Amt gejagte Dombaumeister zum Beispiel in seinen Bestrebungen, die Leistungen, die von den Mitarbeitern der Dombauhütte erbracht werden, zeitlich zu erfassen und zu dokumentieren. Michael Hauck hat laut Statement bei seinem Amtsantritt eine völlig unzureichend geregelte Situation vorgefunden. Eine „ordnungsgemäße Betriebsführung und der transparente Nachweis der Mittelverwendung“ seien aber nach Auffassung Haucks bei der Bewirtschaftung des jährlichen Etats der Dombauhütte, der sich unter anderen aus vielen Spenden und zweckgebundenen Zuwendungen zusammensetze, „von großer Bedeutung“.

Offenbar seien aber weder Zeiterfassung noch Dokumentation der Arbeitszeiten gewollt gewesen, schreibt Hauck und gibt an, dass ihm am 21. Mai 2014 vom früheren Domprobst Dr. Norbert Feldhoff ohne ersichtlichen Grund mitgeteilt wurde, dass er umgehend die Schlüssel für die Diensträume abgeben, sich krank melden und nicht erreichbar sein solle. Zudem sei auch Kontaktverbot zu seinen Mitarbeitern auferlegt worden. Am 30. Mai 2014 habe er schriftlich die fristlose Kündigung ohne Nennung konkreter Gründe erhalten.

Dabei hatte alles so friedlich begonnen. Bei einem Gespräch mit unserer Redaktion kurz vor seinem Amtsantritt am 1. September 2012 betonte Hauck, dass Teamarbeit wichtig sei. Damals sagte er auch: „Zum verantwortlichen Entscheiden gehört auch, dass man hin und wieder mal beißt.“ Und: „Anfeindungen muss man aushalten können.“ Nicht mehr ausgehalten hat Hauck wohl nun die fehlende Kommunikation mit seinem Arbeitgeber, dem Kölner Domkapitel. Michael Hauck betont jedoch, dass er sich der Dombauhütte nach wie vor verbunden fühle und er jederzeit bereit sei, seinen Dienst „für den Kölner Dom“ wieder anzutreten. „Die große Mehrheit der Belegschaft der Dombauhütte weiß ich dabei hinter mir.“

Fachlich gesehen besitzt Michael Hauck zweifelsohne die nötigen Fähigkeiten für die Arbeit in einer Dombauhütte. Er kommt aus einer alteingesessenen Steinmetzfamilie. Die Werkstatt in Estenfeld im Landkreis Würzburg, in der seine Familie in fünfter Generation Stein bearbeitet, sei sein Spielplatz gewesen, sagte er bei einem Gespräch mit dieser Zeitung wenige Wochen vor seinem offiziellen Amtsantritt im September 2012. Inoffiziell war Michael Hauck bereits seit dem Frühjahr in Köln und wurde von seiner Vorgängerin, Dombaumeisterin Barbara Schock-Werner in seinen neuen Arbeitsort eingeführt.

Michael Hauck ist ein ausgewiesener Steinexperte, kennt sich jedoch auch mit Holz aus. Nach seiner Lehr- und Gesellenzeit absolvierte er die Ausbildung zum Steinmetz- und Steinbildhauermeister sowie Zusatzausbildungen zum Holzbildhauer und Restaurator. Für seine Aufgabe in Köln war er bestens vorbereitet. Bevor er ins Rheinland wechselte, war Hauck 24 Jahre lang Dombaumeister von Passau. Ab 1997 studierte er berufsbegleitend an der Universität Passau Kunstgeschichte; im Juli 2013 wurde ihm dort die Ehrendoktorwürde verliehen. Seit September 2013 ist er Präsident der Europäischen Vereinigung der Dombaumeister, Münsterbaumeister und Bauhüttenmeister.

 
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  • H. H.
    als wäre Herr Dr. Hauck da mitten in einem "Kölschen Klüngel" der Extraklasse gelandet, der dem Gedanken an Transparenz nun absolut nichts abgewinnen konnte und kann.

    Auf das Ergebnis der arbeitsgerichtlichen Aufarbeitung bin ich sehr gespannt.
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  • B. S.
    und ein kirchlicher Arbeitgeber.
    Nächstenliebe
    Christenmenschen

    Gelebte Miteinander
    Blanke Heuchelei traurig
    Alles LUG und TRUG
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  • H. H.
    ob sowas im Evangelium gemeint war, wo es heißt:
    So alsdann jemand zu euch wird sagen: Siehe, hier ist Christus! oder: da! so sollt ihr's nicht glauben. Denn es werden falsche Christi und falsche Propheten aufstehen und große Zeichen und Wunder tun, daß verführt werden in dem Irrtum (wo es möglich wäre) auch die Auserwählten. (Mt. 24, 23-24)
    Würde Jesus Christus heutzutage (nochmal) auf die Erde (Nordhalbkugel) kommen, würde möglicherweise das hier passieren:
    Und Jesus ging zum Tempel Gottes hinein und trieb heraus alle Verkäufer und Käufer im Tempel und stieß um der Wechsler Tische und die Stühle der Taubenkrämer und sprach zu ihnen: Es steht geschrieben: "Mein Haus soll ein Bethaus heißen"; ihr aber habt eine Mördergrube daraus gemacht. (Mt. 21, 12-13)

    Es sei denn, alle diese "Christen" (insbesondere die mit Theologiestudium) wissen genau, dass diese ganze Geschichte einfach nur eine Geschichte ist.

    Mundus vult decipi, ergo decipiatur...

    Kann man überhaupt noch jemandem trauen?
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  • R. Ö.
    Sollte Herr Dr. Michael Hauck da etwa in ein Wespennest gestochen haben? traurig zwinkern
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