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WÜRZBURG/HASSFURT
Keine Angst vorm Wildschweinbraten
Aktiv schon, aber nicht radioaktiv: In Teilen Unterfrankens sind Wildschweine zur Plage geworden, aber ihr Fleisch kann gefahrlos verzehrt werden. Im Süden und Osten Bayerns, wo es kurze Zeit nach dem Reaktorunfall von Tschernobyl regnete, wird der Grenzwert oft überschritten.
Foto: Thinkstock | Aktiv schon, aber nicht radioaktiv: In Teilen Unterfrankens sind Wildschweine zur Plage geworden, aber ihr Fleisch kann gefahrlos verzehrt werden.
Tilmann Toepfer
Tilman Toepfer
 |  aktualisiert: 31.03.2015 18:57 Uhr

Das Fleisch von Schwarzwild aus Unterfranken ist radioaktiv kaum belastet und kann völlig gefahrlos verzehrt werden. Darauf weisen Experten vom Landesjagdverband Bayern (BJV) und der Bayerischen Staatsforsten (BaySf) hin, nachdem Meldungen über „verseuchte Wildschweine in Bayern“ vielerorts für Verunsicherung gesorgt hatten.

Die Schwarzkittel sind regional zur Plage geworden, besonders groß sind die Schäden im Teilen Unterfrankens. Seit Jahren wird über Ursachen geredet und spekuliert, seit Jahren wird erörtert, ob man der Plage durch vermehrten Abschuss Herr werden kann und wie man dabei vorgehen soll. Nicht nur nach erfolgreichen Drückjagden haben Jäger und Revierinhaber Probleme mit der Vermarktung des Fleisches. Da lassen Meldungen aufhorchen, wonach knapp 30 Jahre nach der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl noch immer „Tausende radioaktiv verseuchte Wildschweine durch Bayerns Wälder laufen“.

Hirschtrüffel saulecker

Nicht falsch, nur leider nicht vollständig. Richtig ist, dass das Fleisch von Wildschweinen vor allem dort mit dem radioaktiven Isotop Cäsium 137 belastet ist, wo im April 1986 radioaktiver Regen in den Boden sickerte und bis heute in Pflanzen und Pilzen nachwirkt – vor allem in Hirschtrüffeln und Maronenröhrlingen, die für Sauen Leckerbissen sind.

Regen fiel damals überwiegend in Süd- und Ostbayern, dort wird der Grenzwert von 600 Becquerel pro Kilogramm (Bq/kg) Frischfleisch noch immer zum Teil deutlich überschritten. Im Landkreis Augsburg lag die Hälfte der Proben 2013 über dem Grenzwert, im oberpfälzischen Cham wurde bei einem erlegten Tier 9840 Bq/kg gemessen, im niederbayernischen Regen 9836.

In Unterfranken, wo in den Tagen nach dem Reaktorunfall kein Regen fiel, liegen die Werte verglichen damit extrem niedrig. Der Jagdverband misst in Bad Kissingen, Haßfurt und im Kahlgrund bei Aschaffenburg. Gerhard Klingler, Obmann für die BJV-Pressearbeit im Regierungsbezirk, trägt seit Jahren die Daten zusammen. Nach seinen Angaben werden bei Proben in Haßfurt durchschnittlich rund 30 bis 40 Bq/kg gemessen, im Spessart, wo der Bundsandstein eine höhere natürliche Strahlung aufweise, durchschnittlich 90 Bq.

Auch die Staatsforsten „als die regional größten Lieferanten von Wildbret“ haben Messstellen eingerichtet. In Hammelburg werden Proben auch aus den Forstbetrieben Arnstein, Bad Brückenau, Bad Königshofen und Rothenbuch untersucht. Die Cäsium-Werte seien seit Jahren stabil auf niedrigstem Niveau, heißt es in einer Pressemitteilung. 95 Prozent aller Test lieferten einen Wert unter 100 Bq/kg, fünf Prozent lagen unter 200 Bq/kg, so die BaySf. „Deswegen ist und bleibt das Wildbret hier aus der Region ein gesunder und köstlicher Genuss“, so Forstbetriebsleiter Adolf Herr.

 
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