
Das fünfte Jahr der Grabungen am Veitsberg bei Bad Neustadt (lkr. Rhön-Grabfeld) ist beendet. Nun ist man sich sicher: Man hat Reste einer ottonischen Pfalz aus dem 10. Jahrhundert auf den Ackerflächen vor Hohenroth gefunden. Gleichzeitig sind Forscher einige Kilometer entfernt in den Talauen der Saale vor Salz damit befasst, eine dazugehörige Hafenanlage zu finden. Denn um diese Zeit war die Saale noch schiffbar.
„Sicher ist, dass es eine ottonische Pfalz am Veitsberg gab, datiert auf das 10. Jahrhundert“, so weit wagte sich Professor Peter Ettel von der Universität Jena mit seinem Resümee zu den diesjährigen Ausgrabungen vor. Seit 2009 wird auf dem Veitsberg geforscht und gebuddelt, mittlerweile ist das Forschungsunternehmen der Universität Jena in Zusammenarbeit mit dem Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege und dem Römisch-Germanischen Zentralmuseum in Mainz (RGZM) auch ein mit EU-Mitteln gefördertes Leader-Projekt.
Geschichtsträchtig ist das Saaletal rund um Salz und Bad Neustadt allemal: Hier befand sich einst die Kaiserpfalz Salz. Karl der Große nutzte sie 790 erstmals als zeitweilige Residenz. Im frühen Mittelalter war es üblich, dass der Kaiser keinen festen Regierungssitz hatte, sondern sein Reich bereiste. Bis 948 kamen zahlreiche Könige und Kaiser für einige Tage, Wochen oder auch Monate an die Fränkische Saale. Hier wurden Gesandte aus fernen Ländern empfangen und Regierungsversammlungen abgehalten. In diesem Grabungsjahr kann Grabungsleiterin Petra Wolters stolz auf Scherben aus Import-Keramik aus dem Rheinland aus dem 8. Jahrhundert verweisen. „Dadurch haben wir einen deutlichen Rutsch in das achte Jahrhundert gemacht“, sagte Wolters und freute sich, erstmals ein nachweislich festes Datum für die Funde nennen zu können. Die Grabungsarbeiten werden auch von den Kommunen Bad Neustadt, Salz und Hohenroth mitgetragen.
Unterdessen verdichten sich die Hinweise, dass es an der Fränkischen Saale eine Hafenanlage gegeben haben muss, von der aus die Pfalzanlage auf dem Veitsberg versorgt wurde. Für Andreas Wunschel bestehen für diese These kaum Zweifel. „Das darf man sich halt nicht so vorstellen wie einen heutigen Hafen“, sagt der Mitarbeiter am Lehrstuhl für Ur- und Frühgeschichte der Universität Jena.
Vielmehr handelt es sich um eine Anlegestelle, die ein etwas flacheres Ufer aufwies. „Da wurden die Schiffe an Land gezogen und festgemacht“, sagt Wunschel. Die Schiffe aus der Zeit der Karolinger und der Ottonen dürften etwa zehn Meter lang gewesen sein und mit einem sehr niedrigen Tiefgang aufgewartet haben. Dass die Saale vor 1000 Jahren anders aussah als heute, das steht zweifelsfrei fest.
Gemeinsam mit Studenten der Universität Jena hat Wunschel Dutzende von Bohrungen in dem Wiesengrund ausgeführt und die Sedimente im Saaletal verglichen. Es gibt für den Experten keinen Zweifel für frühere seichte Stellen am Saale-Ufer, die auf einen Hafen hindeuten.