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BAD KISSINGEN
Jetzt erst recht: Pferd auf der Speisekarte
Von unserem Mitarbeiter Sigismund von Dobschütz
 |  aktualisiert: 26.04.2023 19:30 Uhr

Das Pferd ist eines der saubersten Schlachttiere und überaus gesund, versichert Gastronom Norbert Grohmer, Inhaber und Chef des Restaurants Forsthaus Klaushof in Bad Kissingen. Die Negativmeldungen um den Pferdefleischskandal haben ihn geärgert. Schließlich sei nicht das Pferdefleisch schlecht, sondern skandalös sei allein die kriminelle Irreführung von Kunden durch Falschauszeichnung der Ware. Geradezu aus Trotz hat Grohmer deshalb seit einer Woche Pferdefleisch auf die Speisekarte gesetzt.

Schon als Kind habe er das Fleisch häufig gegessen und ist damit in seiner Generation sicher nicht allein. Besonders auf Jahrmärkten waren vor Jahrzehnten die Rossbratwürstchen ein Renner. Pferdemetzgereien gab es damals fast in jeder Stadt, heute sind es nur noch etwa hundert in Deutschland, davon zehn in Bayern. Grohmer bezieht sein Fleisch von einer Metzgerei aus Nordrhein-Westfalen, seit 60 Jahren in Familienbesitz, die ausschließlich Pferde aus dem Münsterland und dem Rheinland verarbeitet.

Vier Pferdegerichte zur Auswahl

Bei Rind und Schwein würden oft nur Stichproben gemacht, beim Pferd werde jedes geschlachtete Tier vom Veterinär auf Antibiotika und andere Fremdstoffe überprüft, sagt der Klaushof-Chef. Pferdefleisch ist inzwischen auch von offizieller Seite wieder anerkannt, hat 1993 seinen vor Jahren vom Gesetzgeber verordneten Sonderstatus verloren und darf seitdem wieder neben anderen Fleischwaren in jeder Metzgerei verkauft werden.

In deutschen Restaurants und Gasthöfen findet der Gast dennoch nur selten Pferdefleisch auf der Karte. Eine unverbindliche Liste im Internet (www.pferd-und-fleisch.de) kennt in Bayern gerade mal einen einzigen Gasthof mit diesem speziellen Angebot. Mit dem Bad Kissinger Klaushof sind es nun zwei.

„Es gibt kein gesünderes Fleisch als Pferd, nur weiß es kaum einer“, bedauert Grohmer. Das Pferdefleisch sei stark eiweißhaltig und habe nur zwei Gramm Fett auf 100, die Baby-Pute schon sieben, das Rind sogar 18 Gramm. „Wenn Männer nur Pferdefleisch essen würden, könnten sie sich Potenzmittel sparen“, ulkt der erfahrene Koch, der seit 45 Jahren in der Küche steht. Wer es ausprobieren will, kann jetzt bei ihm aus vier verschiedenen Gerichten wählen, vom Gulasch bis zum Filetsteak.

Konkurrenz und Ehefrau zweifeln

Grohmers Kollege Olaf Werner vom Bad Kissinger Golfclub bietet kein Pferdefleisch in seinem Restaurant an. Er sei von der Qualität des Fleisches nicht so richtig überzeugt, antwortet er auf Nachfrage etwas vage. Allerdings wisse er nur vom Hörensagen davon, habe es selbst noch nicht probiert. Genauso geht es Christian Dösch vom Bayerischen Hof. Er könne dazu überhaupt nichts sagen, da er es nicht kenne. Zweifel hat auch Sterne-Koch Hermann Laudensack vom gleichnamigen Parkhotel. Bei ihm gibt es kein Pferdefleisch und er sieht keine Nachfrage bei seinen Gästen. Pferdefleisch sei hierzulande „in der Küche unüblich“.

Auch im Forsthaus Klaushof war sich das Betreiberpaar Grohmer zunächst nicht einig. Während für Ehemann Norbert die Entscheidung schon vor Tagen feststand, traute Carin Grohmer dem Vorhaben anfangs nicht so recht. Schließlich wetteten beide um eine Kiste Champagner. „Die hat meine Frau längst verloren.“ Am ersten Tag seien die Gäste zwar noch zögerlich gewesen, gibt der Küchenchef zu. Inzwischen hat er jedoch 80 Portionen verkauft. „Die Nachfrage wächst von Tag zu Tag.“

Klaushof-Spezialität: Norbert Grohmer bietet Pferd an.
Foto: dobschütz | Klaushof-Spezialität: Norbert Grohmer bietet Pferd an.
 
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    Lebensverachtend wie hier von Lebewesen gesprochen wird. Die Doppelmoral der Menschen kommt beim Thema Hunde-, Katzen- und Pferdeverzehr gut zum Vorschein.

    Kühe, Schweine und Hühner sind genauso liebenswerte Individuuen wie andere Tiere.
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    Herr Wirt, die haben eine "Stammgastfamilie" weniger - zufrieden ?
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  • A. K.
    kommen und gehen.
    ist eine stammgastfamilie weg, kommt eine andere.
    ich werde mal hingehen und ein schönes pferdegricht essen. wenn es schmeckt, komme ich wieder.
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  • A. T.
    Vegetarier leben gesünder. Denn Fleischverzehr fördert das Risiko von Herzinfakten, Blinddarmentzündungen, Bluthochdruck, Osteoporose, Arthritis, Magengeschwüren, Nierensteinen, Diabetes und Krebs!
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