Das Baugewerbe boomt. 2011 war auch auf den hiesigen Baustellen eines der besten Jahre seit Langem. Nichtsdestotrotz und vielleicht auch gerade deswegen gibt es Verbesserungswünsche aus der Branche. Einen Überblick gab die Industriegewerkschaft Bau-Agrar-Umwelt Mainfranken (IG-BAU) jetzt beim alljährlichen Neujahrsgespräch.
So begann Frankens IG-BAU Regionalleiter Hans Beer das Pressegespräch mit seiner Sicht auf die aktuelle Diskussion um die Rente mit 67: „Keine Chance – mit 66 kann kaum noch jemand am Bau oder als Gebäudereiniger arbeiten.“ Einem späten Eintritt in andere Tätigkeiten innerhalb der Firma erteilt er auch eine Absage: „Mit 60 nochmals anfangen, im Büro Rechnungen zu schreiben, ist doch einfach utopisch“, so Beer.
Eine Rentenkürzung durch die Hintertür sei die Entscheidung – Beer erntet ein Nicken von den anwesenden Bezirksvorständen der IG-BAU Mainfranken, Peter Schnorpfeil und Manfred Schmitt. Einen Vorschlag haben die Gewerkschaftsvertreter herausgearbeitet: „Volle Rente nach 44 Jahren Arbeit – es zählt Leistung, nicht Alter“, sagt Beer.
Ebenso fordern sie im Namen der Baubranche Kommunen, Länder und Bund dazu auf, mehr zu investieren: „Bei Neubau und Sanierungen fließen für jeden ausgegebenen Euro über 50 Cent zurück in die Kassen. Das vergessen die Verantwortlichen leider zu oft“, erklärt Beer. Den Aufschwung ermöglichten Privatleute und Wirtschaft, die öffentliche Hand halte sich noch zu arg zurück.
Der größte Dorn im Auge ist den Gewerkschaftern aber die Beitragsbemessungsgrenze. Diese legt fest, dass die Sozialversicherung nur bis zu einem bestimmten Betrag vom Bruttoeinkommen abgezogen wird. Liegt Bruttolohn oder -gehalt über dieser Grenze, wird nur bis zur Obergrenze Sozialversicherung abgerechnet. Beer und Kollegen fordern die Abschaffung dieser Regelung.
Auf einer extra für dieses Thema erschaffenen Webseite rufen die fränkischen IG-BAUler sogar zum Protest auf. Eine vorgefertigte Mail an Bundestagsabgeordnete ist auf der Seite klick- und abschickbereit.
Wie erwähnt, ist aber nicht alles düster am Bau. 1201 Betriebe gibt es in Mainfranken, über 12 000 Menschen sind dort beschäftigt. Auch die eingeführten Mindestlöhne haben nicht, wie von manchen befürchtet, zu einem Einbruch geführt.
Auch wenn die Prognosen für 2012 wie in der gesamten deutschen Wirtschaft etwas ernüchternd sind, erwarten Beer, Schnorpfeil und Schmitt ein gutes Jahr: „Es sieht gut aus“, sind sie sich einig.