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WÜRZBURG
Häufiger Legionellen im Trinkwasser
Gisela Rauch
 |  aktualisiert: 27.07.2014 20:46 Uhr

Bei der Untersuchung von Trinkwasseranlagen auf Legionellen werden Bayerns Installateure weitaus häufiger fündig als bislang bekannt. Bei zehn bis 20 Prozent aller Untersuchungen finden die Fachleute Legionellen in einer Konzentration von mehr als 100 koloniebildenden Einheiten (KBE) pro 100 Milliliter Wasser.

Schon eine solche Legionellenkonzentration macht mindestens eine thermische oder chemische Desinfektion der Trinkwasseranlage notwendig.

Aber nicht selten tummeln sich noch deutlich mehr Legionellen im sicher geglaubten, heimischen Trinkwasser. Jörg Schütz, Geschäftsführer des Fachverbands Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik Bayern: „Bei geschätzten drei bis vier Prozent aller beprobten Wohnhäuser finden wir potenziell gesundheitsgefährdende Maßnahmewertüberschreitungen von über 10 000 koloniebildenden Einheiten pro 100 Milliliter Wasser.“

Seit einer Änderung der Trinkwasserverordnung im Dezember 2012 müssen in Deutschland alle Wohngebäude mit mindestens drei Wohnungen auf Legionellen beprobt werden, wenn in wenigstens einer der Wohnungen ein Mieter lebt. „Laut Gesetz müssen die Eigentümer die Beprobung veranlassen – ob sie es wirklich tun, kontrolliert aber niemand“, sagt Franz Fuchs, in Würzburg Obermeister der Innung für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik. Fuchs bestätigt für Stadt und Kreis Würzburg die von Schütz genannten Prozentzahlen übers Auftreten von Legionellen in grenzwertüberschreitender Konzentration. Er weiß von „rund einem Dutzend Fällen“, bei denen auch in der Region Würzburg in den letzten Jahren der Grenzwert von 10 000 KBE pro 100 Milliliter Wasser überschritten wurde. Öffentlich bekannt wurden allerdings nur der Legionellenalarm in einem Rottendorfer Hochhaus im August 2012 sowie der Legionellenalarm im Posthochhaus am Würzburger Bahnhof.

Laut dem Würzburger Obermeister ist die Wahrscheinlichkeit, dass sich in der Trinkwasseranlage eines Hauses Legionellen tummeln, dann groß, wenn die Häuser alt sind, schlecht gewartet werden und einige der Wohnungen längere Zeit leer gestanden haben – und also dort heißes Wasser längere Zeit nicht geflossen ist.

Professor Timo Schwarz, Chefarzt am Zentrallabor des Juliusspitals, hält am ehesten Hotelduschen für potenziell gefährlich – gerade am Anfang der Saison, wenn die Wasseranlage längere Zeit nicht genutzt worden sei und vor allem dann, wenn Hotelduschen in Bädern eingebaut seien, die nicht von außen belüftet werden könnten.

Doch grundsätzlich hält Schwarz die Gefahr einer Erkrankung an Legionellose für nicht besonders hoch: „Im Juliusspital hatten wir in den letzten Jahren vielleicht zwei, drei Fälle.“ Durch Legionellose ausgelöste Lungenentzündungen seien gut behandelbar.

Fürs Jahr 2013 verzeichnet das Berliner Robert-Koch-Institut 922 Fälle von Legionellose in Deutschland – davon waren 159 Kranke aus Bayern. Das Institut weist aber ausdrücklich darauf hin, dass es sich bei diesen Zahlen nur um dem Gesundheitsamt gemeldete Fälle handele. Die Dunkelziffer sei viel höher. Tatsächlich geht das Robert-Koch-Institut davon aus, dass in Deutschland pro Jahr 15 000 bis 30 000 Menschen an Legionellose erkranken.

Stäbchenbakterien, die im warmen Süßwasser gedeihen

Vorkommen

Legionellen sind weltweit verbreitet. Es handelt sich um Stäbchenbakterien, die im warmen Süßwasser gedeihen. Bei Temperaturen über 70 Grad sterben Legionellen. Infektion

Legionellen können die Lungen von Menschen befallen, wenn zerstäubtes Wasser eingeatmet wird. Infektionsquellen sind daher häufig Duschen, Klimaanlagen, Whirlpools und andere Warmwassereinrichtungen, in denen Dampf oder Sprühnebel entsteht. Erkrankung

Die Infektion beginnt meistens mit Husten, Durchfall und Fieber. Es kann zu schweren Lungen- oder Rippenfellentzündungen kommen. Bei einem Veteranentreffen der Amerikanischen Legion 1976 in einem Hotel in Philadelphia/USA erkrankten 180 von 4400 Kriegsveteranen. Die Krankheit forderte 29 Todesopfer. Mit Bezug auf die Amerikanische Legion heißt die Krankheit „Legionärskrankheit“. Mediziner bevorzugen den Begriff „Legionellose“. In Deutschland trat Legionellose massiv 2010 in Ulm auf. Fünf Menschen starben, 64 Menschen waren infiziert. Zu einem weiteren massiven Ausbruch der Legionellose kam es 2013 in Warstein, wo 165 Menschen infiziert wurden und drei starben. Tipps

Damit sich Legionellen in Trinkwasseranlagen nicht ungehindert ausbreiten können, sollten Hauseigentümer folgende Regeln beachten: Wasser muss fließen! Kaltes Wasser muss wirklich kalt sein, heißes Wasser richtig heiß! Anlagen müssen gewartet werden! Text: grr

 
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  • T. S.
    Bitte etwas genauer recherchieren. Eine Prüfung auf Legionellen, muss nur bei bestimmten Warmwasserspeichern ab einer gewissen Größe, Länge der Leitung zur Entnahmestelle bei Durchlauferhitzern etc, erfolgen. Bitte jetzt nicht alle Mieter verrückt machen die jetzt bei jeder Warmwasseranlage Ihren Vermieter auf eine Prüfung nerven.
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