Gott im Herzen und Wagner im Keller
Thomas und Christiane Michel, Meiningen: Ein kurzer Gang in den Keller, und schon ist Thomas Michel, seit vielen Jahren Vorsitzender des Theaterfördervereins Meiningen, zurück mit dem Wotan-Stab für das Porträtfoto. Eine Erinnerung an den legendären Meininger Wagner-Ring. „Er hat sogar seine Sollbruchstelle“, lacht Michel über das Stück aus dem Theaterfundus. Der damalige Dirigent Kyrill Petrenko wird bald Chef der Berliner Philharmoniker.Dem Theater waren er und seine Frau Christiane schon vor der Wende verbunden durch den kleinen Grenzverkehr. Ab 1990 half der Jurist bei der Installation einer funktionierenden Rechtsabteilung für die Stadt Meiningen vom Landratsamt in Bad Neustadt aus. 1991 wechselte er als „Aufbauhelfer“ ans Thüringer Innenministerium nach Erfurt. 1992 entstand in Meiningen das Verwaltungsgericht und erfahrene Juristen wurden als Richter gesucht. Thomas Michel bekam die Stelle. 1994 zog die Familie dann schließlich mit den drei Kindern Sebastian, Teresa und Max von Franken nach Thüringen um.
„Die allererste Bekanntschaft mit Meiningen, das war schon 1980, war nicht gerade ideal gewesen, mit Inversionswetterlage und dem intensiven Geruch der Braunkohle in der Luft. Aber wir spürten trotzdem: Die Stadt hat was“, erinnert sich Thomas Michel. Der Umzug von Franken nach Thüringen später war unproblematisch. „Ein Ost-West-Unterschied ist nicht unser Thema. Hier wie dort sind Menschen bereit, sich für andere einzubringen“, sagt Christiane Michel. Ehemann Thomas ist der Meinung, dass die Angleichung der Löhne nach all den Jahren notwendig ist, denn es werde die gleiche Arbeit geleistet und das Leben koste überall ähnlich viel Geld.Christiane Michel engagiert sich nicht nur in der katholischen Kirche von Meiningen, sondern arbeitet auch ehrenamtlich als Hospiz-Ausbilderin. Das macht ihr große Freude, denn diese Arbeit betrifft das wirklich Wichtige im Leben. Ein weiterer Traum von Christiane Michel ging im Juni nach zehnjähriger Vorarbeit in Erfüllung: die Autobahnkirche der A 71 wurde eingeweiht.
Als sie vor Jahren dem damaligen Rhön-Grabfelder Landrat Fritz Steigerwald diese Idee vorstellte, war der „ganz elektrisiert“. „Hier soll ein Zeichen der Dankbarkeit stehen für die unblutige Öffnung der Grenze!“ Denn für Christiane Michel ist die friedliche Wende ein wirkliches Wunder.
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