Wann immer Gefahr für Bayerns Verbraucher droht, läuten beim Bayerischen Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) die Alarmglocken. Seit seiner Gründung vor zehn Jahren bekommt das Amt immer mehr Aufgaben. Eigentlich sollte sie anfangs nur ein zweites BSE-Debakel verhindern – inzwischen ist aus der Erlanger Landesbehörde jedoch eine universelle bayerische Task-Force in Sachen Verbraucherschutz geworden.
Im Jahr 2001 hatte die BSE-Krise die bayerische Staatsregierung zum Handeln gezwungen: Unter dem Dach des neuen Landesamtes wurden im September 2002 alle verbraucherschutzrelevanten Abteilungen anderer Landesbehörden zusammengeführt. Ob Gentechnik in Honig-Pollen, Salmonellen im Tiramisu, Arsen im Reis oder EHEC im Salat – mit seinen mehr als 1000 Experten soll das LGL seither dafür sorgen, dass belastete Lebensmittel nicht in den Handel gelangen, Viren sich nicht verbreiten und Tierseuchen in Schach gehalten werden.
Die neue Behörde sollte frühzeitig Risiken ausmachen, um die Politik rechtzeitig warnen zu können. Ob es sich um eine wachsende Impfmüdigkeit der Bevölkerung handelt, die neuen Epidemien Vorschub leisten könnte oder die möglichen Gefahren der massenhaften Verbreitung des Mobilfunks – wo immer nötig, hoben die Experten der Landesbehörde warnend den Finger.
Blickt Präsident Andreas Zapf auf zehn Jahre Arbeit seiner Behörde zurück, ist er stolz: „Wir arbeiten an Problemen fachübergreifend – mit Experten ganz unterschiedlicher Fachrichtungen. Und wir haben Behörden und viele andere Einrichtungen und Fachleute in Sachen Verbraucherschutz miteinander vernetzt.“
EHEC, Viren und Gammelfleisch
Eine der größten Herausforderungen für die Behörde war zuletzt EHEC. „EHEC war ein intensives Erlebnis, weil nicht klar war, wo ist die Einstiegspforte in den Menschen. Das herauszufinden, war hochkomplex“, erinnert sich Andreas Zapf. Erst nach wochenlangen europaweiten Recherchen fanden Fachleute heraus, dass der EHEC-Erreger über belastete Bockshornkleesamen aus Ägypten nach Deutschland gelangt war.
In Zukunft sieht Andreas Zapf vor allem mit der Globalisierung große Herausforderungen auf das Landesamt zukommen: „Wenn irgendwo in der Welt ein neues Virus auftritt – durch die guten weltweiten Flugverbindungen ist es innerhalb kurzer Zeit auch bei uns.“ Um für solche Risiken gewappnet zu sein, arbeitet das LGL beispielsweise mit dem Seuchenzentrum der EU eng zusammen, das entsprechende Entwicklungen weltweit beobachtet. Auch der Klimawandel mit seinen steigenden Temperaturen in Mitteleuropa konfrontiert Fachleute mit immer neuen Krankheiten.
Im Gammelfleisch-Skandal, aber auch zuletzt im Fall der Großbäckerei Müller-Brot war die Erlanger Landesbehörde wiederholt der Kritik ausgesetzt, die Verbraucher über die Skandale nicht rechtzeitig informiert zu haben. Zapf verweist jedoch auf die rechtlichen Rahmenbedingungen, die dem LGL nur geringen Spielraum bei der Veröffentlichung bestimmter Missstände gelassen hätten.
Seit dem 1. September sorgen neue gesetzliche Regelungen für mehr Transparenz. Verstöße etwa von Gastronomen gegen das Lebensmittelrecht werden künftig auf der Internetseite des LGL veröffentlicht.