Mindestens vier von insgesamt 18 angehenden Priestern, die sich im Würzburger Priesterseminar auf ihren künftigen Beruf vorbereiten, stehen im Verdacht rechtsradikaler Umtriebe. Dies bestätigt gegenüber dieser Zeitung Regens Herbert Baumann, Leiter des Priesterseminars, in dem Seminaristen aus den Diözesen Würzburg und Bamberg ausgebildet werden.
„Wir können nicht bestreiten, dass einige wenige Alumnen bei unterschiedlichen Gelegenheiten Judenwitze erzählt haben, die rassen- und menschenverachtenden Charakter haben“, so der Regens. Ebenso müsse er eingestehen, dass ein Seminarist an einem Konzert der Band „Frei.Wild“ teilgenommen habe, einer Band, der nationalistisches und rechtes Gedankengut vorgeworfen werde. Baumann bestätigt auch, dass der Vorwurf im Raum stehe, dass etliche Seminaristen am Abend des 20. April im Bierkeller des Priesterseminars Hitlers Geburtstag gefeiert hätten.
Gegenüber dieser Zeitung bestätigt der Pressesprecher der Diözese Würzburg, Bernhard Schweßinger, dass die Bistumsleitung über die Vorkommnisse im Priesterseminar „seit etwa zwei Wochen“ informiert sei. Generalvikar Karl Hillenbrand hält die Vorfälle für höchst „beschämend“. In einem Brief an den Regens, der dieser Zeitung vorliegt, schreibt er: „Wenn es stimmt, dass von Studenten des Priesterseminars sogenannte Judenwitze erzählt werden und bei Feiern im Bierkeller beziehungsweise auf Verbindungszusammenkünften an Nazirituale angelehnte ,Zeremonien‘ stattgefunden haben, dann ist das in doppelter Hinsicht nicht zu tolerieren.“
Erstens dürfe mit Blick auf die systematische Judenvernichtung im Dritten Reich nichts bagatellisiert werden, was mit der nationalsozialistischen Ideologie in Verbindung stehe. Zweitens erwarte er insbesondere von angehenden Priestern ein „sensibles Gespür für ein angemessenes Ausdrucksverhalten im Reden über andere Religionen und insbesondere das Judentum“.
Wie Regens Baumann bestätigt, hat er mittlerweile jene Seminaristen, die im Verdacht rechtsradikaler Umtriebe stehen, „individuell“ befragt. Während beschuldigte Studenten zugegeben hätten, Judenwitze erzählt zu haben, bestritten sie vehement den Vorwurf, Hitlers Geburtstag gefeiert zu haben.
Baumann: „Drei Studenten saßen tatsächlich am 20. April zusammen im Bierkeller. Zwei waren vom Gottesdienst gekommen; einer vom „Frei.Wild“-Konzert. Gemeinsam wurde Bier getrunken.“ Dass sie an Hitlers Geburtstag zusammen getrunken haben, bestätigen Baumann zufolge die drei angehenden Priester, dass sie es zur Feier von Hitlers Geburtstag getan hätten, dementieren sie. „Ob und in welcher Form das Datum besonders zelebriert wurde, lässt sich nicht verifizieren“, sagt der Regens. Er habe niemanden gefunden, der ihm eine Hitler-Feier bezeugt hätte. „Ich kann die Leute befragen; aber ich kann sie nicht foltern.“
Aus jetziger Sicht besteht für Baumann noch kein Grund, die Studenten aus dem Seminar auszuschließen. Aber sollten sich die Vorwürfe Hitlers Geburtstag gefeiert zu haben, bewahrheiten, „müssen die Betroffenen gehen“, sagt Baumann: „Nicht nur wegen der rechten Aussagen und Handlungen; sondern besonders auch, weil Lügen das Vertrauensverhältnis zerstören.“
Von der rechtsradikalen Gesinnung einiger Seminaristen hat Baumann nach eigenen Angaben durch den Haussprecher des Priesterseminars erfahren; außerdem durch die Würzburger Studentenverbindung Franco-Raetia. Nach Mitteilung der Agentur epd wirft die Verbindung einigen Seminaristen vor, sie hätten offensiv rechtes Gedankengut unter den aktiven Mitgliedern der Studentenverbindung zu verbreiten versucht.
Sollten die Vorfälle zutreffen, seien die Seminaristen nicht fürs Priesteramt geeignet, sagt der Würzburger Josef Schuster, Präsident der Israelitischen Kultusgemeinden in Bayern. „Das erschüttert mein Vertrauen in die deutsche Gesellschaft insgesamt.“
Mit „Bestürzen“ reagierte der Sprecher - und Sprecherinnenrat der Universität Würzburg in einer Pressemitteilung. Das Referat gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit der Studierendenvertretung wie auch der Sprecher - und Sprecherinnenrat der Universität Würzburg distanzierten sich ausdrücklich von Rechtsradikalismus, Rassismus und Antisemitismus, „insbesondere von dem Verhalten der Priesterseminaristen“, und verurteilten „die rechtsradikalen Umtriebe im Priesterseminar“, heißt es in der Mitteilung.
Darüber hinaus fordere der Sprecher- und Sprecherinnenrat alle beteiligten Instanzen zur restlosen Aufklärung auf. Ebenso müssten die genannten „Verstrickungen von Studentenverbindungen mit rechtsradikalen Menschen in ihren Strukturen“ aufgeklärt werden.
Für mich kann es eigentlich nur die Kategorie papsttreu geben. Mit der Kirche, mit dem Papst - keinen Schritt voraus und keinen hinterher. Egal wie wenige Kandidaten die beiden Bistümer Würzburg und Bamberg haben - das ist das Kriterium, das zählt.
Es geht um die erhobenen Vorwürfe rechtsradikaler Umtriebe im Priesterseminar:
1. Dass in einer kath. Studentenverbindung nationalsozialistisches Gedankengut verbreitet worden ist, ließ sich nicht verifizieren.
2. Bei einem Zusammentreffen von drei Studenten wurde ein Judenwitz erzählt.
3. Ein Seminarist hat ein Konzert der Band Frei Wild besucht, ohne die Hausleitung von der Problematik dieser Gruppe zu informieren.
Kann es sein, dass ein Grund für den Würzb. Skandal darin zu suchen ist, dass die Amtskirche dem Geist ultrakonservativer Kräfte in der kath. Kirche seit Jahrzehnten eine viel zu breit Bühne einräumt – wie z.B. den Opus Dei Vertretern und der vollkommen überzogenen Langmut in den Gesprächen mit den Piusbrüdern? Stehen die Würzburger Seminaristen in einer affinen Beziehung zu den Piusbrüdern?
Das könnte zumindest eine Erklärung dafür sein, dass in ihren Reihen judenfeindliche Witze, rechtsradikale Musik und auch der Hitler-Gruß nicht ungewöhnlich waren.
Die Piusbrüder ist auf eine pathologische Weise antimodernistisch - und antisemitisch. Diese Leute sind wie Neonazis und Rechtsextremisten.
Paul Haverkamp, Lingen
Die Geschichte läuft nach Spirale.
*aus einem Urteil d. BAGs
Sie können die Israelitische Gemeinde in Würzburg wahrlich nicht als Kultusgemeinde des Staates Israel bezeichnen. Ich bin über "Ihr" Wissen erschüttert.
Die hilflose Aussage von Regens Baumann „ich kann sie doch nicht foltern“, nachdem er vielleicht zu Recht vermutete, die drei Seminaristen würden ihm ihre wahren Motive verheimlichen, zeigt nur seine schwierige Position zwischen dem Druck möglichst viele Priester hervorzubringen und der Verantwortung nur geeignete Kandidaten zuzulassen.
Ich kann Baumann nur ermutigen, hier genauestens hinzuschauen und solchen Umtrieben konsequent den Riegel vorzuschieben. Dies geschähe auch im Sinne wahrer Priesterberufungen: denn ich bezweifle, dass diese in einer Umgebung rechten Sumpfes gefördert werden können. Es wäre für die Kirche noch beschämender, wenn die nächste „Würzburg ist bunt“ Demo am Tag der Priesterweihe vor dem Dom stattfinden müsste
Ich kann Baumann nur ermutigen, hier genauestens hinzuschauen...
"Lockere" Kandidaten die in der Mitte der Gesellschaft stehen und die sich auch mal in die "Niederungen" der Normalbevölkerung begeben sind doch von oben herab nicht gerne gesehen!
Die Kirche hat ein Kandidatenproblem - es will kaum jemand noch Priester werden... und diejenigen die es werden wollen sind vielfach nicht geeignet - selbst diejenigen die als "geeignet" betrachtet werden. Auf der anderen Seite werden "offene Querdenker" gezielt ferngehalten bzw. ihnen der Priesterberuf von vornherein abspenstig gemacht.
Das Problem ist das ein Großteil der heutigen Seminaristen "erzkonservative" Haltungen in sich trägt! - wer entscheidet sich denn heute noch sonst noch dafür Priester zu werden? Die Berufswelt ist heute so vielseitig das "gläubige Menschen die helfen wollen" auch andere Berufswege einschlagen können...
Die wenigen liberalen, weltoffenen Kandidaten die meinen sie können etwas bewegen werden spätestens nach ihrer Weihe merken bzw. bereits im Vorfeld feststellen das die Hierarchie "betoniert" ist, sie kaum etwas bewegen können (v.a. wenn sie jung sind und keine "Lobby" haben) und von oben "gegängelt" werden und mit Aufgaben belegt werden die mit Seelsorge nichts zu tun haben...
Diese Erklärung genügt für Sie vermutlich um mich mit in die Schublade zu dem Großteil der angeblich erzkonservativen Seminaristen zu stecken.
Dafür, dass Sie vom Wesen des Priestertums keine Ahnung haben, wissen Sie aber sehr genau, wie es den wenigen, weltoffenen Kandidaten gehen wird. Ihnen Franke kann ich jedoch die evangelische Kirche empfehlen - keine Hierarchie, keine Gängelei von oben und viel Seelsorge, doch der gleiche Gott und die eine Taufe. Dann gibt es keinen Grund mehr für Sie, zu bemängeln, dass sich bei den Katholen nichts bewegt. Sie sind doch katholisch - oder?
Von angehenden Priestern erwartet man wie im Artikel beschrieben ein anderes, "anständigeres" Verhalten im Umgang mit solchen Themen... selbst wenn es nur "Witze" waren/sind.
Wie führte schon Benedikt XVI. im Jahre 2008 (damals allerdings im Zusammenhang der Missbrauchsaffäre )aus : "Es ist wichtiger, gute Priester zu haben als viele Priester" (vgl. Alexandler Kissler: "Papst im Widerspruch", Pattloch-Verlag 2013).
Des weiteren würde ich mir ein Wort des Bischofs zu diesen Vorkommnissen, zumal dem Bericht nach "die Bistumsleitung .....seit etwa zwei Wochen informiert" ist. Statt dessen werden da wieder die Nachgeordneten an die Front geschickt, vor allem der in dieser Hinsicht bedauernswerte Generalvikar.
Es ist eine inakzeptable und antideutsche Haltung, wenn einige katholische Studenten Judenwitze erzählen (was jedoch zur Meinungsfreiheit in diesem Lande gehört) und eine Kultusgemeinde des Staates Israel sich erdreistend feststellt: "Das erschüttert mein Vertrauen in die deutsche Gesellschaft insgesamt.“ Es sind die israelischen Ableger einer Kultusgemeinde, welche hier den Nährboden für Streit bereiten, nicht katholische Studenten!
Diese Kultusgemeinde verallgemeinert und bezieht es sofort auf alle Deutschen. In Deutschland ist gibt es verschiedene Glaubensrichtungen, welche hier alle leben dürfen. Ich bin zB nicht katholisch, fühle mich aber durch die Verallgemeinerung dieser israelischen Kultusgemeinde in meinem Lande beleidigt. Ja, auch ein Deutscher darf sich beleidigt fühlen!