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WÜRZBURG
Geistlichem „gefällt“ Pornoseite
Von unserem Redaktionsmitglied Björn Kohlhepp
 |  aktualisiert: 01.05.2013 21:03 Uhr

Ein Geistlicher aus der Region hatte auf seinem Benutzerkonto beim sozialen Netzwerk Facebook vier Wochen lang als „Gefällt mir“ einen Link auf eine Pornoseite. Der Link war unter „Neueste Aktivität“ für jedermann sichtbar. Wenn man den Link anklickte, kam man auf eine Internetseite mit Videos, in denen Knaben im Teenageralter miteinander Sex haben. Der ältere Mann ist in seiner Gemeinde auch für die Ministrantenbetreuung zuständig. Wer würde, gerade als Geistlicher, bei einer solchen Seite öffentlich „Gefällt mir“ anklicken?

„Ich weiß auch nicht, wer das draufgemacht hat“, sagt der Mann auf Anfrage. Er wäre ja verrückt, sagt er, wenn er etwas anklicken und öffentlich machen würde, was ihn nicht interessiere, was aber für ihn als Geistlichen „hochgefährlich“ sein könnte. „Da kann ich mich direkt unter den Zug legen.“ Möglicherweise aber hat er sich das Ganze eingefangen, als er „Schweinskram“ angeklickt hat. „Das hat wahrscheinlich jeder schon mal“, sagt er.

Er vermutet, dass der Link ihm untergejubelt worden ist, als er eine Woche nicht auf Facebook aktiv, sondern im Ausland gewesen sei. Sein Passwort sei zum einen leicht zu knacken, zum anderen habe er es so notiert und aufbewahrt, dass jeder es hätte lesen können.

Der Mann sagt, er sei von einer Mitarbeiterin der Gemeinde angesprochen worden, dass da auf seiner Seite etwas mit Pornografie ist. Er habe aber gar nicht gesehen, was das sei, es sei aber nichts Strafbares. Er sagt aber auch, es habe sich um „Kinderpornografie oder was weiß ich was“ gehandelt.

Der Geistliche möchte jetzt „alles in Bewegung setzen, um den zu finden, der das reingestellt hat“. Der Bischof sei eingeschaltet und er möchte auch Anzeige bei der Polizei erstatten.

Zunächst hat er sich an einen befreundeten Rechtsanwalt gewandt. Der riet ihm, den Link sofort zu entfernen. Der Geistliche beteuert aber, er wisse gar nicht, wo der Link auf seiner Seite überhaupt zu sehen gewesen sei. Fakt ist: Kurz nachdem unsere Zeitung und auch die katholische Kirche anonym informiert wurden, war der Hinweis auf der Seite des Geistlichen weg. Jetzt will sich der Mann bei Facebook, wo er sich erst vor wenigen Wochen angemeldet hat, auf jeden Fall wieder abmelden. Er finde es „beängstigend“, was einem da widerfahren könne, und wolle sich bemühen, die Sache irgendwie aufzuklären.

Kann es auch sein, dass man sich ein „Gefällt mir“ „einfangen“ kann, ohne es zu wollen? Bild-Chefredeakteur Kai Diekmann hat die Erfahrung gemacht, dass dies offenbar möglich ist. Auf seiner Facebook-Pinnwand tauchte im April ein schlüpfriges Foto auf mit der Bildunterschrift „Unbelievable!! Only 16-years-old she did it publicly“ (Unglaublich, eine erst 16-Jährige hat es öffentlich getan). Darüber stand: „Kai Diekmann gefällt ein Video.“ Diekmann entfernte das Foto wieder, aber im Internet kursiert es seither. Diekmann erklärte via Twitter, der Porno-Spam sei auf seiner Facebook-Seite gelandet, als er einen Kontakt entfernen wollte.

Eine andere Erklärung für Diekmanns Fall und womöglich auch den Fall des Geistlichen sind Spam-Porno-Fallen auf Facebook und Twitter. Spam, also Unerwünschtes, gibt es nicht nur bei Mails, sondern eben auch bei Facebook. Dort funktioniert das so: Ein Spam-Versender bringt ein anzügliches oder neugierig machendes Foto oder Video in Umlauf. Wer es anklickt, bekommt ein „Gefällt mir“ untergejubelt, veröffentlicht das Bild automatisch auf seiner eigenen Facebook-Pinnwand und macht es allen seinen Kontakten zugänglich. Auf Neudeutsch schimpft sich dies „Likejacking“ („Gefällt mir“-Entführung).

 
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Kommentare
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  • ..... in der es zu Hauf sexuelle Missstände in der katholischen Kirche gibt, sollte ein Geistlicher alles daran setzen, solche Sachen sofort und ohne Lücken aufzuklären. Denn wenn das Ganze schon im Dorf rum ging, was würde wohl passieren wenn er den harten Hund raushängen lässt und das alles nur aussitzen will ?? Unter diesem Hintergrund ist auch ein langer Artikel der Main Post absolut gerechtfertigt.

    In wie weit er eine Schuld trägt, sich sowas überhaupt einzufangen, müssen andere klären. Ich kann nur sagen: ich war nie bei FB, ich bin nicht bei FB, und ich werde nie bei FB sein. Finger weg von FB, es ist eine reine Informationssammelmaschine, oder was denkt ihr wo eine derartige Kohle von einer kostenlosen Seite kommt ??!!
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  • regenmacher
    Was hat Facebook mit der ganzen Sache zu tun. Es geht hier darum, das die Mainpost einen Artikel über ein Profil eines Pfarrers schreibt, der einen fragwürdigen Link sichtbar hatte. >Für mich ist die Motivation des Autors bzw. der Mainpost unklar:
    Wie ist der Autor an diese "Story" gekommen.
    Wohnt er etwa in dem Ort, wo der Pfarrer lebt?
    Was will die Mainpost mit dem Artikel aussagen.

    Mir kommt der Artikel so vor, das hier dreckige Wäsche gewaschen werden soll und jemand in "Verruf" gebracht werden soll.
    Es wäre nicht schlecht, wenn die Mainpost oder der Autor eine Stellungnahme abgeben könnten.
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  • bjoern.kohlhepp@mainpost.de
    Die Motivation des Artikels ist doch eigentlich klar: Von einem besorgten Anonymen (angeblich von einem besorgten Gemeindemitglied darauf aufmerksam gemacht) geht per Mail ein Hinweis auf besagten Link ein mit der Bitte, der Sache nachzugehen. Der schon Wochen alte Gefällt-mir-Link findet sich auf der für alle FB-Nutzer sichtbaren Seite des Geistlichen tatsächlich. Äußerst skurril, das wird wohl jeder zugeben - und für den Geistlichen höchst unangenehm.

    Zum einen hat der mit dem Artikel ausführlich Gelegenheit, seine Sicht der Dinge zu erläutern, bevor die Gemeinde durch Gerüchte in Aufruhr versetzt wird (nein, der Autor kommt nicht aus derselben Gemeinde, kennt ihn auch nicht) und der Screenshot der Seite womöglich nicht oder unliebsam kommentiert im Internet gestreut wird.

    Zum anderen mag der Artikel der Aufklärung darüber dienen, dass man im Internet etwas aufpassen sollte und was einem passieren kann. In Verruf bringen soll der Artikel niemanden.

    MfG
    B. Kohlhepp
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  • Frankenpatriot
    hi vindexsinenomine,

    genauso sehe ich dass auch. Hier haben wir es wohl mit einem Verbrechen zu tun, begangen an diesem Geistlichen.

    Außerdem habe ich in den letzten 3 Wochen über mehr als drei Hacks bei Facebook gelesen. Und ich habe den dicken Verdacht, dass Facebook von einem sogenannte Botnetzwerk gehackt wurde und nun mit solchen Dingen zugespammt wird. Facebook sollte da mal nachgucken und deren Netzwerke checken. Denn auch ich bin ziemlich sicher, dass dieser Geistliche nicht das einzige Opfer dieser anonymen Verbrecher geworden ist.

    Außerdem: Facebook hat auch schon durch andere Mobbing.Kampagnen zu selbstmorden geführt. Das krasseste Beispiel war eine 16jährige Kanadierin, die in den Tage davon immer wieder im Internet um Hilfe gerufen hat, aber niemand hat sie gehört, bis es zu spät und das Mädchen tot war.

    Von daher: hier sehe ich als als sofortige Aufgabe der Polizei an, zu ermitteln, wer diesem Geistlichen diesen Link und dieses "Like" untergejubelt hat!!
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  • vindexsinenomine
    Es geht in diesem Artikel doch darum, daß jemand diesem Kleriker mit Kinderpornographie in Verbindungen bringen wollte. Sei es nun auf Grund eines schlechten Scherzes oder aus Gründen ala Rache und Haß. Es geht darum, daß jemand mit kriminellen Mitteln diesen Kleriker als Pädophil oder mindestens als jemanden mit einer Schwäche für Minderjährige outen wollte. Ist der Kleriker wirklich unschuldig, ist er Opfer eines Verbrechens geworden, das auch schon andere Opfer gefordert hat. Daß man auch etwa heute noch in der katholischen Kirche Pornographie und Erotik schätzt, zeigen die Charts für illlegale Downloads im Vatikan, die auch eine Schwäche des dortigen Klerus für BDSM-Praktiken aufzeigen. Darum geht es aber nicht. Es geht um üble Nachrede und Diffamierung.

    Es ist zu empfehlen den Artikel ganz zu lesen, statt der Überschrift blind zu vertrauen.
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  • Frankenpatriot
    hi vindexsinenomine,

    daher rate ich schon seit mehr als einem Jahr den Nutzern im Internet: lasst die Finger von Facebook-. Facebook ist nicht sicher und hat seit diesen bereits vorangegangenen Hacks keinen guten Ruf mehr. Facebook wird wohl hier von kriminellen missbraucht und es steht zu erwarten, dass noch mehr Opfer sich melden werden.

    Daher: auch wir User sollten hier aktiv werden und solche fragwürdigen Vorgänge sofort der Poliezi melden, damit die ermitteln kann. Außerdem sollten wir andere User warnen, damit die nicht auch noch Opfer werden.

    Aber auch von Facebook fordere ich ganz ehrlich: checkt eure Netzwerke, denn ich habe den üblen Verdacht, dass Facebook von einem miesen Botnetz gekapert wurde!! Achtung und Augen auf!!
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  • regenmacher
    das es der Mainpost einen Artikel wert ist. Was geht sowas die Öffentlichkeit an? Kommt der Autor der Artikels womöglich aus dieser Gemeinde? Oder was treibt einen Journalisten an, so eine Story zu schreiben? Da hätte er auch einen Artikel über einen Sack Reis in China schreiben können.
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  • r.kerber@web.de
    wenn ein vertreter der homophoben katholischen kirche, der zudem noch ministranten betreut in seinem facebookprofil eine derartigen seite verlinkt, kann man drüber schon berichten.

    insbeondere vor dem hintergrund, dass der mann nun behauptet, damit nichts zu tun zu haben. dies kann doch für alle leser eine wernung sein, genauestens auf ihr facebookprofil zu acheten, so sie eins haben.
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  • regenmacher
    Was ist hier die Meldung ? Jeder, auch ein Geistlicher, ist ein Mensch. Solche Sachen sind zu 100% Privatsache. Ich frage mich, wieso das einen so großen Artikel rechtfertigt.
    Solange sein FB-Profil privat ist, kann er doch dort machen was er will. Wahrscheinlich haben sich die Mitglieder seiner gemeinde das Maul zerrissen und deswegen einen Aufstand gebaut..
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  • r.kerber@web.de
    die sexuelle ausrichtung eines jeden menschen ist seine privatsache, und sollte es auch bleiben, solange beim ausleben keine gesetzteswidrigkeiten begangen werden.

    um so unverständlicher ist es, dass der mann so einen like in seinem facebookprofil postet.
    wer sozialen exibitionismus auf facebook beteibt, muss höllisch aufpassen, dass da nicht was landet was er da gar nicht haben möchte.
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  • regenmacher
    Glaube mir, ich bin wirklich kein freund der Kath. Kirche. Aber über so etwas einen ausführlichen Artikel zu schreiben.... da unterstelle ich mal, das andere Motive der Grund sind.
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