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SCHWEINFURT/MÜNCHEN
Geht das AKW Grafenrheinfeld früher vom Netz?
Von unseren Redaktionsmitgliedern Josef Schäfer und Henry Stern
 |  aktualisiert: 11.12.2019 15:15 Uhr

Spekulationen über mögliche Pläne des Kraftwerksbetreibers E.ON, das Kernkraftwerk Grafenrheinfeld deutlich früher als bislang geplant vom Netz zu nehmen, haben heftigen politischen Zwist über mögliche Folgen für die Versorgungssicherheit mit Strom in Bayern ausgelöst.

Bayerns Energieministerin Ilse Aigner (CSU) hatte noch am Donnerstag vor Journalisten in München bekräftigt, durch das nach den bisherigen Atomausstiegsplänen für Ende 2015 vorgesehene Abschalten des Atommeilers drohten in keinem Fall Engpässe bei der Stromversorgung. Eine vorgezogene Abschaltung sei nicht möglich, der Meiler müsse deshalb „wenigstens bis Mitte 2015“ laufen.

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Einen Tag darauf berichtete jedoch die „Süddeutsche Zeitung“, Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) befürchte, dass das AKW bereits nach dem nächsten Winter vom Netz gehen könne. Dies könne eine sichere Stromversorgung im Freistaat gefährden: „Wir brauchen die Kapazitäten von Grafenrheinfeld 2015 noch für die Versorgungssicherheit“, sagte Seehofer dem Blatt. Bei einem Wahlkampfauftritt am Freitagnachmittag in Tretzendorf (Lkr. Haßberge) sah Seehofer allerdings keinen akuten Handlungsbedarf. Er betonte: „Fakt ist, dass das KKG bis Ende 2015 zur Versorgungssicherheit in Bayern beiträgt und erst dann abgeschaltet wird.“ Kraftwerksbetreiber E.ON wollte am Freitag Pläne für einen schnelleren Ausstieg nicht bestätigen: Es gebe derzeit keine Beschlüsse, die Stilllegung des Meilers in Grafenrheinfeld vorzuziehen, äußerte ein Unternehmenssprecher gegenüber dieser Zeitung. Gleichwohl überprüfe man regelmäßig die Wirtschaftlichkeit.

Damit bestätigte er eine Aussage des technischen Leiters, Reinhold Scheuring, vor wenigen Wochen. Demnach ist noch nicht entschieden, ob E.ON in Grafenrheinfeld 2015 wie üblich ein Fünftel der Brennelemente gegen neue austauscht oder darauf verzichtet.

Hintergrund sind wirtschaftliche Überlegungen angesichts der Brennelementesteuer. Damals hatte eine E.ON Sprecherin die Steuerbelastung auf 150 bis 180 Millionen Euro pro Brennelementetausch und Werk beziffert. Scheuring ließ zudem offen, welche Konsequenzen ein Verzicht des Austauschs für die Laufzeit des Meilers haben könnte.

Im Landtag wird bereits seit einigen Wochen kolportiert, E.ON versuche politischen Druck aufzubauen, um die Brennelementesteuer 2015 erlassen zu bekommen oder die Betriebskosten für Grafenrheinfeld auf die Stromkunden abzuwälzen.

Letzteres wäre der Fall, wenn die Bundesnetzagentur und der Netzbetreiber Tennet Grafenrheinfeld als „systemrelevant“ einstufen würden, um eine geplante Abschaltung zu untersagen. „E.ON pokert gewaltig mit der Brennelementesteuer“, glaubt auch Grünen-Fraktionschef Ludwig Hartmann. Und Seehofer spiele das „abgekartete Spiel“ mit der Angst vor einem „Blackout“ auch noch mit. Dieses diene aber offensichtlich nur dazu, „dass die Stromriesen vor dem nahenden Atomausstieg noch einmal kräftig Kasse machen“.

Es gebe „überhaupt keinen Grund, sich hier unter Druck setzen zu lassen“, findet der Grüne: Wenn die turnusmäßige Revision im Frühjahr 2015 nicht zu Stromausfällen führe und laut Bundesnetzagentur auch die vorgesehene Abschaltung Ende 2015 nicht, warum sollte dann eine Abschaltung im Frühsommer ein Problem sein, fragt Hartmann. „Wenn E.ON früher abschalten will, dann ist das doch nur zu begrüßen.“

Ob es tatsächlich dazu kommen wird, ist allerdings offen. „E.ON hat bisher keinen Antrag auf Stilllegung bei der Bundesnetzagentur gestellt“, sagte eine Sprecherin von Energieministerin Aigner auf Anfrage: „Wir gehen davon aus, dass Grafenrheinfeld bis Ende 2015 am Netz bleibt.“

Nach Auskunft der Bundesnetzagentur hat eine „Stilllegungsanzeige“ eine Frist von einem Jahr. Für Grafenrheinfeld liege noch kein solcher Wunsch vor. Ob die Netzagentur ihre noch vor kurzem geäußerte Einschätzung der Unbedenklichkeit der Abschaltung für die Stromversorgung in Bayern tatsächlich revidiert hat, konnte oder wollte die Bundesbehörde am Freitag auf Anfrage nicht mitteilen. Mitarbeit Norbert Vollmann

 
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  • Frankenpatriot
    Ach ja außerdem könnte ich allen hier als Lerntipp mal empfehlen, ab und zu mal die Folgen von "Zuhause im Glück - unser Einzug in ein neues Leben" empfehlen.

    Dort sieht man solche neuen Technologien wie Wärmepumpe, Holzpellets und andere solche Dinge bereits im produktiven Einsatz!! Dort kann man sich angucken, wie solche neue Technologien funktionieren!

    So viel dazu!!
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  • r.scheuring@t-online.de
    Es besteht die Wahrscheinlichkeit,dass es im Sommer mehr Sonnenscheinstunden
    gibt als im Winter.
    Aber nur am Tag!
    Und was ist mit der Stromversorgung nachts ?
    Wie hoch ist der Anteil der Photovoltaik an der bayerischen Stromversorgung (rechnerisch !!!) ?
    Wieviel MW müssen bei Sonnenuntergang schnell ersetzt werden ?
    Wird hierdurch die Wahrscheinlichkeit eines Netzausfalls erhöht ?
    Googeln und rechnen hilft zur Meinungsbildung.
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  • Frankenpatriot
    hi ramazotti,

    zu deiner Frage hier:

    Zitat von User ramazotti
    Und was ist mit der Stromversorgung nachts ?


    mal eine ganz einfache Antwort:

    a) Photovoltaik (das vom Mond reflektierte Sonnenlicht und Sternenlicht einfangen)
    b) Strom aus Biomasse
    c) Strom aus Wasserkraft
    d) Strom von Gezeitenkraftwkeren nach Deutschland leiten (gibt es in Portugal, Südspanien, Nordspanien, Südfrankreich, Italien, Griechenland, Norddeutschland; dazu müssen wir endlich die Trassen und die Speicher bauen!!)

    Von daher: lass dir von Seehofer keinen Bären aufbinden!! Seehofer will nur alle vergackeiern!! Dem geht es nur um seinen Traum von einem überdimensionierten Erdgaskraftwerk, dass der mit allen Mitteln durchpeitschen will, obwohl es nicht gebraucht wird!!

    Darüber hinaus geht es dem immer noch um die Unterstützung von Gazprom, Goldman-Sachs, OPEC und um die Unterstützung der ganzen Atomkonzerene (RWE, E-on, Vattenfall und EnBw)!!
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  • LiebleinGRFH
    den Punkt a meinen Sie wirklich ernst?
    wenn ja, dann glauben sie auch an den Osterhasen oder?
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  • richtig
    Putin und Seehofer wissen eben was ihr Volk will. Und wer will schon dagegen was sagen wenn sie dafür sorgen dass es das bekommt. Seehofer ist es halt genau so wurscht was etwa Hessen , NRW oder gar Holland meint wie Putin was die Ukraine, Deutschland oder die USA meint. Beide werden bei den" ihren" gefeiert und nationales oder internationales Recht kümmert dabei nicht. Hitlers Nichtangriffspackt den er mit Rußland war genau so viel wert wie die von diesen Herren unterzeichneten Verträge. Das Volk hat das weder damals wie heute gekümmert.
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  • U4564@gmx-ist-cool.de
    Wenn die Versorgngssicherheit gefährdet ist dann doch allenfalls im Winter. Im Sommer sinkt die Stromnachfrage erheblich, weil die ganzen E-Heizungen aus sind.
    Aus diesem Grund kann die Frage doch nur sein, ob man Grafenrheinfeld im Frühjahr 2015 oder erst im Frühjahr 2016 abschaltet. Ein Abschaltetermin 31.12.2015 aus Gründen der Versorgungssicherheit ist doch völliger Blödsinn!
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  • Statt froh zu sein, dass der Ausstieg w e s e n t l i c h s c h n e l l e r kommt, als noch vor kurzer Zeit erträumt, wird man jetzt schon wieder ungeduldig und versucht, alle Zeitpläne über den Haufen zu werfen.
    P.S. Nur mal hypothetisch: Ich hoffe, nicht eine Debatte erleben zu müssen, weil das Gas plötzlich (?) knapp und rationiert wird und "für Heizung und Kochen" benötigt wird.
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  • U4564@gmx-ist-cool.de
    Bei dem ganzen Zoff mit Putin momentan ist es ja fast schon merkwürdig, das EON, RWE und Co. noch nicht auf die Abhängigkeit von russischem Gas hingewiesen haben und ihre alten AKWs als tolle alternative angepriesen haben. Seehofer würde bestimmt dankbar auf den Zug mit aufspringen. Deshalb kann man nur hoffen, das der Putin wieder Ruhe gibt, Grafenrheinfeld im Frühjahr 2014 vom Netz geht und dann bald die Abrissbirne anrückt!
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  • 7181927
    Ministerpräsident und CSU-Chef Horst Seehofer ist momentan der unglaubwürdigste Politiker. Siehe Atomkraft: Erst Laufzeitverlängerung der Atomkraftwerke, dann Abschaltung dieser sogenannten sichersten Meiler auf der Welt. Später die Windkraft bevorzugen, dann wenn manche kommunalen Investoren in die Windkraft viel Geld in die Hand genommen haben die 1000 m Abstandsreglung einführen.
    Dieser Mann ist unglaubwürdig. Ich begreife das Bayerische Wählervolk nicht einem sogenannten Wendehals so viele Wählerstimmen zu geben. Im Freistaat wird man gewählt es muss nur CSU auf dem Wahlvorschlag stehen.
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  • ... die absolute Mehrheit hinter sich hat ...... grinsen
    -> please, don't answer, it's a joke zwinkern
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  • Frankenpatriot
    hi @ 7181927,

    genauso ist es! Du sagst es!! Dieser Seehofer ist in der Tat der absolut unglaubwürdigste Politiker in Deutschland!! Von wegen, es gäbe Stromengpässe wenn Grafenrheinfeld früher vom Netz geht. Das zeigen doch die ganzen Abschaltungen für die Revision jedes Jahr. Da ist nichts passiert.

    Außerdem hätten wir auch im Winter mehr als genug Sonnenstrom und auch Strom aus Biomasse und Windstrom (denn gerade im Winter peitscht doch der Wind mehr als ungestüm genug!). Von daher von wegen Stromengpass!! Das glaube wer will. Das ist sowas von lächerlich und diese Behauptung von Seehofer ist und bleibt ein Ammenmärchen.

    Denn wenn wir endlich mal die ganzen Gezeitenkraftwerke an Europas Küsten (Portugal, Dänemark, Norddeutschland, Südfrankreich, Nordspanien und Südspanien, Italien, Griechenland) endlich ans Netz anbinden würden und die Trassen bauen würden, dann hätten wir Strom satt und es gibt eben keine Engpässe!!

    Wann bekommt Seehofer dass in seine Schädel rein??
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  • Frankenpatriot
    hi 7181927,

    Außerdem gäbe es auch im Winter andere Wege zum Heizen. Wie?? Ganz einfach:

    a) Holzpellets
    b) Hackschnitzel
    c) Blockheizkraftwerke
    d) Luftwärmepumpe
    e) Geothermie

    Von daher: Seehofer hat von Energiewende absolut keine Ahnung und will der Bevölkerung nur einen Bären aufbinden! Außerdem brauchen wir auch dieses Gaskraftwerk, von dem Seehofer immer noch zu träumen scheint und nur deswegen blockiert dieser Typ wohl den Trassenbau, überhaupt nicht und genauso wenig braucht irgendjemand hier diese alten Öl- und Kohlekraftwerke!! Weg mit diesem Dreck!!
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