Den 3. Januar 2003 werden die Kissinger bestimmt so schnell nicht vergessen. Da schwoll die ansonsten so ruhige Fränkische Saale durch Regen und Schneeschmelze in kürzester Zeit auf Pegelstände eines 100-jährlichen Hochwassers. Dass sich die braunen Fluten wie beim großen Hochwasser von 1909 in die Innenstadt ergossen, wurde zwar knapp verhindert. Doch für die Staatsregierung wuchs sich das Ereignis zu einer Katastrophe aus. Das Hochwasser richtete an Regentenbau, Arkadenbau und Wandelhalle, die der Freistaat gerade erst mit zweistelligem Millionenaufwand sanierte, großen Schaden an.
Für Bad Kissingen erwies sich das am Ende als Glücksfall. Der hohe Schaden überzeugte München von der Notwendigkeit effektiven Hochwasserschutzes. Drei Jahre nach der Katastrophe hatte die Kurstadt ein System, das bei Bedarf relativ schnell aufgebaut werden kann. Davor hatten Politik und Fachleute Jahrzehnte über geeignete Lösungen diskutiert.
Rund 13 Millionen Euro hat der neue Hochwasserschutz gekostet, überwiegend aufgebracht von der EU und vom Freistaat, erinnert sich Leonhard Rosentritt. Er war damals der federführende Planer. Heute ist er Leiter des Wasserwirtschaftsamtes Bad Kissingen.
Das Besondere an dem Projekt: Es musste nicht nur technisch hohen Ansprüchen genügen. Sondern auch gestalterisch. Einfache Spundwände hätten im Herzen der Kissinger Kur nicht gereicht. Aus diesem Grunde genügen etwa das Material der Wände und die Geländer heute durchaus erhöhten Ansprüchen. Bad Kissingen gewann nicht nur Hochwassersicherheit, sondern an manchen Stellen auch Aufenthaltsqualität hinzu.
Seinen Nutzen hat der Hochwasserschutz bereits einige Male unter Beweis gestellt. Die extreme Belastungsprobe allerdings blieb bisher aus. „Zum Glück“, sagt Leonhard Rosentritt. Vergangenes Wochenende stand diese Probe eigentlich an. Da hatten die Fachleute nicht nur am Pegel Regentenbau mit Hochwasser der Meldestufe vier, das ist die höchste, und mehr gerechnet. Doch die Region um Bad Kissingen blieb zumindest tagsüber vom ganz großen Regen verschont.
Rosentritt ist aber sicher: „Die Saale hätte kommen können. Die Stadt hätt's überstanden.“